Der korrupte Kommandant und seine perverse Nymphomanin
- Der korrupte Kommandant und seine perverse Nymphomanin
- Zwischen KZ und Sitcom
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Die Lady mit dem Lampenschirm, Teil 2
Teil 1: Geschichte eines Entlastungsmythos
I’m here in Buchenwald.
Woody Guthrie, "Ilsa Koch"
My number’s on my skin.
Old Ilsa Koch is here. [...]
Lamp shades are made from skins.
I’m choking on the smoke.
The stink is killing me.
Old Ilsy Koch was jailed.
Old Ilsy Koch went free.
I’ve got to hush my song.
Es beginnt mit einer Titelkarte. Der Film, den wir jetzt gleich sehen werden, steht da, beruht auf Tatsachen. Die gezeigten Gräueltaten wurden als "medizinische Experimente" in speziellen Konzentrationslagern des Dritten Reichs begangen. Diese Verbrechen gegen die Menschlichkeit sind historisch verbürgt, auch wenn die handelnden Personen aus mehreren berüchtigten Nazis zusammengesetzt sind. Der Film wurde in der Hoffnung gedreht, dass solche fürchterlichen Verbrechen nie wieder geschehen werden. Gezeichnet: Herman Traeger, Produzent. Dazu hören wir den Ausschnitt aus einer Rede Adolf Hitlers. Der Führer spricht über die Volksgemeinschaft und die deutsche Heimat und endet mit einem dreifachen "Sieg Heil!". Es wird viel Blut und nackte Haut geben, weil "Herman Traeger" ein Pseudonym des einschlägig bekannten David F. Friedman ist.
Mit Nazis im Liebescamp
Wir sind in einem Zimmer mit hässlicher Tapete. Die Kamera zeigt einen Lampenschirm, schwenkt dann hinüber zu einem Bett. Auf dem Weg dahin sehen wir einen Wandspiegel, Ballettschuhe an einem Kleiderständer, einen weiteren Lampenschirm, einen Schminktisch, eine Nachttischlampe (mit Schirm). Die Ausstattung signalisiert, dass es das Zimmer einer Frau ist. Auf dem Bett ein kopulierendes Paar. Der Volksempfänger liefert klassische Musik zum Sex. Der Mann kommt zum Orgasmus. Für die Blondine ist das viel zu früh. Sie nimmt eine Dusche und befriedigt sich dabei. Letzteres geschieht unterhalb des Bildausschnitts, und es steht zu vermuten, dass der Duschkopf bei dieser Verrichtung eine wichtige Funktion hat. Der Mann ist inzwischen eingeschlafen, wird geweckt von einer Frauenhand mit dunkel lackierten Fingernägeln. Die Blondine hat ihre SS-Uniform angezogen. Sie heißt Ilsa. Für amerikanische Ohren klingt so der Vorname von Ilse Koch, in englischsprachigen Texten wird er öfter so geschrieben. Man muss Ilsa mit "Mein Kommandant" oder "Fräulein Doktor" ansprechen. Im Zimmer stehen zwei weitere Fräuleins, ebenfalls in schwarzer SS-Uniform, die den zu früh ejakulierenden Liebhaber zurück ins Lager bringen sollen. Überblendung auf einen Gefangenentransport. Ein deutscher Soldat bewacht junge Frauen, die mit einem Lastwagen angekarrt werden. Dazu wird der Filmtitel eingeblendet: Ilsa She Wolf of the SS.
In Deutschland lief der vielleicht berüchtigste aller Nazi-Exploitationfilme unter Verleihtiteln wie Ilsa, die Hündin von Liebeslager 7 oder auch mal im Plural (Hündinnen). Da war die "Bitch of Buchenwald" mit drin und ein früherer Erfolgsfilm von David F. Friedman, der seine Karriere mit der Produktion von Softpornos begonnen und den Sex dann mit dem Splatterfilm, Nazis, dem Frauengefängnisfilm und Hitchcocks Torn Curtain (1966) kombiniert hatte. Bei Hitchcock tut Paul Newman so, als würde er in den Osten überlaufen, um in der DDR die Formel für ein Raketen-Abwehrsystem auszuspionieren. Die Friedman-Produktion Love Camp 7 spielt in einem Wehrmachts- und SS-Bordell. Grace und Linda, zwei junge Soldatinnen der US-Armee, lassen sich von der Gestapo verhaften und werden wie erhofft als Zwangsprostituierte in das Liebeslager gebracht. Eine dort von den Nazis festgehaltene Wissenschaftlerin hat Informationen über ein Triebwerk, das den Krieg entscheiden könnte. Weil dann aber der Befreiungsplan misslingt, werden Grace und Linda denselben Brutalitäten und Perversionen unterzogen wie die anderen Insassinnen, ehe sie ihre Mission erfüllen können.
