Datenkrake Lauterbach

Seite 2: "Karl Lauterbach is watching you"

Wie reagierten die Medien? Schnell meldeten sich erstmal die Unterstützer. In Deutschlandfunk lautet der Tenor der Redaktion: "ein guter erster Schritt. "Nur" ein guter erster Schritt.

Der Kommentator des Deutschlandfunk macht seriöse Datenschutzbedenken schnell mal lächerlich:

"Es ist schwer vorstellbar, dass jemand, der Techkonzerne aus den USA zum Beispiel per Apple-Watch seinen Puls fühlen und seinen Schlaf überwachen lässt, ein Problem damit hat, dass sein Hausarzt Befunde vom Orthopäden einsehen kann."

Kritik gab es ausgerechnet in der linksalternativen taz und in der rechtsalternativen Welt. Letztere spottete: "Das Passwort heißt jedenfalls Karl2024". Und dann ernsthafter: "Mit Zwang gewinnt man keine Skeptiker."

Die taz titelt "Karl Lauterbach is watching you" und warnt vor "Digitalisierung mit der Brechstange":

Wer in Deutschland krankenversichert ist, kann sich schon mal darauf einstellen, demnächst Google und Apple daran teilhaben zu lassen, welche Krankenversicherung sie oder er nutzt. (...) Zumal mit dem Schweigen, wie es sich derzeit abzeichnet, ganz schön vielem zugestimmt werden soll: Auch der Nutzung zu Forschungszwecken von Wissenschaft und Industrie. Was angesichts dessen, dass sich Gesundheitsdaten praktisch nicht anonymisieren lassen, ebenfalls alles andere als trivial ist.

Wann kommt der implantierte Datenchip?

Es stimmt zwar einerseits, dass Deutschland von einer absurden Technologieskepsis durchzogen ist. Aber Datenschutz ist nicht nur eine skurrile Fußnote aus vergangenen Zeiten. Der Hinweis darauf, dass man ja seine Daten auch für allen möglichen Unsinn, eine Gratis-App und Bonuspunkte im Supermarkt preisgebe, hilft hier nicht weiter. Gesundheit und Daten zu Körper, Psyche und Krankheitsgeschichten sind damit nicht vergleichbar.

Der neueste Vorstoß zur elektronischen Patientenakte ist ein Anschlag auf die informationelle Selbstbestimmung.

Der nächste Schritt dürfte konsequenterweise lauten: Alle Kassenpatienten bekommen einen Chip implantiert, der vom medizinischen Fachpersonal ausgelesen werden kann.