Deal gesucht? Chinas antwortet auf US-Zölle fällt moderat aus

Marcel Kunzmann
Ein Bündel Yuan und ein Bündel US-Dollar auf einem Schachbrett

China hat auf die am Montag in Kraft getretenen US-Zölle reagiert

(Bild: allensima/Shutterstock.com)

Neue Zölle und Exportkontrollen treffen zahlreiche US-Importe. Antitrust-Verfahren gegen Google eingeleitet. Moderate Auswirkungen, aber Risiko einer Eskalation.

Als Antwort auf die am Samstag von US-Präsident Donald Trump angekündigten Strafzölle von 10 Prozent auf chinesische Importe hat die Regierung in Beijing am Dienstag ein breites Paket wirtschaftlicher Gegenmaßnahmen veröffentlicht.

Das chinesische Finanzministerium erklärte, ab dem 10. Februar würden bestimmte Kohlensorten und Flüssiggas mit 15 Prozent Zoll belegt. Für Rohöl, landwirtschaftliche Maschinen, Autos mit großem Hubraum und Pick-up-Trucks soll ein Satz von 10 Prozent gelten.

Neue Exportkontrollen für Schlüsselmaterialien

Außerdem verkündeten Handelsministerium und Zollverwaltung neue Exportkontrollen für über zwei Dutzend metallische Produkte und verwandte Technologien. Darunter sind Materialien wie Wolfram und Tellur, die in Industrie und Rüstung zum Einsatz kommen und von denen nicht wenige von den USA als "strategisch" betrachtet werden.

China ist der weltweit führende Produzent von Wolframkonzentrat mit einem Anteil von über 80 Prozent an der Weltproduktion. Die von Zöllen betroffenen Güter machen jedoch nur einen relativ kleinen Teil des bilateralen Handels aus, so dass die Maßnahmen laut Experten moderat ausfallen.

"Die Maßnahmen sind, zumindest im Vergleich zu den US-Zöllen, recht bescheiden und eindeutig darauf kalibriert, ein Signal an die USA zu senden, ohne zu großen Schaden anzurichten", sagte Julian Evans-Pritchard von Capital Economics gegenüber dem US-Nachrichtensender CNN.

Einzelne US-Unternehmen im Visier

Das Handelsministerium setzte zudem die Biotechnologiefirma Illumina und das Modeunternehmen PVH Group, zu dem Calvin Klein und Tommy Hilfiger gehören, auf eine Liste für unzuverlässige Firmen. Sie hätten "gegen normale Handelsregeln verstoßen", so das Ministerium.

Außerdem leitete Chinas Marktregulierungsbehörde ein wettbewerbsrechtliches Verfahren gegen Google ein. Der Technologiekonzern wird verdächtigt, seine marktbeherrschende Stellung missbraucht zu haben. Google, dessen Suchmaschine in China blockiert ist, operiert seit 2010 jedoch kaum noch in China.

Mit den Schritten versucht Chinas Regierung, auf die von Trump am Montag verhängten Zölle zu reagieren. Auch wenn die Auswirkungen begrenzt sein dürften, senden sie ein Signal, dass China bereit ist, sich zu wehren.

"Sie haben ein viel weiter entwickeltes Exportkontrollregime. Wir sind bei vielen kritischen Mineralien von ihnen abhängig: Gallium, Germanium, Graphit und viele andere. Sie könnten unserer Wirtschaft also erheblichen Schaden zufügen", analysierte der frühere US-Diplomat Philip Luck von CSIS am Montag.

China besser gerüstet als 2018

Es ist nicht das erste Mal, dass die beiden Länder in einen Handelskrieg geraten. Bereits 2018 hatte Trump Zölle erhöht und China reagierte mit Gegenmaßnahmen. Diesmal scheint Beijing jedoch besser vorbereitet zu sein.

In einer Erklärung verurteilte die chinesische Regierung die US-Zölle als Verstoß gegen die Regeln der Welthandelsorganisation (WTO). Man habe bei der WTO Beschwerde eingereicht und werde "entsprechende Gegenmaßnahmen" ergreifen.

Ob dies der Auftakt zu weiteren Eskalationsschritten ist, bleibt abzuwarten. Trump erklärte am Montag, dass er in den nächsten 24 Stunden mit Chinas Staatschef Xi Jinping sprechen wolle. Beijing hat bisher nicht bestätigt, dass ein solches Gespräch geplant ist.

Laut dem Economist könnte Trump angesichts der ebenfalls eher moderaten 10-prozentigen Zöllen versuchen, einen Deal mit Beijing zu suchen, der auch Fragen der Globalen Sicherheit und den Ukraine-Krieg mit einschließt.

Shier Lee Lim, leitende FX- und Makrostrategieanalystin für den asiatisch-pazifischen Raum bei Convera in Singapur, bezeichnete Chinas Vergeltungsmaßnahmen als "kalibriert". Sie dienten dazu "Druck auf wichtige US-Exportsektoren auszuüben und gleichzeitig die inländischen Inflationsrisiken zu mindern".

"Unsere Analyse stimmt mit Schätzungen der asymmetrischen Auswirkungen auf das Wachstum überein: Das BIP der USA könnte sich 2025 um 0,8 bis 1,0 Prozentpunkte verlangsamen, während China aufgrund seiner Handelsdiversifizierung seit 2018 nur einen geringeren Rückgang von etwa 0,4 Prozentpunkten verzeichnen wird", so Lee Lim gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.

Es bleibt jedoch das akute Risiko einer erneuten Eskalation in einen größeren Handelskrieg – mit negativen Folgen für das weltweite Wirtschaftswachstum, steigender Inflation und einem stärkeren US-Dollar.