Das Werk inspirierte Frauengefängnisfilme wie Women in Cages (1971) und The Big Bird Cage (1972), fand aber zunächst keine Nachahmer, die aus dem Knast erneut ein Lager mit Wächtern in NS-Uniform gemacht hätten. Das änderte sich, als Liliana Cavani mit ihrem auf ein eher intellektuelles Publikum abzielenden Psychodrama Der Nachtportier (1973) ein international diskutierter Skandalerfolg gelang. Mit der Erotik, die in einer extremen Form von Machtverhältnissen steckt, in der Henker-Opfer-Beziehung und in der Uniform als einem Symbol der Unterwerfung, wollten nun auch andere Geld verdienen. Wenn sich das Exploitationkino dabei auf nackte Brüste, Schamhaare und Folterszenen konzentrierte, muss einen das nicht wundern. Ilsa war das Projekt kanadischer Finanziers, die Dave Friedman als Produzent anheuerten. Der Regisseur (und ehemalige Fallschirmjäger) Don Edmonds hatte nach einer mäßig erfolgreichen Karriere als Darsteller komischer Figuren in amerikanischen Fernsehserien umgesattelt und ein paar Softpornos inszeniert. Die Hauptrolle übernahm Dyanne Thorne, früher Showgirl in Las Vegas und bereits in mehreren Sexploitationfilmen aufgetreten. Als Ilsa gelangte sie zu Kultstatus.
In der ersten Sexszene sehen wir Ilsa oben, auf ihrem Liebhaber sitzend. Das hilft Edmonds dabei, Thornes üppige Brüste ins Bild zu rücken. Die umgekehrte Missionarsstellung gehört aber auch zur Botschaft. Es ist nicht weiter schwer, den Film als den Ausdruck männlicher Ängste zu interpretieren, als Reaktion auf die Women’s-Lib-Bewegung der 60er und 70er. Trotz der im Zimmer verteilten weiblichen Attribute nimmt Ilsa die traditionelle Rolle des Mannes ein. Himmler war sehr dafür, die Frauen in seine "Sippengemeinschaft" zu integrieren, weil er befürchtete, dass reine Männerbünde zu Homosexualität führen würden, in den Frauenblöcken der Konzentrations- und Vernichtungslager gab es weibliche Aufseher, doch vollwertige Mitglieder der SS oder gar Lagerkommandantin werden konnten sie nicht. Sie wurden trotz Uniform als Zivilangestellte geführt und gehörten nicht zur SS, sondern zum "SS-Gefolge". Alles andere hätte dem Selbstverständnis von Himmlers Chauvitruppe widersprochen. Ilsa ist das Phantasiebild einer männerverschlingenden Dominatrix mit Reitstiefeln und Krawatte. Auf eine verquere Weise passt das zu einem psychiatrischen Gutachten von 1951, in dem Ilse Koch attestiert wird, sich im KZ Buchenwald aus Rache viele Liebhaber gehalten zu haben; das sei Ausdruck ihrer Wut darüber, nicht als Mann zur Welt gekommen zu sein. Dieses Gutachten sagt wahrscheinlich mehr über die Misogynie des Gutachters als über die reale Ilse Koch.
