Der Gemüse-Server

Webserver betreiben, Unterschriften fälschen und Haut reinigen: Wir feiern 250 Jahre Kartoffel in Mitteleuropa

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Einige erinnern sich vielleicht noch an den lustigen Versuch in der Schule mit der Kartoffel, bei dem man zwei leitende Bleche in das Gemüse steckte und die Spannung dieser biologischen Batterie maß.

Wer sich an diese Physikstunde nicht erinnert, weil er da gefehlt hat und dieses Stück Jugend nachholen will, kann das zuhause ganz leicht machen und da nur wenige ein Spannungsmesser daheim herumliegen haben, einen alten Kopfhörer anschließen. Es knistert dann aus der Kartoffel.

Da aus aufmerksamen Physikstunden-Lauschern Webmaster und Server-Betreiber werden, wurde dann einer dieser Internetwitze geboren: Ein Server, powered by Kartoffel. Mit der Spannung einer Kartoffel, also etwa 0,75 Volt, betrieben angeblich zwei britische Tüftler einen Webserver mit zwei Internetsites. Eingesetzt würde ein Prozessor mit geringem Stromverbrauch, aus dem alles, bis auf den zentralen Rechnerchip, entfernt worden sei. Die für den Betrieb des Servers notwendige Software sei auf einem anderen Chip gespeichert, der als Festplatte diene. Nach ein paar Tagen müsse die Kartoffel ausgewechselt werden. Ein typischer Internetwitz, der sich selbstständig gemacht hat, bis dann jemand, herausgefordert durch die rasante Resonanz, wirklich einen Gemüse-Server angelegt hat! Ich war da, ich habe die Kartoffel gesehen!

Aber mit rohen Kartoffeln lassen sich noch ganz andere Dinge anstellen. Man kann mit ihnen Ölgemälde reinigen und ausgetrocknete Zigarren, Zigaretten und Marihuana wiederbeleben, in dem man neben die Rauchwaren einige Zeit rohe, geschälte Erdäpfel legt, wie der Österreicher sagt.. Auch für Fälschungen eignen sich die sympathischen Nachtschattengewächse: Man drückt die aufgeschnittene Seite auf eine Unterschrift oder einen Stempel, die Farbe wird aufgenommen, und presst sie dann auf ein anderes Dokument, ähnlich wie beim Kartoffeldruck.

Silberfischchen mögen stärkehaltige Präparate und lassen sich durch eine aufgeschnittene, rohe Kartoffel anlocken. Nach ein paar Stunden kann man die auf der Kartoffel sitzenden Tiere einsammeln und vernichten. Gegen Sodbrennen hilft das Kauen einer rohen Kartoffel. Glattgestrichen auf einen Spinatfleck entfernt sie diesen. Kleine Verbrennungen werden mit Fett bestrichen und die aufgelegte Knolle heilt die Verletzung. Eine aufgeschnittene rohe Kartoffel in den Bauch eines ausgenommen Fisches gibt ihm Halt in einer Bratterrine. Der Fisch wird so im Ofen von allen Seiten gegart, ohne dass man ihn wenden muss. Die Kartoffel kann man hinterher natürlich mitessen. Außerdem, um im Stil alter Broschüren mit dem Titel 5000 Tips für die Hausfrau zu bleiben , ist die Kartoffel, Grundstoff des Wodkas -übrigens ein idealer Brillenreiniger-, ein billiges Schönheitsmittel: Rohe Scheiben auf das Gesicht aufgelegt, strafft und klärt sie die Haut und wirkt gegen vergrößerte Poren. Ach ja, man kann Kartoffeln auch kochen und essen.