"Die Feinde: Muslims und Polizisten"
Angeblich haben sich am letzten Wochenende in Braunau Neo-Nazis aus ganz Europa getroffen, um Aktionen während der Fußball-Weltmeisterschaft zu verabreden
Im österreichischen Braunau am Inn, der Geburtsstadt von Adolf Hitler, ist man über einen Artikel in der italienischen Zeitung La Repubblica empört. Am Montag hatte diese in einem prominent platzierten Artikel berichtet, dass sich in Braunau führende Neo-Nazis aus ganz Europa getroffen hätten, um Pläne für die Fußball-Weltmeisterschaft auszuhecken und in Deutschland etwa die Fans von islamischen Mannschaften zu bedrohen („Während der Weltmeisterschaft wird es Krieg geben“). In Braunau, von Repubblica als „Hitler-Stadt“ bezeichnet, glaubt man nicht an dieses Treffen und sieht darin eine „gezielte Diffamierungsaktion“.
Warum allerdings die italienische Zeitung Braunau gezielt diffamieren sollte, ist schwer nachvollziehbar. Allerdings hat die Polizei angeblich noch keine Bestätigung dafür gefunden, meldet die Lokalzeitung, dass dieses Treffen wirklich stattgefunden hat.
In der Nachbarstadt Ried kam es am letzten Samstag zu einer Anti-Ausländer-Demonstration, wohl nicht gerade ein Ereignis für liberale Demokraten. Dabei ging es unter anderem darum, den Tag für muslimische Frauen im Hallenbad wieder abzuschaffen. Danach seien einige Teilnehmer zu dem üblichen Jahrestreffen des Bundes Freier Jugend gefahren, an dem normalerweise auch Neo-Nazis aus anderen Ländern teilnehmen. Möglicherweise habe dieses aber nicht in Braunau, sondern in Passau stattgefunden. Die Passauer Polizei meint allerdings, es ausschließen zu können, dass diese Versammlung stattgefunden habe.
La Republicca berichtet jedenfalls, dass um die 70 europäische Neo-Nazis auf der geheimen Versammlung in Braunau in der Nähe eines Stadions eine vereinte Aktion beschlossen hätten, Deutschland während der Weltmeisterschaft aufzurollen. Der Journalist berichtet so, als sei er dabei gewesen. Es ginge darum „Feinde zu vernichten“, das seien die Menschen aus dem Süden der Welt, allen voran die Muslime und hier die Türken. Und gegen die Polizei Krieg zu führen.
Wir werden in Deutschland sein, und hier werden Türken, Algerier und Tunesier sein. Wir können die Türken nicht leiden. In unserem Land (Italien) gibt es nicht viele, aber in Deutschland gibt es viele. Es sind muslimische Terroristen. Wir werden sie angreifen. Sie sind Feinde, die genauso wie die Polizei eliminiert werden müssen. Wenn wir den Hitlergruß machen, stecken sie uns ins Gefängnis. Wir werden Zehntausende sein.
Zitat aus dem von den Neo-Nazis angeblich verfassten Manifest. Quelle: AFP
Teilgenommen hätten 10 Gruppen, vorwiegend lokale Neo-Nazis, beispielsweise von „Braunau Bulldogs“ und aus Italien, aus Rom, Trieste, Ascoli und Verona. Und die Fronte Veneto Skin. Aus Großbritannien war ein „Blue Lion“ da, natürlich auch deutsche Neo-Nazis. Und auch aus Frankreich, Spanien und Holland gab es Vertreter. Man habe, so La Repubblica, ein Dokument mit den geplanten Aktionen unterschrieben. Man will in den Stadien massenhaft den – verbotenen - Hitlergruß zeigen oder Holocaust-Parolen brüllen, Aufmärsche ausführen, die Fans der „Feinde“ attackieren, Nazi-Fahnen und die Swastika tragen. Sollten tatsächlich solche Aktionen von den Neo-Nazis aus einigen europäischen Ländern gemeinsam durchgeführt werden, würde vermutlich nicht „der Funke der Begeisterung und der Völkerverständigung" bei der WM "auf die ganze Welt überspringen", wie sich Angela Merkel es wünscht (Ideeller Überbau), sondern die deutsche Vergangenheit wieder einmal zum Vorschein kommen.