Medizinische Forschung
Die von Dyanne Thorne verkörperte Film-Ilse ist ein Fleisch gewordener Albtraum, die kastrierende Frau. Den armen Häftling, der in ihrem Bett zu früh gekommen ist, sehen wir auf einem primitiven Operationstisch wieder. Ilsa fungiert jetzt als Halbgöttin in Weiß. Sie doziert, dass kein Mann, der einmal in sie eindringen durfte, das bei einer anderen Frau wiederholen soll und zeigt das Instrument vor, mit dem die beiden Assistentinnen ihrem Opfer nun sogleich den Penis entfernen werden. Das ist der Auftakt zu einer langen Reihe von Operationen und "medizinischen" Experimenten ohne Narkose, bei denen die Probanden - vorzugsweise nackte Frauen - fürchterliche Qualen erleiden müssen. Die Körper der jungen Damen bearbeitete der sonst überwiegend für das Fernsehen tätige Joe Blasco, später Gründer der nach ihm benannten Schulen für Maskenbildnerei. Die Wirkung des Films beruht nicht zuletzt auf Blascos Fähigkeit, verbranntes Fleisch, von Würmern befallene Wunden und andere Scheußlichkeiten überzeugend zu simulieren, statt einfach nur Bühnenblut auf nackte Haut zu schmieren (von Blasco ist das Spezial-Makeup in Shivers und Rabid von David Cronenberg).
Auch ein Exploitationfilm braucht eine zumindest rudimentäre Handlung. In Ilsa, She Wolf of the SS geht sie so: Die Dominatrix ist Kommandantin eines Lagers, in dem sie mit Hilfe eines ihr untergeordneten Arztes junge Frauen sterilisiert und medizinische Experimente durchführt, um die Belastbarkeit des menschlichen Körpers und neue Behandlungsmethoden für Kriegsverletzungen zu testen. Also werden die bedauernswerten Versuchskaninchen mit Blutvergiftung und Wundbrand infiziert, in einer Druckkammer langsam getötet, in ein Flammenbad geworfen und dergleichen mehr. Wer jetzt denkt, dass solche Experimente die Ausgeburten eines kranken Geistes sind: Das stimmt. Die Filmemacher mussten für die Folterszenen allerdings nicht ihre Phantasie bemühen. Es reichte aus, in einem der einschlägigen Bücher über die Konzentrationslager der Nazis nachzuschlagen.
Die Ärzte in Buchenwald probierten an den Häftlingen chirurgische Eingriffe aus und fügten ihnen Brandwunden und andere Verletzungen zu, um Aufschluss über Verlauf und Behandlungsmethoden zu gewinnen. Im gefürchteten Block 46 richtete die SS eine "Abteilung für Fleckfieber- und Virusforschung" ein, wo die Männer der Wissenschaft außer mit Fleckfieber auch mit Pocken, Typhus, Gasbrand, Cholera und Diphtherie experimentierten, Häftlinge künstlich infizierten und die Verträglichkeit pharmazeutischer Präparate an ihnen testeten. Dr. Carl Vaernet hatte es Himmlers Schwulenphobie zu verdanken, dass er 1944 Drüsenoperationen an Homosexuellen vornehmen durfte, um zu erkunden, ob sich die "Krankheit" heilen ließ. Für Ärzte der Waffen-SS, der Wehrmacht und des Robert-Koch-Instituts in Berlin unterhielt das Lager Buchenwald ein Gästelabor, in dem die Herren an den diversen Versuchsreihen teilnehmen konnten.
In Buchenwald ausprobiert wurden unter anderem die Produkte der damals zur I.G. Farben gehörenden Behringwerke in Marburg an der Lahn. Der Firmengründer Emil von Behring, einst Assistent von Robert Koch, hatte 1901 für seine Serumsforschungen (besonders zur Diphtherie) den erstmals vergebenen Nobelpreis für Medizin erhalten. Im Dritten Reich wurde das Pharmaunternehmen von Albert Demnitz geleitet, einem gelernten Tierarzt. Es fiel in seinen Verantwortungsbereich, dass Behringprodukte zur Behandlung von Typhus, Fleckfieber, Scharlach, Tetanus, Gelbfieber etc. etc. an von der SS zur Verfügung gestellten Probanden getestet wurden. Wenn dabei Menschen starben oder die Verträglichkeit aus anderen Gründen zu wünschen übrig ließ, wurde das Herstellungsverfahren geändert, was zu neuen Humanversuchen führte.
