Deutschlands Wirtschaft im Stimmungstief: ZEW-Index bricht ein
Die Stimmung der deutschen Wirtschaft ist im Keller. Laut ZEW-Umfrage fielen die Konjunkturerwartungen um 22,6 Punkte. Wie reagiert die Politik?
Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft ist nach wie vor pessimistisch. Das geht aus der aktuellen Umfrage des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) hervor. Demnach sind die Konjunkturerwartungen um 22,6 Punkte auf nun 19,2 Punkte gefallen. Dies sei der stärkste Rückgang seit Juli 2022, teilte das ZEW mit.
Eurozone, USA und China: Globale Wirtschaftssorgen nehmen zu
"Der wirtschaftliche Ausblick für Deutschland bricht ein", kommentierte ZEW-Präsident Achim Wambach die Daten. Die Konjunkturerwartungen stünden weiterhin unter dem Einfluss hoher Unsicherheit, getrieben von einer unklaren Geldpolitik, enttäuschenden US-Konjunkturdaten und wachsenden Sorgen über eine Eskalation des Nahost-Konflikts.
Auch die Konjunkturerwartungen für den Euroraum, die USA und China sind dem Bericht zufolge deutlich gesunken. Für die Eurozone verzeichnet das ZEW mit einem Minus von 25,8 Punkten den stärksten Rückgang seit April 2020.
Vor allem die exportintensiven Branchen in Deutschland sind von dieser Entwicklung betroffen. Allein in die Eurozone gingen im vergangenen Jahr mehr als 38 Prozent aller deutschen Exporte.
Habeck sieht Handlungsbedarf: Wirtschaftsminister fordert schnelle Maßnahmen
Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) reagierte weitgehend hilflos auf die Umfrageergebnisse. Die Wirtschaftskrise verfestige sich immer mehr auf einem Stagnationsniveau, sagte er, und das stelle niemanden zufrieden. Die bisherigen Maßnahmen reichten nicht aus, "um die hohen Zinsen, die fehlende Nachfrage aus dem Ausland, aber auch die strukturellen Probleme, die wir in Deutschland haben, zu überwinden".
Habeck forderte eine zügige Umsetzung des Wachstumspakts der Ampelregierung. Dieses habe viele Sorgen, Wünsche und Klagen der deutschen Wirtschaft" aufgegriffen. Ob darüber hinaus weitere Antworten gefunden werden müssten, etwa durch mehr Freihandelsabkommen oder bessere Abschreibungsmodelle, müsse sich zeigen.
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Prognosen für 2024 und 2025: Wirtschaftswachstum bleibt schwach
Zuletzt hatten sich auch andere Wirtschaftsforscher negativ zur deutschen Konjunktur geäußert. Für das Gesamtjahr 2024 rechnen sie nur noch mit einem Wirtschaftswachstum von 0,1 Prozent. Für 2025 wurde die Prognose auf 1,1 Prozent gesenkt.
Als Gründe für die anhaltende Schwäche nennen die Experten strukturelle Probleme der deutschen Industrie. Dazu zählen die Abhängigkeit von weiter sinkenden Exporten und die Belastungen für energieintensive Branchen durch den Wegfall günstiger russischer Gasimporte. Auch die Automobilindustrie steht angesichts des Übergangs zur Elektromobilität vor Herausforderungen.
Es bleibt abzuwarten, ob das Wachstumspaket rechtzeitig Früchte trägt. Die drei Parteien der Ampelregierung stehen angesichts der Bundestagswahl im kommenden Jahr unter Druck. Ihre bisherige Bilanz ist negativ: Nur in der Hälfte ihrer Regierungszeit ist die deutsche Wirtschaft gewachsen. Doch mit dem anhaltenden Wirtschaftskrieg gegen Russland und dem sich zuspitzenden Handelskonflikt mit China hat die Bundesregierung der deutschen Wirtschaft erhebliche Belastungen aufgebürdet.