Die Ampel und das Erdgas

Seite 2: Öl verschmutzt Küsten und Flüsse

In den letzten Wochen kam es in mehreren Ländern zu schweren Erdölkatastrophen. An der peruanischen Küste nördlich von Lima liefen bei einem Unfall an der Raffinerie La Pampilla am 15. Januar rund 1,9 Millionen Liter Erdöl ins Meer. Die Raffinerie wird vom spanischen Konzern Repsol betrieben.

Medienberichten zufolge hatte Repsol zunächst nur eine sehr viel geringere Menge von ausgelaufenem Öl gemeldet und auch keine Schuld an dem Unglück eingestanden. Durch den Ölteppich wurden Strände verseucht, Umweltschützer:innen und Fischer:innen befürchten noch Jahre anhaltende Schäden. Die peruanische Regierung hat Repsol das Be- und Entladen an der Raffinerie La Pampilla vorerst untersagt.

Die Generalstaatsanwaltschaft ermittelt gegen vier Führungskräfte des Unternehmens in Peru. Eine Ölpest gibt es auch im ecuadorianischen Amazonasgebiet, wo am 28. Januar nach dem Bruch einer Pipeline Öl ausgetreten und in die Flusssysteme von Coca und Napo gelangt ist. Die ausgetretene Menge wurde auf rund eine Million Liter geschätzt. Betroffen ist, wie auch bei vergangenen Ölaustritten in Ecuador in erster Linie die indigene Bevölkerung, die ihr Trinkwasser aus den Flüssen bezieht.

Immer wieder kommt es zu Pipeline-Leckagen im Amazonas. Der Dachverband der Indigenen "Confenaie" kritisiert die Politik der Konzessionsvergabe der ecuadorianischen Regierung. In Thailand sind wiederum 50.000 Liter Rohöl aus dem Leck einer Unterwasserpipeline ins Meer gelaufen, wodurch bei Tourist:innen beliebte Strände verschmutzt worden.

Und schließlich ist vergangene Woche vor der Küste von Nigeria ein Ölförderschiff explodiert. Wie al-Jazeera berichtet, werden sieben der zehn Besatzungsmitglieder noch vermisst, drei konnten lebendig geborgen werden. Wie viel Öl bei dem Unfall ausgetreten ist, ist ebenfalls noch unklar. Das Schiff verfügte über eine Förderkapazität von 22.000 Barrel (3,5 Millionen Liter) und ein Tankvolumen von zwei Millionen Barrel (318 Millionen Liter). Al-Jazeera berichtet ebenfalls von Aussagen, dass das Schiff in einem schlechten Zustand gewesen sei.

Methanemissionen aus Pipeline-Lecks

Zurück zur "Brückentechnologie" Erdgas: Auch Erdgaspipelines sind nicht immer so dicht wie sie scheinen und manche "Lecks" werden auch bewusst herbeigeführt. Anders als Ölaustritte sind solche von Gas nicht sichtbar und führen nicht zu Umweltschäden in der unmittelbaren Umgebung. Sie verschlechtern allerdings die Klimabilanz des vermeintlich emissionsärmeren Brennstoffs.

Die Öl- und Gasindustrie ist für rund ein Viertel der anthropogenen Methanemissionen verantwortlich, und hiervon stammen wiederum 8 bis 12 Prozent aus Leckagen: "Bei diesen Emissionen handelt es sich um sporadische Freisetzungen großer Methanmengen bei Wartungsarbeiten oder technischen Ausfällen, die in den aktuellen Bestandsaufnahmen nicht berücksichtigt sind", heißt es in der im Fachjournal Science veröffentlichten Studie.

Das heißt, die Methanemissionen der Öl- und Gasindustrie sind gegenüber der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen bislang untererfasst. Das Forschungsteam unter Leitung des Laboratoire de Sciences du Climat et de L‘Environnement (LSCE) verwendete Satellitendaten aus den Jahren 2019 und 2020, um die Methanlecks zu entdecken.

Allerdings können auf diesem Weg nur größere Gasaustritte entdeckt werden, kleinere fallen unter die Nachweisgrenze. In den zwei Jahren stellten die Wissenschaftler:innen 1200 große Lecks fest. Die Treibhausgasemissionen dieser großen Lecks entsprächen denen von 20 Millionen Fahrzeugen in einem Jahr.

Dabei kann ein großer Teil dieser Emissionen mit relativ geringem Aufwand vermieden werden. Große Gasaustritte sind oft darauf zurückzuführen, dass die Pipelines für Wartungsarbeiten geleert werden, ohne das Gas aufzufangen.