Die Mehrheit der Europäer ist der Meinung, dass die USA den Wiederaufbau im Irak finanzieren sollten
Eine aktuelle europaweite Umfrage zeigt, dass die meisten Europäer den Irak-Krieg für ungerechtfertig halten und den Amerikanern beim Wiederaufbau und der Herstellung der Sicherheit nicht vertrauen
Auch wenn die europäischen Regierungen uneins sind, wie sie sich zur irakischen Besetzung verhalten sollen, scheinen die europäischen Bürger wie schon zuvor weitgehend einig zu sein. Sie denken mehrheitlich, dass der Krieg gegen den Irak nicht gerechtfertig war. Humanitäre Hilfe zu leisten, ist jedoch kein Thema.
Das zumindest ist das Ergebnis einer europaweiten Umfrage des Eurobarometer, bei der zwischen dem 8. und 16. Oktober über 7.000 Menschen in den 15 EU-Mitgliedsstaaten befragt wurden. Danach sind 68 Prozent noch immer der Meinung, dass der Krieg nicht gerechtfertigt gewesen sei.
Den Amerikanern scheinen die Europäer auch für den Wiederaufbau nicht zu trauen. Gerade einmal 18 Prozent setzen dabei auf die USA und 25 Prozent auf die EU. Für die meisten (58%) wäre dies eine Aufgabe der UN in Zusammenarbeit mit einer provisorischen irakischen Regierung. Die Mehrzahl der Befragten stimmte dafür, dass ihr Land sich an den Kosten des Wiederaufbaus beteiligen soll, allerdings lehnten dies 45 Prozent auch ab. In Deutschland, Frankreich, Österreich, Portugal und Finnland sprach sich die Mehrheit gegen eine Beteiligung an den Kosten aus. Auch für die Garantierung der Sicherheit vertrauen die Europäer den Amerikanern nicht. Nur 6 Prozent würden diese Aufgabe der USA überlassen, nur 5 Prozent der USA und ihren Alliierten, aber 43 Prozent der UN.
Auch wenn sie offenbar bereit wären, dass ihr Land Geld gibt, ist doch eine stattliche Mehrheit von 65 Prozent der Meinung, dass die USA den Wiederaufbau alleine bezahlen sollten. Das trifft auch auf die Menschen zu, deren Regierungen den Krieg unterstützt und danach Truppen in den Krieg geschickt hatten. Selbst die sonst in der EU herausragend amerikafreundlichen Italiener sind zur Hälfte für die Abschiebung der Kosten an die USA. Die Deutschen sind hingegen besonders zahlungsunwillig. 84 Prozent sehen hier die USA in der Pflicht. Weil aber mehrere Optionen angegeben werden konnten, stimmten 44 Prozent auch für die Kostenübernahme durch die UN und 29 Prozent durch die provisorische irakische Regierung. 24 Prozent sahen auch noch die EU in der Pflicht, wofür auch 31 Prozent der Deutschen stimmten.
Humanitäre Hilfe im Irak zu leisten, ist hingegen für die Europäer nach der Umfrage kein Thema. 82 Prozent sprechen sich dafür aus. Truppen wollen aber nur 44 Prozent schicken, während dies 54 Prozent ablehnen. In Dänemark (77%), Irland (63%), Italien (60%), Holland (69%) und Großbritannien (57%) waren mehr als die Hälfte der Menschen der Meinung, dass ihre Länder Truppen stellen sollen, während Österreich (27%) und Deutschland (28%) hier das Schlusslicht bilden.
Nicht einmal ein Drittel der Befragten sieht den Krieg als gerechtfertig an. Einzig in Dänemark ist die Mehrheit (57%) dieser Meinung. Die Griechen stehen bei den Kriegsgegnern mit 96 Prozent an der Spitze, gefolgt von den Österreichern (86%) Franzosen (81%) und Spaniern (79%). Aber diese Ablehnung scheint kein Desinteresse an der Region zu sein, denn die überwiegende Mehrheit der Europäer will, dass sich die EU stärker am Friedensprozess im Nahen Osten beteiligt.
Die Gefährdung durch den Terrorismus ist für mehr als die Hälfte noch stark, aber die Angst ist wohl doch schon am Abnehmen. Briten und Spanier sehen sich am meisten gefährdet (76%), aber auch die Italiener (62%), Deutsche (52%) und Franzosen (50%). In Finnland und Österreich scheint man hingegen mit der Angst vor dem Terror keine Punkte machen zu können.