An dieser Stelle muss ich zugeben, dass ich beim Schreiben des Artikels sehr zögerlich war, bevor ich mich dafür entschied, zwischen zwei Ilsa-Teile ein paar Absätze über die Menschenversuche in Buchenwald einzuschieben. Darf man das? Verhöhnt man nicht die Opfer, wenn man ihr Leiden in Bezug zu einem Film setzt, der zeigt, wie in einem KZ nackte Frauen gefoltert werden, um damit Kinokarten zu verkaufen? Die Bezüge sind nun einmal da, könnte man sagen, ob man es will oder nicht. Ich habe es aus einem anderen Grund so gemacht wie hier zu lesen. Mir erscheint es absurd, mit welchem Furor gelegentlich auf Filme eingeprügelt wird, während die Empörung im Umgang mit den NS-Verbrechen im echten Leben doch sehr gedämpft ist. Nicht nur Filme können degoutant sein. Die Ausdauer (oder die bürokratische Bräsigkeit?), mit der unsere famose Bundesprüfstelle von ihr als jugendgefährdend identifizierte Medien verfolgt, würde ich mir in anderen Bereichen der Gesellschaft wünschen.
Die Bundesprüfstelle wurde 1954 eingerichtet, um so gefährliche Sachen wie Tarzan-Comics zu verbieten. Im Jahr davor hatte man Albert Demnitz das Verdienstkreuz angesteckt. Von 1940 bis 1945 wirkte Dr. Demnitz, erst "Betriebsführer" und dann Direktor der Behringwerke, an der Universität Gießen als Lehrbeauftragter für Veterinärmedizin. Ob er da auch von den Menschenversuchen in Buchenwald erzählte? Behielt er es für sich, weil das ein anderer Fachbereich war? Berichtete er seinen Kollegen im Lehrkörper davon, die nichts dagegen einzuwenden hatten, dass ihn die Uni 1950 zum Honorarprofessor ernannte? 1957 ging Prof. Dr. Demnitz in den Ruhestand. 1959 starb er als ein geachteter Mann. 1963 ehrte ihn die Stadt Marburg mit der Einweihung des Albert-Demnitz-Wegs. Wer meint, dass man damals von diesen peinlichen Vorkommnissen in Buchenwald noch nichts wissen konnte: Die erforderlichen Informationen finden sich in den Dokumenten zum Nürnberger Ärzteprozess (1946/47). Einer der zum Tode verurteilten Angeklagten, der Arzt und SS-Oberführer Joachim Mrugowsky, organisierte die Menschenversuche und war der Kontaktmann für die beteiligten Unternehmen aus der deutschen Pharmaindustrie. Nach jahrelangen Protesten, und weil die Last der Beweise zu erdrückend war, wurde der Albert-Demnitz-Weg umbenannt. Seit 1998 geht man durch den Rotdornweg.
Die Kommandeuse schenkt dem Führer einen Orgasmus
Ist Ilsa, She Wolf of the SS ein zynisches Kommerzprodukt? Zweifellos. Gegen den Zynismus unserer gelebten Wirklichkeit allerdings kann dieses Billigfilmchen nicht anstinken. Darf man also ein Phantasie-KZ im Film in Bezug zu den echten Lagern setzen? Ich mache es jetzt einfach, weil ich mir Schlimmeres vorstellen kann. Nein, falsch. Ich muss mir so wenig etwas vorstellen, wie sich die Herren Friedman, Edmonds und Blasco etwas vorstellen mussten, als sie ihre Folterszenen drehten. Ein Blick auf die reale Welt genügt vollauf. Aus Ilsa macht das noch keinen guten Film. Das Aneinanderreihen von Sex- und Gewaltszenen ist auch nicht das, was ich von einer Auseinandersetzung mit den NS-Verbrechen erwarten würde. Anhand von Ilsa könnte man aber darüber nachdenken, wie man sich den Gräueltaten der Nazis annähern sollte. Mit den Mitteln einer gediegenen, jederzeit Oscar-kompatiblen Hollywoodästhetik oder mit jenen des vor keiner Geschmacklosigkeit zurückschreckenden, Körper zerstückelnden Splatterfilms, wo das Blut so lange an die Wände spritzt, bis der Operationssaal als Schlachthaus zu erkennen und vom Mythos der medizinischen Forschung nichts mehr übrig ist? Ich bin mit beidem nicht recht glücklich, würde mich aber in jedem Fall gegen die Steven-Spielberg-Schule entscheiden, wo aus dem Holocaust ein Wohlfühlfilm wird.
