Deutschlands Autoindustrie – Totalschaden mit Ansage
Seite 2: Der Exodus: Unternehmen ziehen die Reißleine
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Die deutsche Industrie stimmt mit den Füßen ab. Der Arbeitsplatzabbau ist nicht nur eine Folge geopolitischer Standortentscheidungen, sondern auch des technologischen Wandels.
Der Wandel hin zu Elektromobilität und Digitalisierung lässt viele klassische Arbeitsplätze verschwinden – ein Trend, der laut VDA schon länger bekannt war, nun aber schneller und stärker als erwartet eintritt.
Die Unternehmen versuchen zwar, den Wandel sozial verträglich zu gestalten – aber die aktuellen Zahlen gehen weit über das erwartete Maß hinaus. Volkswagen, Bosch und ZF Friedrichshafen haben bereits massive Stellenkürzungen angekündigt – bei VW soll jede vierte Stelle in Deutschland gestrichen werden.
Die Abhängigkeit der Zulieferketten wirkt hier wie ein Dominoeffekt: Wenn der OEM spart, gerät das ganze System ins Wanken. Für viele kleinere Betriebe droht die Insolvenz. Und die Füße stehen längst auf fremdem Boden. Investitionen fließen nicht mehr nach Sindelfingen, Zwickau oder Kassel – sie fließen nach Spartanburg, Shanghai, Greensboro, Debrecen oder Mexiko-Stadt.
BMW, Audi, Mercedes-Benz und Volkswagen bauen ihre Produktionskapazitäten im Ausland aus – nicht mehr als Ergänzung, sondern als Ersatz.
BMW investiert rund zwei Milliarden US-Dollar in sein Werk im US-amerikanischen Spartanburg, wo künftig Elektro-SUVs gebaut und ein eigenes Batteriemontagezentrum inklusive Zellfertigung ab 2026 betrieben werden sollen.
Parallel entsteht in Debrecen (Ungarn) eine neue "iFactory" – voll automatisiert, CO₂-neutral, ohne Tarifbindung. Mercedes-Benz errichtet im polnischen Jawor ein Werk für elektrische Antriebssysteme – für Fahrzeuge, die später in Alabama produziert und in die USA exportiert werden.
Gleichzeitig fließt kaum noch Kapital ins Stammwerk Sindelfingen. Volkswagen prüft den Bau einer eigenen Batteriezellfabrik in Kanada, nachdem die Bedingungen in Deutschland – allen voran Energiepreise und Genehmigungszeiten – als "nicht wettbewerbsfähig" eingestuft wurden.
Audi wiederum verlagert Teile seiner E-Auto-Produktion nach Mexiko: Das Werk in San José Chiapa wird ausgebaut und für die neue E-Architektur umgerüstet.
Diese Abwanderung ist kein theoretisches Zukunftsszenario – sie ist längst Realität. Und sie wird sich beschleunigen. Denn die Zukunft dieser Unternehmen liegt dort, wo man arbeiten kann, ohne von regulatorischen Fesseln stranguliert zu werden.
Wo man bauen kann, ohne jedes Projekt durch einen Genehmigungstango mit sieben Behörden – von Bau- und Umweltamt über Gewerbeaufsicht bis hin zum Naturschutzbund – schleifen zu müssen. Und wo man investieren kann, ohne für jeden Euro Gewinn 30 Prozent Zwangsabgabe an den deutschen Fiskus zahlen zu müssen.
Im zweiten Teil: Wie der Exodus der Autoindustrie ganze Regionen mit in den Abgrund reißt – und warum Deutschland Gefahr läuft, sich wirtschaftlich selbst zu demontieren.
Matthias Weik befasst sich seit über zwei Jahrzehnten mit den Themen Wirtschaft und Finanzen. Er zählt seit Jahren, mit sechs Bestsellern in Folge zu den verlässlichsten Bestseller-Autoren im Bereich Wirtschaft und Finanzen. 2023 ist sein sechster Bestseller "Die Abrechnung" erschienen. Matthias Weik bezeichnet sich selbst nicht als Pessimist, Optimist, sondern als Realist. X: @mweik_