Die Jagd hat begonnen
US-Plattenfirmen bereiten sich auf die Klagewelle gegen P2P-Nutzer vor
Reihenweise fordert die Recording Industry Association of America (RIAA) derzeit Provider und Universitäten auf, ihnen die Namen von Tauschbörsen-Nutzern zu übergeben. Erklärtes Ziel der Musikindustrie-Lobbyisten ist es, exemplarisch einige hundert P2P-Freunde zu verklagen. Ähnliches dürfte bald auch in Australien zu erwarten sein.
Der US-Internetprovider Verizon hat der RIAA seit Anfang des Monats bereits 150 Nutzernamen übergeben müssen. Sein Konkurrent Earthlink verzeichnet drei Anfragen. Eine unbekannte Anzahl derartiger Briefe ging zudem an weitere Provider. Die Loyola Universität in Chicago hat dem Lobbyverband bereits die Namen zweier Tauschbörsen-nutzender Studenten übermittelt. Vier Namen gab es angeblich vom Bentley College in Massachusetts. Ebenfalls zur Herausgabe von Namen aufgefordert wurde die DePaul-Universität in Chicago - doch dort sah man sich bisher nicht im Stande, die fraglichen Nutzer zu ermitteln. Insgesamt wurden bis zum Freitag bereits 871 Namen eingefordert.
Die Sommerkampagne der RIAA gegen Tauschbörsen-Nutzer verläuft damit offenbar ganz nach Plan. In der nächsten Phase sollen gegen Ende August Hunderte von Klagen gegen P2P-Nutzer folgen. Möglich geworden ist all dies durch ein Urteil vom April diese Jahres, mit dem Verizon zur Herausgabe von P2P-verdächtigen Nutzernamen auch ohne Gerichtsverfahren verpflichtet wurde.
Diesmal allein Nutzer im Fadenkreuz
Bereits Anfang April hatte die RIAA eine erste Klage gegen vier US-Studenten eingereicht, den Beteiligten aber zeitgleich mit der Klageschrift ein Angebot zur außergerichtlichen Beilegung des Verfahrens zukommen lassen. Die vier verpflichteten sich schließlich zur Zahlung von jeweils bis zu 17.500 US-Dollar. Vorgeworfen wurde den Studenten allerdings nicht nur der Tausch von MP3-Dateien, sondern auch das Betreiben einer Suchmaschine über ihr internes Campus-Netz. Die jetzt abgemahnten Nutzer haben sich dagegen allein das Anbieten von MP3s über P2P-Netzwerke wie Kazaa und Co. zu schulden kommen lassen. So hieß es von der DePaul-Universität auf Anfrage von Telepolis, man habe wegen der RIAA-Forderungen "keinen Service, kein Protokoll und keine Programme" innerhalb des Campus-LANs deaktivieren müssen.
Eine ähnliche Kampagne gegen Tauschbörsen-Nutzer plant offenbar auch die australische Musikindustrie. Dort entschied am Freitag ein Gericht, dass die Universitäten von Sydney, Melbourne und Tasmanien der Musikindustrie Zugang zu ihren Computer-Netzwerken gewähren muss. Die Plattenfirmen EMI, Universal und Sony hatten den Zugriff auf Festplatten und andere Beweismitteln gerichtlich eingefordert, nachdem sie bei einer Routine-Überprüfung auf Urheberrechtsverletzungen gestoßen waren.