Der große Jackpot

Profite aus Kriegsgeschäften der Bush-Regierung sind noch größer als angenommen

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"Two U.S. Firms Hit Iraq Jackpot", titelte "CBS News" am 28. August auf seiner Internetseite, nachdem bekannt geworden war, wie gut die Unternehmen Halliburton und Bechtel an den Kriegen der Bush-Regierung verdienen. Bechtel soll Presseberichten zufolge einen zusätzlichen Auftrag von 350 Millionen Dollar für Wiederaufbauprojekte im Irak erhalten. Dabei hatte das Unternehmen erst im April einen Vertrag von 680 Millionen Dollar bekommen, um Infrastrukturprojekte im Irak durchzuführen. Die texanische Firma Halliburton (vgl. Krieg ist gut fürs Geschäft), die bis zum Jahr 2000 vom heutigen Vizepräsidenten Dick Cheney geleitet wurde, ist nicht nur am Wiederaufbau des Irak beteiligt, sondern verdient vor allem als Zulieferer des US-Militärs.

Laut Washington Post vom 28. August hat Halliburton allein durch die "Operation Iraqi Freedom" mehr als 1,7 Milliarden Dollar Umsatz gemacht. Hinzu kämen jetzt Millionen von Dollar aus einem Vertrag, den das Unternehmen vom U.S. Army Corps of Engineers erhalten habe, berichtet das Blatt unter Berufung auf Dokumente des Joint Munitions Command, das für die Logistik der Truppen zuständig ist. Durch seine Tochter "Brown and Root" sei Halliburton fester Bestandteil des US-Militärs geworden: Das Unternehmen baue und verwalte US-Militärbasen, liefere das Essen genau so wie Post für die Soldaten.

Und Halliburton ist offenbar kein Einzelfall. Inzwischen gingen rund ein Drittel der 3,9 Milliarden Dollar, die die Besatzung des Irak den amerikanischen Steuerzahler jeden Monat kostet, an private Unternehmen wie Halliburton, die dem Militär zuarbeiten, schreibt die "Washington Post".

Der Umfang und die Dauer der Halliburton im Zusammenhang mit dem Irak-Krieg zugesprochenen Regierungsverträge sind signifikant größer als vorher bekannt und zeigen, dass sich das US-Militärs zunehmend auf profitorientierte Unternehmen verlässt, die die Logistik betreuen.

Wie viel Aufträge "Brown and Root" in den letzten US-Kriegen an Land ziehen konnte, hat die "Washington Post" in einer Tabelle aufgelistet. Demnach brachte die "Operation Enduring Freedom", also der Afghanistan-Krieg, Verträge im Wert von 183 Millionen Dollar. "Brown and Root" hat Militärberater in Usbekistan untergebracht (25 Millionen), georgische Truppen trainiert (23 Millionen), in Afghanistan die Wasserversorgung repariert (10 Millionen) sowie US-Truppen versorgt und untergebracht (52 Millionen), ebenso in Dschibuti (28 Millionen).

Ungleich lukrativer war hingegen der Irakkrieg. Der Halliburton-Konzern kümmerte sich um die Wiederherstellung von Ölquellen (710 Millionen) und die Unterbringung von Soldaten sowie deren Transport (269 Millionen). Mit Versorgung und Transport von US-Truppen in Kuwait, Jordanien und der Türkei verdiente "Brown and Root" weitere 389 Millionen Dollar. Hinzu kommen der Wiederaufbau im Irak (170 Millionen), Gefängnisse für Kriegsgefangene (28 Millionen) und Unterstützung von Spezialistenteams, die nach Massenvernichtungswaffen suchen (40 Millionen).

Halliburton ist traditionell im Ölgeschäft tätig und kümmert sich dort um Pipelines und Ölquellen. Daneben hat das Unternehmen aus Houston auch immer wieder Aufträge vom Pentagon angenommen. In den letzten Jahren hat Halliburton bzw. seine Tochter "Brown and Root" die US-Truppen auf dem Balkan versorgt und dann auch gleich eine Machbarkeitsstudie für eine Öl-Pipeline von Bulgarien am Schwarzen Meer über den Balkan nach Albanien ans Mittelmeer erstellt.

Die Zusammenarbeit mit Dick Cheney geht auf die Zeit nach dem Golfkrieg 1991 zurück. Damals betrieb Cheney als Verteidigungsminister die Privatisierung einzelner Bereiche des Militärs. "Brown and Root" wurde ausgewählt, um diese Pläne umzusetzen. 1995 ging Cheney, längst nicht mehr Verteidigungsminister, weil George Bush Sen. die Wahl gegen Bill Clinton verloren hatte, als Vorstandsvorsitzender zu Halliburton. 2000 zog es ihn zurück in die Politik, und er wurde Vizepräsident. Auch danach liefen Halliburtons Geschäfte mit der Regierung wie geschmiert.

Doch jetzt bekommt Halliburton vielleicht Gegenwind. Kriegsgegner wollen Halliburton, Bechtel und Co. das Geschäft verderben und haben eine Kampagne gegründet mit dem Ziel, die Kriegsprofiteure und die Invasion der Konzerne im Irak zu stoppen. Die Kampagne wird von prominenten Köpfen wie Naomi Klein und Noam Chomsky unterstützt.

William D. Hartung vom "World Policy Institute" erinnerte in diesem Zusammenhang an Präsident Dwight Eisenhower und dessen Warnung vor dem Einfluss des militärisch-industriellen Komplexes. Der Wissenschaftler fordert jetzt u.a. eine Kongress-Untersuchung, vergleichbar der von Harry Truman im Zweiten Weltkrieg, um Licht ins Dunkel der undurchsichtigen Vertragsvergaben zu bringen. Außerdem müssten alle Wiederaufbau-Verträge für den Irak offen ausgeschrieben und nach festen, transparenten Regeln vergeben werden. Um sicherzugehen, dass es zu keinen Interessenkonflikten kommt, sollten Bush und seine Herausforderer im nächsten Wahlkampf zudem auf Spenden von Unternehmen, die vom Irak-Krieg oder dem Wiederaufbau profitiert haben, verzichten.