Der Mars kommt!

Es wäre etwas übertrieben zu behaupten, dass Freunde der Astronomie seit 60.000 Jahren auf diesen Tag gewartet haben. Aber immerhin findet am 27. August ein Schauspiel statt, das zuletzt die Neandertaler beobachten konnten

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Am 27. August stehen sich Mars und Sonne am irdischen Himmel genau gegenüber, um die sogenannte Mars-Opposition zu bilden. Zu dieser Konstellation kommt es etwa alle zwei Jahre, doch diesmal gelangt der rote Planet in die Nähe seines sonnennächsten Punktes, ist dann "nur" noch 55,76 Millionen Kilometer von der Erde entfernt und soll wegen des Neumondes besonders gut zu sehen sein.

Seit Juni kann der Mars von der Erde aus bereits beobachtet werden, doch in den Tagen um seine größte Annäherung werden sich die Chancen, den planetaren Nachbarn näher in Augenschein zu nehmen, noch einmal deutlich verbessern. Die Vereinigung der Sternfreunde e.V. (VdS), ein Zusammenschluss von über 4.000 Amateur-Astronomen, hat den 23. August deshalb zum ersten deutschlandweiten Astronomietag erklärt. An ihm beteiligen sich über 200 Sternwarten, Institute, Planetarien und Privatleute.

Die Teilnehmer laden Interessierte aber nicht nur zur Marsbeobachtung, sondern auch zu Vorträgen und weiterführenden Veranstaltungen ein. Wolfgang Steinicke, Pressesprecher der VdS, erklärt auf Nachfrage von Telepolis:

In anderen Ländern sind Astronomietage seit vielen Jahren üblich, und es gibt doch auch einen Tag des Baumes, einen Tag des Kindes und so weiter und so fort. Wir reagieren auf das große Interesse in der Bevölkerung und versuchen mit unseren Aktionen, das Bewusstsein für astronomische Fragen zu schärfen.

Den aufklärerischen Impetus begründet Steinicke zum einen mit dem bedauerlichen Umstand, dass viele Menschen immer noch Astronomie und Astrologie verwechseln und Himmelsbeobachter für esoterische Sonderlinge halten. Für diese Situation sei aber ein grundsätzlicheres Wissensdefizit verantwortlich, das in eklatantem Gegensatz zu der Bedeutung stehe, die Weltraum und Weltraumfahrt für die Menschheit der Zukunft haben könnten: "Der Mars ist deshalb eigentlich nur ein prominenter Aufhänger, um eine größere Öffentlichkeit für dieses Thema zu sensibilisieren."

Schließlich werfe die Beschäftigung mit astronomischen Phänomenen Fragen von der Stellung des Menschen im Kosmos bis hin zu Problemen der Luft- und Lichtverschmutzung auf. Aber auch Forschung und Wissenschaft wollen vom Besuch des roten Planeten profitieren, wenn auch nicht in unmittelbarer Erdnähe.

Der Anfang Juni gestartete europäische "Mars Express" soll Weihnachten sein Ziel erreichen und eine Fähre auf dem Mars absetzen. Ein ähnliches Ziel verfolgen neben einem zeitweise vom Weg abgekommenen japanischen Flugkörper auch die beiden Raumsonden "Spirit" und "Opportunity", die von der NASA im Juli ins All geschickt wurden. Wann eine bemannte Marsmission möglich sein wird, steht derzeit allerdings noch in den Sternen, auch wenn die Europäische Weltraumorganisation dieses ehrgeizige Ziel erklärtermaßen in den nächsten 30 Jahren verwirklichen will. Bis zu einer noch größeren Annäherung des Mars wird die Menschheit hoffentlich nicht warten müssen.

Denn die wird erst für den 28. August 2287 erwartet. Dann beträgt die Entfernung "nur" noch 55,69 Millionen Kilometer.