De-Dollarisierung als Zukunftsvision: Brics-Staaten auf der Suche nach alternativem Finanzsystem
Brics-Staaten streben Alternativen zum US-Dollar an. Auf dem Gipfel in Kazan könnte eine erste Ankündigung erfolgen. Steht das globale Finanzsystem vor dem Umbruch?
In einer Zeit, in der die Weltwirtschaft immer enger zusammenwächst, wird die Vormachtstellung des US-Dollars als globale Leitwährung zunehmend in Frage gestellt. Die Brics-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) und ihre neuen Partnerländer streben eine Entdollarisierung der Weltwirtschaft an.
Ankündigung auf kommendem Gipfel?
Besonders deutlich wurde dies zuletzt im Vorfeld des jährlichen BRICS-Gipfels, der vom 22. bis 24. Oktober im russischen Kazan stattfindet, berichtet die Asia Times.
Die Schaffung einer möglichen Multiwährungs-Zahlungsplattform und die Entwicklung eines auf Gold basierenden Handelswährungssystems durch die Brics-Staaten könnte einen historischen Wendepunkt darstellen. Noch gibt es wenig Details, doch Beobachter erwarten auf dem Gipfel eine entsprechende Ankündigung, so die Zeitung.
Dies wäre der erste glaubwürdige Versuch, sich von dem seit 1944 durch das Bretton-Woods-Abkommen etablierten Dollarsystem zu lösen.
Brics gewinnen an Bedeutung
Während US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump kürzlich auf einer Wahlkampfveranstaltung in Wisconsin mit Zöllen in Höhe von 100 Prozent auf Waren aus Ländern drohte, die sich vom Dollar abwenden, scheint er die möglichen schmerzhaften Folgen für die amerikanischen Haushalte zu übersehen – etwa eine Verdoppelung der Preise für viele Konsumgüter.
Die Brics-Staaten, zu denen inzwischen auch Ägypten, Äthiopien, der Iran und die Vereinigten Arabischen Emirate gehören, gewinnen zunehmend an wirtschaftlicher Bedeutung.
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Bereits 2016 übertraf die kombinierte Wirtschaftsleistung der Brics die der G7. Allein China trägt mit 30 Prozent fast doppelt so viel zur weltweiten Industrieproduktion bei wie die USA.
Modelle für eine gemeinsame Finanzarchitektur
Die Entwicklung einer gemeinsamen Finanzarchitektur ist komplex, aber es gibt Modelle. So hat der stellvertretende russische Außenminister Sergej Rjabkow eine Währungseinheit vorgeschlagen, die der Europäischen Währungseinheit (ECU), dem Vorläufer des Euro, ähnelt.
Eine andere Idee ist der "Bancor", eine von John Maynard Keynes auf der Konferenz von Bretton Woods vorgeschlagene Währungseinheit, die an einen Korb wichtiger Rohstoffe gekoppelt ist.
China arbeitet an "Brics-Blockchain"
Während eine gemeinsame Brics-Währung in naher Zukunft unwahrscheinlich erscheint, arbeitet China mit anderen Ländern an der Entwicklung von mBridge, einer Blockchain-basierten Plattform, die Finanztransaktionen in mehreren Währungen ermöglicht.
An mBridge sind die Zentralbanken Chinas, Thailands, der Vereinigten Arabischen Emirate und Hongkongs beteiligt.
Die Brics-Staaten setzen auch auf den Aufbau von Goldreserven, was als Vorbereitung auf eine mögliche finanzielle Neuausrichtung interpretiert werden kann. Das Edelmetall wurde in der Vergangenheit genutzt, um Währungen nach einer Finanz- oder Währungskrise neu zu kalibrieren.
Die Zukunft des Weltfinanzsystems steht auf dem Spiel, und die Entscheidungen der Brics-Staaten könnten entscheidend zu seiner Neugestaltung beitragen.
Es bleibt abzuwarten, wie die USA auf diese Herausforderungen reagieren und ob und wie das seit 80 Jahren bestehende Bretton-Woods-System transformiert wird. Eine Architektur, die die wirtschaftlichen und demographischen Realitäten des 21. Jahrhunderts widerspiegelt, scheint über kurz oder lang unausweichlich.