Die Bertelsmann-GLS-Bank-Connection
Seite 6: Andersherum fragen
Auf einer rhetorischen Ebene ist bezeichnend, dass Herr Lampson exakt dieselben Argumente verwendet, wie sie die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft und die Bertelsmann Stiftung einst erdacht haben, als sie vor einigen Jahren für die Einführung der Studiengebühren trommelten ("Ist es nicht ungerecht, dass ein Kfz-Mechaniker einem Rechtsanwalt das Studium bezahlt?").
Andersherum könnte man nicht weniger rhetorisch fragen: "Ist es nicht überaus gerecht, dass ein Kfz-Mechaniker in Deutschland kostenlos studieren kann?" Oder: "Ist es nicht extra ungerecht, dass sich Kinder von Lehrern oder Anwälten keine Gedanken über die Regelstudienzeit machen müssen, wohingegen Kinder ärmerer Eltern, die Bafög-Empfänger sind, die Regelstudienzeit einhalten müssen, da sie sonst die Finanzierung gestrichen bekommen?"
Oder: "Ist es nicht ungerecht, dass die Kinder reicher Eltern an der Universität Witten-Herdecke studieren können ohne Schulden zu machen, wohingegen sich die Kinder ärmerer Eltern dort massiv verschulden müssen?"
Fast witzig ist, dass in der Argumentation die staatlich selbst verordnete "Schuldenbremse" als Grund für die vermeintliche Notwendigkeit der Einführung von Studiengebühren genannt wird. Anstatt die Kosten der Bildung dann nämlich aus dem Steuertopf zu zahlen, sollen die Kosten einfach auf die einzelnen Menschen übertragen werden - in Form von Schulden!
Was folgt aus dem allen?
Die GLS-Bank ist eine der progressiven Banken in Deutschland und nimmt mit ihrem Ansatz, soziale Projekte, reformpädagogische Bildung, ökologische Landwirtschaft und erneuerbare Energien möglichst direkt zu fördern, eine wichtige Rolle ein.
Aber sie sollte ihre ethische Ausrichtung in Bezug auf die Kooperation mit neoliberalen Organisationen dringend überdenken. Schließlich steht die Bank aufgrund ihres stark hervorgehobenen Ethikansatzes unter besonderer Beobachtung von Seiten der Zivilgesellschaft, gerade aus dem politisch linken Spektrum, aus dem viel potentielle Kundschaft für die GLS-Bank kommt.
Es ist verstörend zu wissen, wenn die eigene Hausbank mit Hedgefonds und dubiosen Finanztransaktionen zockt, mit Lebensmitteln spekuliert, Waffendeals oder Diktaturen finanziert. Als Kunde der GLS-Bank möchte man sich als Teil einer besseren Welt wissen. Dazu passt die Bertelsmann Stiftung aber nicht, ebenso wenig wie der beschriebene Lobbyismus für Studiengebühren und damit für eine Ökonomisierung und Privatisierung des Bildungssystems.