Die Herkunftsstaaten der in Deutschland lebenden Ausländer

Seite 3: Die in Deutschland lebende Bevölkerung mit Migrationshintergrund

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Wie die Wanderungsstatistik hat auch die Ausländerstatistik für die Frage nach der Bevölkerungszusammensetzung oder "Überfremdung" nur begrenzte Aussagekraft. Denn sie erfasst zum einen nicht die Personen, die zwar aus anderen Staaten kommend hier eingewandert sind, aber nicht als Ausländer, sondern als Deutsche gelten, so die (Spät-)Aussiedler etwa aus Russland. Aber auch Personen mit doppelter Staatsbürgerschaft werden in der Ausländerstatistik nicht als Ausländer, sondern als Deutsche erfasst.

2016 hatten rd. 1.6 Mio. Menschen mit Migrationshintergrund eine doppelter Staatsbürgerschaft (dort Tab 6.2). Um es anhand der türkischen Bevölkerung zu verdeutlichen: In Deutschland lebten am 31.12.2016 rd. 2,8 Mio. Personen mit türkischen Wurzeln, davon haben rd. 1,50 Mio. (nach AZR) ausschließlich die türkische Staatsbürgerschaft, rd. 0,25 Mio. haben die doppelte Staatsbürgerschaft, ausschließlich die deutsche Staatsbürgerschaft haben 0,58 Mio. aufgrund Einbürgerung und rd. 0,5 Mio. z.B. aufgrund der Ausübung der früher geltenden Optionspflicht.

Um all diese Umstände zu erfassen, wird regelmäßig der Migrationsbericht erstellt. Der Begriff Personen mit Migrationshintergrund erfasst daher Ausländer, Eingebürgerte, (Spät-)Aussiedler und Nachkommen dieser drei Gruppen, wenn sie mit deutscher Staatsangehörigkeit geboren sind. Nach dem letzten von DESTATIS veröffentlichten Bericht für 2016 lebten 18.576.000 Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland. Dazu zählten nach Hochrechnung im Mikrozensus 8,96 Mio. Ausländer und 9,61 Mio. Deutsche. Von den Deutschen mit Migrationshintergrund hatten 1,64 Mio. (17%) die doppelte Staatsbürgerschaft (Abb. 14).

Abbildung 14

Die meisten der Personen mit Migrationshintergrund sind zur Person zugewandert, haben also eigene Migrationserfahrung (12,7 Mio., 69%). Die meisten von diesen 12,7 Mio. Zugewanderten sind aus dem Gesichtspunkt der Staatsbürgerschaft Ausländer (7,6 Mio., 41%), 5,1 Mio. sind zugewanderte Deutsche.

Abbildung 15

Die nachfolgende Abb. 16 mit den dort gelisteten 26 Staaten bildet rd. drei Viertel (73%) aller Personen mit Migrationshintergrund in Deutschland ab. Nach den 2,8 Mio. Menschen mit türkischen Wurzeln (15%) folgen rd. 1,9 Mio. Menschen mit polnischem (10%) und dann 1,2 Mio. mit russischem Hintergrund (7%). Auffällig ist im Übrigen die Feststellung im Migrationsbericht, dass bei 1,4 Mio. Personen keine Angaben über deren "Wurzeln" vorliegen oder diese unbestimmt sind.

Abbildung 16

Betrachtet man die in Abb. 11 angesprochenen Krisenregionen Südosteuropa und Naher Osten anstelle der von dort stammenden registrierten Ausländer durch die mit diesen Regionen verwurzelten Migranten, so fällt deren Anteil zwar etwas geringer, aber gleichwohl beachtlich aus. Statt der 50% von allen Ausländern stellen die beiden Konfliktregionen zusammen immerhin 40% aller in Deutschland lebenden Personen mit Migrationshintergrund.

Die Migrationsstatistik erfasst, wie oben angesprochen, auch die Nachkommen von zugewanderten Ausländern. Daraus erklärt sich, dass bei den Regionen Südosteuropa und Naher Osten, aus denen erst seit relativ kurzer Zeit (2007, 2014 ff) verstärkt Personen nach Deutschland gekommen sind, die Zahl der von dort stammenden Migranten noch nicht deutlich über der Zahl der von dort zugewanderten Ausländer liegt. Schließlich konnten aufgrund des relativ kurzen Zeitraums nur wenige Nachkommen geboren werden.