Der US-Dollar bleibt vorerst unangefochten: Brics weiter ohne Alternative
Die Brics-Staaten wollten den Dollar herausfordern. Auf ihrem Gipfel räumte Putin nun ein Scheitern ein. Warum die ökonomische Realität den Erfolg blockiert.
Die jüngsten Entwicklungen auf dem Brics-Gipfel, an dem die Staatschefs Brasiliens, Russlands, Indiens, Chinas und Südafrikas teilnahmen, haben gezeigt, dass eine Herausforderung des vom US-Dollar dominierten globalen Bankensystems in naher Zukunft nicht zu erwarten ist.
De-Dollarisierung abgesagt?
Gastgeber Wladimir Putin, räumte ein, dass eine solche Zahlungsinfrastruktur nicht im Entstehen begriffen sei, was sowohl Anti-Kolonialisten als auch westliche Beobachter überraschte, berichtet die Asia Times.
Die beiden Wirtschaftsgiganten China und Indien, vertreten durch Xi Jinping und Narendra Modi, erwähnten in ihren Reden keine alternativen Zahlungsvereinbarungen.
Dies unterstreicht, dass die technischen Voraussetzungen für alternative Zahlungssysteme, wie sie das Swift-System bietet, nicht das eigentliche Hindernis sind. SWIFT ermöglicht eine sichere Nachrichtenübermittlung zwischen Banken und ist nicht auf den Dollar beschränkt.
US-Markt als Wachstumsmotor für den Globalen Süden
Die Herausforderung liegt vielmehr in der wirtschaftlichen Realität. Die hohe Importnachfrage der USA führt zu einem überproportionalen Wirtschaftswachstum im globalen Süden. China beispielsweise exportiert nur 2,3 Prozent seines BIP in die USA, aber etwa die Hälfte seines Exportwachstums seit 2020 basiert auf weiteren Exporten in die USA.
In den letzten vier Jahren sind die US-Importe aus dem Globalen Süden von rund 60 Milliarden Dollar pro Monat auf 100 Milliarden Dollar gestiegen, während sich Chinas Exporte in den Globalen Süden von rund 60 Milliarden Dollar auf 140 Milliarden Dollar pro Monat mehr als verdoppelt haben.
Die Abhängigkeit vom US-Markt variiert jedoch stark zwischen den Entwicklungs- und Schwellenländern. Länder wie Vietnam und Mexiko, die sich auf das so genannte "Friend-Shoring" konzentrieren – also die Verlagerung der Produktion weg von China hin zu vermeintlich freundlicheren Ländern – verzeichneten ein starkes Wachstum ihrer Exporte in die USA im Verhältnis zum BIP.
Rolle des US-Defizits und Aussichten der Entwicklungsökonomien
Die Bedeutung der USA für die Wirtschaft des Globalen Südens zeigt sich vor allem in ihrem enormen Leistungsbilanzdefizit. Mit einem Defizit von 80 Milliarden Dollar pro Monat oder einer Billion Dollar pro Jahr übertrifft das US-Defizit den Rest der Welt.
China, die größte bzw. zweitgrößte Wirtschaftsmacht der Welt – je nachdem, ob man das BIP in US-Dollar oder in Kaufkraftparitäten misst – hat in den letzten drei Jahren keine nennenswerten Importsteigerungen aus dem Globalen Süden verzeichnet. Angesichts Beijings Fokus auf Hightech-Investitionen bleibt der Globale Süden damit stark von den USA abhängig.
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Langfristprognosen wie die der Brookings Institution aus dem letzten Jahr deuten darauf hin, dass der ostasiatische Gesamtkonsummarkt den US-Markt bis 2028 überholen könnte. Um die Währungen der Entwicklungsländer als attraktive Reservewährungen zu etablieren, sind jedoch die Entwicklung einer lokalen Mittelschicht, Infrastruktur und Bildung notwendig.
Zahlungssystem und Währungsreserven der BRICS-Staaten
Die finale Erklärung des Brics-Gipfels beschränkte sich auf die Ankündigung von Machbarkeitsstudien für Zahlungssysteme.
Die Brics-Staaten halten nur in begrenztem Umfang gegenseitig ihre Währungen als Reservevermögen. Der Anteil des chinesischen Renminbi (RMB) an den weltweiten Zentralbankreserven liegt bei gerade einmal 2,3 Prozent, trotz eines Anstiegs von 1,1 Prozent im Jahr 2016 auf einen Höchststand von 2,8 Prozent im Jahr 2022.
Die Unabhängigkeitserklärung des Globalen Südens vom Dollar-System ist vorstellbar, doch sind die erforderlichen umfassenden Veränderungen – wie Transparenz und Risikomanagement der Kapitalmärkte – nur schrittweise und ungleichmäßig zu beobachten.
Unter absehbaren Umständen dürfte eine solche Unabhängigkeit noch Jahre auf sich warten lassen.