Deutschland im freien Fall: Die nettesten Menschen der Welt
Seite 2: Präzise Momentaufnahme des Annalena-Baerbock-Deutschland
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Das ganze Leben ist ein Quiz, hat mal jemand gesungen. Das ganze Leben ist ein "Assessment-Center" hätte man eine Weile gesagt. Inzwischen ist auch das geschenkt. Das ganze Leben ist PR.
Am besten funktioniert PR, wenn man selber an sie glaubt. Da wird PR zu magischem Denken, und diese Serie zu einer präzisen Momentaufnahme des Annalena-Baerbock-Deutschland. Denn die deutsche Außenministerin könnte folgende Sätze der Konzern-Controllerin Petra genauso formulieren:
Wir sind ein Konzern. Wir leisten humanitäre Hilfe auf der Welt. Wir machen zum Beispiel diese in jeder Form vorbildliche Gebäcklinie. Wir kämpfen um unsere Existenz mit Mitteln, die man moralisch hinterfragen kann – es sind aber auch die Mittel unserer Feinde. Mit dem Unterschied, dass wir die Guten sind.
Sie müsste nur "Konzern" durch "Demokratie" und "Gebäck" durch "Politik" austauschen.
Nichts ist so, wie es scheint.
Auch Müttern sollte man nicht trauen. Jedenfalls wie im Märchen nicht den Stiefmüttern. Oder wie ist es zu verstehen, wenn hier in der ersten Folge eine Mutter nach Hause kommt und ihre Stieftochter verschwunden ist?
Zuerst sucht sie voller Sorge. Die Chatpartner ihrer Tochter weisen sie hochmütig zurück. Doch als wir begreifen, dass der Vater Minuten vorher die Tochter gewarnt hat, und dass die Tochter eigentlich im Kleiderschrank versteckt ist, um vor der Stiefmutter sicher zu sein, deren Ton hier sehr umkippt.
Nichts wird auserzählt und aufgeklärt, nichts ist also so, wie es scheint. Die Auflösung darüber, was die Geschichten alle zusammenhält, wollen wir hier nicht verraten.
Glücksfall für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk und eine seltsame Vermischung
Die Serie ist ein Glücksfall für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Weil Alexander Adolph und Eva Wehrum hier etwas so Außergewöhnliches gelungen ist, kann man hoffen, dass die ARD sich traut, diese Serie fortzusetzen.
Noch eines nebenbei: Dies ist eine komische und von mir nach wie vor auch nicht ganz durchschaute schräge Kombination aus ARD und ZDF.
Einerseits ist dies eine Serie, die von NDR und BR in Auftrag gegeben und redaktionell betreut wurde, andererseits läuft der internationale Verkauf über ZDF-Studios (ehemals "ZDF-Enterprise") und die Berliner Produktionsfirma ist auch eine ZDF-nahe, um es mal ganz vornehm auszudrücken.
Insofern geht es hier um eine seltsame und in der aktuellen Gebührendebatte nicht gerade hilfreiche Vermischung der beiden öffentlich-rechtlichen Sender ZDF und ARD.
"Die nettesten Menschen der Welt" in der ARD-Mediathek