Warum müssen es Frauen sein, wenn Ilsa den weißen Arztkittel über die Uniform zieht, um medizinische Versuche anzustellen? Darauf gibt es zwei Antworten: 1. Weil die jungen Damen Brüste haben und der Film auf Zuschauer spekuliert, die solche Brüste sehen wollen. 2. Weil Ilsa eine Vorkämpferin des Feminismus ist. Der eher private Teil ihrer Forschungen soll den Beweis erbringen, dass Frauen Schmerzen und Entbehrungen besser ertragen können als Männer und deshalb Anspruch auf dieselben Karrieremöglichkeiten in Wehrmacht und SS haben, alles im Zeichen der Gleichberechtigung. Eines muss man dem Film lassen: Das während der neuntägigen Dreharbeiten zusammengeschusterte Skript ist bemüht, für jede Brutalität eine narrative Begründung zu liefern, und sei sie noch so hanebüchen. Weibliche Neuankömmlinge werden einer Intimrasur unterzogen (1974 war das vermutlich noch ein Schocker) und mittels eines Elektrodildos auf ihre Schmerzempfindlichkeit geprüft. Als mit Anna eine junge Frau eintrifft, die keine Angst hat und den Dildotest ohne Klagen übersteht, ist die ideale Versuchsperson gefunden. In einem Folterkeller muss sie schlimmste Qualen erdulden, damit das Fräulein Doktor ihren persönlichen Sadismus ausleben und ihre wissenschaftlichen Theorien untermauern kann.
Als Exploitation-Version von John Sturges’ The Great Escape ist Ilsa auch patriotisch. Die Schreckensherrschaft der Dominatrix neigt sich ihrem Ende zu, als sie mit Wolfe das Bett teilt. Wolfe ist nicht Adolf Hitler, dessen Bild bei Ilsa an der Wand hängt und den die Kinder der mit ihm befreundeten Winifred Wagner "Onkel Wolf" nennen durften. Da wären wir in Joseph Comos Roman The Bitch of Buchenwald, den die Ilsa-Macher gelesen hatten, wie mir scheint. Im Kapitel "Ilse At the Wolf’s Lair" reist die Heldin zum Obersalzberg. Der Führer lässt Filmstars, Tänzerinnen und andere schöne Frauen zum Berghof bringen, wo sie sich nach einer gemeinsam genossenen Filmvorführung (bei Ilses Ankunft läuft Napoleon ist an allem schuld von Curt Goetz) nackt ausziehen und Hitler so lange oral befriedigen müssen, bis er so etwas wie einen Orgasmus hat. Das kann Stunden dauern, weil der Führer nur ein "halber Mann" ist, wie Henriette von Schirach in ihr (Roman-)Tagebuch schreibt. Bei Ilse geht es schneller, weil sie die schärfste Frau des Dritten Reiches ist. Beim Sex lässt Hitler übrigens die Uniform an wie der Film-General von der SS, den Ilsa bepinkeln muss, weil ihm nur das echte Befriedigung verschafft. Comos Ilse Koch verbringt eine Woche auf dem Obersalzberg, dann wird ihr Gatte zum Kommandanten von Buchenwald ernannt.
Der Wolf im Film ist ein amerikanischer Kriegsgefangener und verfügt über eine Fähigkeit, die sich alle Pornodarsteller wünschen würden. Er kann die Ejakulation nach Belieben hinauszögern und stunden- oder tagelang seine Erektion behalten. Dieser Triumph des Willens macht Ilsa schwach. So wird der männliche Albtraum von der kastrierenden Frau in den Wunschtraum von der immerwährenden Potenz verwandelt. Ilsa kann nicht mehr widerstehen, als Wolfe bei einer Versuchsreihe der etwas anderen Art erst ihre beiden Assistentinnen und dann sie befriedigt, ohne in seiner Kraft nachzulassen. Vor der finalen, von Jules Dassins Brute Force abgekupferten Häftlingsrevolte fordert Wolfe die Dominatrix auf, nicht zu denken, sondern sich langsam für ihn auszuziehen. Das tut sie brav. Am Ende ist sie zum Sexualobjekt reduziert. Geknebelt, mit gespreizten Beinen und in schwarzer Unterwäsche liegt sie, mit Seidenstrümpfen gefesselt, wehrlos auf dem Bett, in dem sie am Anfang ihre Macht über die Männer zelebriert hat. Damit ist die patriarchalische Ordnung wiederhergestellt.
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