Die Menschenkatastrophe
Die Todesflut in Nordrheinwestfalen und Rheinlandpfalz hat auch die alten Dogmen und Politiker-Ausreden unterlassener Klimapolitik der letzten Jahrzehnte hinweggespült
• Erstens: Das alte Dogma "Klimaschutz ist doch viel zu teuer". Die neue Erkenntnis heißt: Nichts ist so teuer wie kein Klimaschutz.
• Zweitens: Das alte Dogma "Klimaschutz zerstört Arbeitsplätze". Die neue Erkenntnis heißt: Kein Klimaschutz zerstört unsere Lebensgrundlagen.
In den Branchen der erneuerbaren Energien arbeiten schon heute 300.000 Menschen. Es waren schon mal 400.000. Aber über 100.000 Jobs in der Solar- und Windbranche sind wieder verloren gegangen, weil die Bundesregierungen seit 2011 den rascheren Ausbau der erneuerbaren Energien bewusst und mutwillig durch den Druck der alten Energie-Lobbyisten ausgebremst haben.
In der Kohlewirtschaft arbeiten heute noch circa 25.000 Menschen. Doch diese Jobs waren den Regierenden wichtiger als die Zukunfts-Jobs der Öko-Branchen. Es gilt die neue Erkenntnis: Klimaschutz ist kein Job-Killer wie immer wieder behauptet, sondern der Job-Knüller der Zukunft.
Drittens: Das alte Dogma "Wir werden natürlich noch lange Verbrenner-Autos fahren". Die neue Erkenntnis: Verbrenner wie Diesel und Benziner sind Auslaufmodelle.
Die EU hat mit ihrem "New Green Deal" angekündigt, dass ab 2035 keine Verbrenner-Autos mehr zugelassen werden. Audi hat als erster großer Autohersteller hierzulande beschlossen, ab 2026 keine weiteren Verbrenner mehr zu entwickeln und ab 2035 nur noch E-Autos zu verkaufen. Andere Autofirmen werden diesem Trend folgen.
Viertens: Das bisherige Wahlkampf-Dogma der Alt-Parteien hieß: "Sich beschäftigen mit den fehlenden Fußnoten in Frau Baerbocks Buch". Wer jetzt noch glaubt, damit Wahlkampf machen zu können, hat nicht alle Tassen im Schrank.
Die neue Erkenntnis muss heißen: Klimaschutz, Klimaschutz, Klimaschutz.
Es geht in Wahrheit um eine grüne Revolution. Die Französische Revolution basierte auf diesen drei Werten: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Die neuen Werte heißen: Klimaschutz, Klimaschutz, Klimaschutz - sagt auch Ministerpräsident Kretschmann. Konkret heißt das: Solare Energiewende, ökologische Verkehrswende, nachhaltige Landwirtschaftswende, nachhaltige Bau-Wende, nachhaltige Wasser-Wende und nachhaltige Wald-Wende. Die Ökologie wird die intelligentere Ökonomie.
Fünftens: Das alte Dogma "Die Klimakatastrophe betrifft vielleicht Afrika, Indien und Bangladesch, aber doch nicht Deutschland" hat sich selbst hinweggespült. Die neue Erkenntnis heißt: Der Klimawandel betrifft alle.
Sechstens: Das alte Dogma hieß hierzulande "Kohleausstieg 2038". Die neue Erkenntnis heißt: Kohleausstieg 2028. In diese Richtung denken inzwischen sogar konservative Politiker wie die Herren Söder und Laschet.
So schnell können sich alte Dogmen in Luft auflösen. Wie in den Kirchen so auch in der Politik und in der Wirtschaft. Aber brauchen wir immer zuerst Katastrophen als Lernhelfer?
Besser und politisch erfolgreicher wäre die Strategie: Solarier aller Länder - vereinigt euch!
Die bisherige deutsche Klimapolitik ist eine Summe peinlicher unterlassener Hilfeleistung. Alle Technologien für eine rasche umweltfreundliche Energiewende stehen uns schon lange zur Verfügung, doch Deutschland ist ein Lobby-Land, wie der Bundestagsabgeordnete Marco Bülow in seinem neuen Buch aufzeigt.
Wir erleben jetzt die Wahrheit der uralten spirituellen Erkenntnis: "Du kannst nur ernten, was du säst." Wer SUVs fährt, bekommt Klimakatastrophe. Punkt. Diese schlichte Erkenntnis kann man vielleicht eine Zeitlang missachten oder verdrängen, aber eben nicht auf Dauer. Pyromanen verbrennen ihre eigene Zukunft und erst recht die ihrer Kinder und Enkel.
Oft werde ich nach Vorträgen gefragt: "Wie heiß wird es denn noch werden?". Meine schlichte Antwort: "Genauso heiß, wie wir es machen." Die Klimakatastrophe ist eine Menschenkatastrophe.
Eckart von Hirschhausen sagt es so: "Wir müssen nicht die Erde retten, sondern uns - Mensch Erde! Wir könnten es so schön haben."
Wir könnten es schöner und gesünder haben. Doch wir tun zu wenig dafür.
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