Deutsche Neigung zur roten Revolution?
Eine neue Studie zum "Linksextremismus"
Da wird braven Lesern der "Zeitung für Deutschland" ein Schreck in die Glieder gefahren sein: Ganzseitig stellte dort Klaus Schroeder, Leiter des "Forschungsverbunds SED-Staat" an der FU Berlin, die Gefahren dar, die seinen Erkenntnissen nach der Bundesrepublik ganz aktuell durch "Linksextremisten" drohen, deren Feindbild "Staat und Kapital" seien ("Gegen eine offene Gesellschaft"). Und in der "Welt" gab Reinhard Mohr dem F.A.Z.- Artikel heftigen Beifall: "Jeder fünfte Deutsche will die Revolution von links", so der alarmierende Titel (der online aber durch den weniger dramatischen Titel "Mehrheit vermisst in Deutschland echte Demokratie" ersetzt wurde).
Steht die Wiedergeburt des Schroederschen Forschungsgegenstandes, des SED-Staates bevor, diesmal sogar durch Bürgerwillen? Schroeders furchterregende Entdeckungen stützen sich auf eine Umfrage des demoskopischen Unternehmens Infratest-Dimap bei fast 1.400 Auskunftgebern im Auftrag des Forschungsverbunds SED-Staat der FU Berlin. Eins von den "Items", die zur Bejahung oder Verneinung vorgeben wurden: "Unsere Demokratie ist keine echte Demokratie, da die Wirtschaft und nicht die Wähler das Sagen haben." Sechzig Prozent der Befragten halten diese Meinung für richtig - da haben wir die "Feinde der pluralistischen Demokratie", sie sind in der Mehrheit! Und ein Drittel der Demoskopierten denkt, der Kapitalismus bringe Krieg und Armut hervor - wie kann man nur auf solche Wahnideen kommen...
Linksextremismus habe "strukurelle Gemeinsamkeiten mit dem Rechtsextremismus", schreibt Schroeder; "Putin-Begeisterung" sei beiderseits zu beobachten.
Das Ermittlungsraster für "Linksextremismus" in der Studie: "Antikapitalismus, Antifaschismus, Antirassismus, Demokratiefeindlichkeit". Hier kommt man ins Grübeln - das alles soll ein Boden sein zum Aufwachsen von linken Extremisten, die doch laut Schroeder ihre geistige Verwandtschaft mit den extrem Rechten haben?
Finanziert wurde die Studie durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Dessen Chefin wird sich Zeit nehmen müssen zur Lektüre der Buchfassung, die gerade erscheint; 650 Seiten hat diese. Möglicherweise ist Manuela Schwesig dann so erschöpft, dass ihr die Kondition fehlt, um über Gefahren des Rechtsextremismus weiter nachzudenken.