Die Halbierung des Genesenen-Schutzes
Seite 3: Wiederholung der Boosterung
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Christian Drosten warnt ausdrücklich vor einem generellen wiederholten Boostern:
Wir können nicht auf Dauer alle paar Monate über eine Booster-Impfung den Immunschutz der ganzen Bevölkerung erhalten. Das muss das Virus machen. Das Virus muss sich verbreiten, aber eben auf Basis eines in der breiten Bevölkerung verankerten Impfschutzes. Die abgeschwächte Infektion auf dem Boden der Impfung, das ist so etwas wie ein fahrender Zug, auf den man aufspringt. Irgendwann muss man da aber auch mal drauf springen, sonst kommt man nicht weiter. Die gute Nachricht ist: Im Moment fährt der Zug angenehm langsam, denn Omikron hat eine verringerte Krankheitsschwere.
Christian Drosten, Interview, Tagesspiegel
Allerdings ist es genau das, was die deutsche Regierung derzeit nicht macht. Aufgrund der Halbierung der Schutzdauer der Genesenen, müssen sich Genesene drei Monate früher impfen lassen. Wenn also eine Boosterung alle drei Monate anstehen sollte, führt dies zu einer zusätzlichen Booster-Impfung und damit genau dem, wovor Drosten warnt.
Eine ähnliche weitreichende Konsequenz, die ebenfalls Millionen Deutsche betrifft, hat die Verkürzung der Schutzdauer der Impfung auf neun Monate und nicht zuletzt, dass die Impfung mit Johnson&Johnson von einem auf den andern Tag nur noch als eine Dosis gilt.
Auch Klaus Stöhr sieht ausdrücklich keine Notwendigkeit einer grundsätzlichen Wiederholung der Booster-Impfung:
In den nächsten zwei bis drei Wochen wird es eine Unsicherheit geben, wie hoch die Inzidenz steigen wird. Danach werden sich durch die sehr starke Durchseuchung, die dann leider einsetzen wird, die man nicht abwenden kann, sehr viele Menschen die natürliche Immunität holen.
Klaus Stöhr
Stöhr fasste den Sachverhalt so zusammen. Diese Immunität werde "oben draufgepflanzt" auf die Immunisierung durch Impfungen. "Beides zusammen werde zu einem anhaltenden Immunschutz führen, so dass man auch nicht das vierte, fünfte, sechste, oder siebte Mal boostern müsse."
Stöhr ist optimistisch: "Im Frühjahr, Sommer dann wird es sehr entspannt."
Eine Warnung
Vor einer generellen Wiederholung der Boosterung, die offensichtlich die Strategie der Regierung zu sein scheint, ohne dass dies bisher explizit kommuniziert worden ist, warnt nicht zuletzt ausdrücklich die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA).
Bloomberg resümiert die Pressekonferenz von Marco Cavaleri, Leiter der Strategie für biologische Gesundheitsgefahren und Impfstoffe der EMA: "Wiederholte Auffrischungsimpfungen alle vier Monate könnten die Immunreaktion schwächen und die Menschen erschöpfen."
Marco Cavaleri unterstreicht: Boosterimpfungen "können einmal oder vielleicht zweimal verabreicht werden, aber wir können nicht davon ausgehen, dass sie ständig wiederholt werden sollten".
Unbeantwortete Fragen
Bundeskanzler Olaf Scholz fordert die allgemeine Impfpflicht. Die Presseanfrage von Telepolis, wie diese Forderung, die aller Wahrscheinlichkeit nach mit einer generellen Wiederholung der Boosterung einhergeht, angesichts der Warnung der EMA zu rechtfertigen sei, blieb unbeantwortet.
Gesundheitsminister Karl Lauterbach fordert die allgemeine Impfpflicht. Die gleichlautende Presseanfrage von Telepolis wurde mit der Bitte beantwortet, sich an das Justizministerium zu wenden. Die Anfrage an das Justizministerium blieb unbeantwortet.
Die Anfrage von Telepolis an die Stiko, inwiefern die Stiko die Warnung der EMA vor einer wiederholten Boosterung teile, wurde pauschal damit beantwortet: "Die Stiko kommentiert generell keine Äußerungen anderer Einrichtungen."
Die Nachfrage, "Wie schätzt die Stiko die mögliche Auswirkung wiederholter Booster-Impfungen auf das Immunsystem ein?" erhielt die Antwort: "Wir können der bisherigen Antwort nichts hinzufügen. Wenn die Stiko eine Empfehlung fasst wird sie ausführlich wissenschaftlich begründet."
Warum verfolgt die deutsche Regierung eine Gesundheitspolitik, die – basierend auf einer nur sehr bedingt nachvollziehbaren Begründung, welche massiv von Experten kritisiert wird – die Anzahl der Boosterung zwingend erhöht und damit konkret als einziges Land Europas genau das macht, wovor die EMA explizit warnt?