Die NSA hört mit
Selbst Diana war ein Lauschziel
Mittlerweile ist bekannt, daß die National Security Agency (NSA) mit ihrem System Echelon weltweit die über Satelliten erfolgende Kommunikation (Fax, Email, Telefon etc.) abhört und nach bestimmten Begriffen durchforsten kann. Während in Europa ein wenig Sorge und Entrüstung zu hören war, als sich genauere Informationen über diesen permanenten Lauschangriff mit dem großen Ohr herumsprachen, auch wenn man, vielleicht wegen der eigenen Pläne, auf offizieller Ebene weitgehend darüber schweigt, so gibt es in den USA selbst wenig Kritik. Dort nämlich ist man zumindest gesetzlich vor dem großen Bruder abgesichert, weil amerikanische Bürger von der NSA nicht abgehört werden dürfen.
Echelon wird offensichtlich auch eingesetzt, um der amerikanischen Wirtschaft einen Vorteil in der globalen Konkurrenz zu verschaffen, obgleich der freie Wettbewerb von der amerikanischen Regierung angepriesen wird. Wer Bescheid weiß, wie Firmen ihre Angebote unterbreiten, kann sich besser darauf einstellen und das bessere Angebot machen. Die russische Zeitschrift Rossiyakaya Gazeta kritisierte erst im November, daß Echelon zu einer "Waffe im Wirtschaftskrieg" wurde.
Vorbildlich sind die Amerikaner immerhin mit ihrem Freedom of Information Act FOIA), durch den nach und nach viele einstmals geheime Dokumente der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Mittlerweile gibt es da vieles Interessantes nachzulesen. Erst kürzlich wurden etwa die Dokumente der geheimdienstlichen Nachforschungen über Frank Sinatra veröffentlicht, der lange Zeit im Verdacht stand, enge Beziehungen zur Mafia gehabt zu haben. Das Internet zeigt sich darin von seiner besten Seite, denn man muß, wenn man Einsicht haben will, nicht umständlich zu einem Archiv gehen, sondern kann sich alles im Netz anschauen.
Ein kleines Detail der Geheimdienstarbeit kam jetzt unlängst zum Vorschein, nachdem apbonline.com auf der Grundlage des Freedom of Information Act den Antrag stellte, die geheimen Akten über Lady Di der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die NSA räumte in ihrem Antwortschreiben ein, daß es über Diana Dokumente gibt, lehnte aber deren Veröffentlichung ab, weil das "eine außergewöhnlich große Gefährdung der nationalen Sicherheit" bedeuten würde. Diana, die sich etwa für ein Verbot von Landminen einsetzte, sei aber niemals ein Ziel des Geheimdienstes gewesen. Und die Verweise auf sie in den abgehörten Kommunikationen seien lediglich "nebensächlich" gewesen, auch wenn darüber mehr als 1000 Seiten bei der NSA vorliegen. Überdies würde die Gefährdung nicht durch die gesammelten Informationen über Diana entstehen, sondern deswegen, weil die Veröffentlichung dieser Dokumente die "Quellen und Methoden" des Geheimdienstes offenbarten.
Die britische Presse bauschte die Informationen gleich auf. So schrieb etwa der Mirror, daß Lady Di über Jahre belauscht worden wäre und daß man beim amerikanischen Geheimdienst ihre intimsten Liebesgeheimnisse kennt, die man wohl eher selbst gerne wissen würde, doch zeigt dieses mit einer Absage verbundene Bekenntnis, daß der Lauschmaschinerie jedenfalls vieles anheimfällt, gerade wenn es sozusagen "nebensächlich" anfällt. Möglicherweise muß man in einer nicht verschlüsselten Email nur Saddam Hussein oder bin Laden erwähnen, um das Interesse der NSA zu wecken und geheimdienstlich sich zu verewigen. Wenn auch nicht gerade umstürzlerisch gesinnte Prominente wie Diana zum Zielobjekt des weltweiten Überwachungssystems wurden, dann hat schließlich jeder die Chance, zum geheimen "Hit" zu werden. Das ist die andere Seite der globalen Aufmerksamkeitsökonomie.