Deutschland praktisch wieder in der Rezession
Da im dritten Quartal die deutsche Wirtschaft aufgehübscht um 0,1% gewachsen sein soll, schrammt sie offiziell an einer Rezession vorbei
Die dunklen Wolken werden dichter und erneut ist die deutsche Wirtschaft praktisch in einer Rezession wie schon zum vergangenen Jahresende. Auch im vierten Quartal 2018 konnte gerade noch ein aufgehübschtes Nullwachstum festgestellt werden, nachdem die Wirtschaftsleistung im Vorquartal um 0,2% geschrumpft war. Fast genau diese Situation ergibt sich nun wieder.
Das Statistische Bundesamt (Destatis) hatte am Donnerstag ein "Wachstum" im dritten Quartal gegenüber dem Vorquartal von "0,1%" festgestellt. "Das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland war im 3. Quartal 2019 (preis-, saison- und kalenderbereinigt) 0,1 % höher als im 2. Quartal 2019."
Dass es real auch offiziell stagniert haben könnte und dürfte, macht Destatis gleich im folgenden Satz klar. Denn die bisherige Prognose aus dem Vorquartal musste nach unten korrigiert werden. "Nach aktuellen Berechnungen auf Basis neu verfügbarer statistischer Informationen ging das BIP im 2. Quartal 2019 um 0,2 % zurück und damit um 0,1 Prozentpunkte stärker als zuletzt gemeldet."
Vor dem Jahr 2014 hätte man zum Jahresende und vermutlich auch jetzt erneut von einer Rezession sprechen müssen. Seither werden, um die Statistik besser aussehen zu lassen, ins Bruttoinlandsprodukt (BIP) auch illegale Geschäfte wie Drogenhandel, Prostitution und Schmuggel eingerechnet und sie werden natürlich nur geschätzt. Zieht man das aus der Wirtschaftsleistung heraus, sieht es mit dem "Wachstum" gleich ganz anders aus. Deshalb könnte man eigentlich erneut wie im November 2014 titeln: "Illegale Geschäfte bewahren Deutschland vor der Rezession"
Offiziell ist die Bundesrepublik also wieder einmal an der Rezession vorbeigeschrammt, denn dazu braucht es zwei aufeinander folgende Quartale mit einer schrumpfenden Wirtschaft. Entronnen ist man in Deutschland einer klaren Rezession nur dadurch, dass die Exporte im September wieder deutlich um 1,5% zugelegt haben und damit so stark wie seit zwei Jahren nicht mehr. Und das fällt natürlich mit der Ankündigung der Draghi-EZB zusammen, wieder verschärft in den Krisenmodus einzusteigen.
Damit fällt der Eurokurs, der schon im Sommer nur noch auf gut 1,11 zum Dollar stand. Er ist derweil weiter auf gut 1,10 gefallen, und ein schwächerer Euro beflügelt natürlich die Exporte.
Das ist auch eine der angepeilten Wirkungen der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Die hat ja nun sogar - obwohl es offiziell keine Krise geben soll - die umstrittenen Anleihekäufe wieder gestartet.
So steigt die EZB immer tiefer in den Währungskrieg ein, den auch die USA unter Trump befeuern, der die FED massiven zu Zinssenkungen gedrängt hatte, um den Dollar zu schwächen und die Konjunktur vor den anstehenden Wahlen zu stützen. Im dritten Schritt hatte die US-Notenbank (FED) Ende Oktober die Zinsen erneut um 0,25 Punkte gesenkt, womit der Leitzins nun in einem Korridor von 1,5 bis 1,75% liegt.
Die "Fed" gibt seit Juni den Einmischungen von Trump nach und stützt damit seinen Wahlkampf. Die Notenbank hatte aber, anders als die EZB, zuvor eine Zinsnormalisierung vorgenommen, weshalb sie nun Spielraum für Senkungen hat. Die Draghi-EZB kann nur noch die Negativzinsen in immer absurdere Bereiche bringen und die Enteignung der Sparer vorantreiben.
Nur gedopt wurde also offiziell die Rezession in Deutschland abgewendet, die aber angesichts der miesen Stimmung in der Weltwirtschaft auch offiziell nun kaum noch abzuwenden sein wird. Die Aussichten für die Weltwirtschaft sind nach Angaben des Münchner Ifo-Institut so schlecht wie zuletzt im Frühjahr 2009.
Damals tobte in die globale Finanz- und Wirtschaftskrise. Der vom Ifo-Institut erhobene Index fiel im vierten Quartal von minus 10,1 auf minus 18,8 Punkte. Schlechter werden sowohl die aktuelle Lage als auch die Erwartungen in die Zukunft bewertet.