Die US-Börse crasht, Musk mosert – Trump golft

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In den USA regt sich Widerstand gegen Trump. In Miami empfing er saudi-arabische Golfturnier-Gäste, in Mar-a-Lago Spender. Und dann gibt es noch eine pikante Rechnung.
Vor wenigen Tagen hat US-Präsident Donald Trump weitreichende Zölle auf Waren auch aus der Europäischen Union angekündigt. Das sorgt auch in den eigenen Reihen für Widerspruch. Der Tech-Milliardär und Trump-Berater Elon Musk sagte am gestrigen Samstag, er hoffe, dass Europa und die USA zu einer "Situation ohne Zölle kommen und damit quasi eine Freihandelszone schaffen".
Musk sprach per Videokonferenz bei einer Veranstaltung der rechtspopulistischen Lega-Partei im italienischen Florenz. Zuvor hatte er sich nicht zu Trumps Zollplänen geäußert, obwohl er zu den engsten Beratern des Präsidenten zählt. Während Trumps erster Amtszeit hatte er sich für einen zollfreien Handel zwischen den USA und Großbritannien ausgesprochen.
Jetzt sagte Musk, er hoffe auf eine "sehr enge Partnerschaft" zwischen den USA und Europa – im Gegensatz zu der Verachtung, die Mitglieder der Trump-Regierung gegenüber Europa gezeigt hätten. Trump selbst hatte behauptet, die EU sei geschaffen worden, um Amerika "über den Tisch zu ziehen". Musk wünschte sich "mehr Freiheit für die Menschen, zwischen Europa und Nordamerika hin und her zu reisen".
Musks Auftritt auf der Lega-Konferenz, auf der er auch vor den Gefahren von Zensur und Masseneinwanderung warnte, passt zu seiner Unterstützung rechtspopulistischer Kräfte in Europa. Nur einen Tag zuvor hatten er und Trump ihre Beihilfe für die wegen Veruntreuung verurteilte und mit einem Ämterverbot belegte französische Rechtspopulistin Marine Le Pen bekundet.
Trump-Familie profitiert trotz Finanzmarkt-Chaos
Während an den Finanzmärkten Panik herrschte, feierten Anhänger und Geschäftspartner von US-Präsident Donald Trump bei einem von Saudi-Arabien finanzierten Golfturnier in Trumps Resort in Miami und einer Spendenveranstaltung in Mar-a-Lago.
Als Trump am Donnerstag mit der Air Force One nach Florida flog, hatte der Börsencrash gerade begonnen. Doch für den Präsidenten standen lukrative Termine an: Das Golfturnier der saudi-arabischen LIV-Tour auf seinem Golfplatz Trump National Doral bei Miami und ein Wochenende voller Spendenveranstaltungen auf seinem Anwesen Mar-a-Lago.
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Dies war ein klares Zeichen dafür, dass Trump auch in seiner zweiten Amtszeit Wege finden wird, seine Immobilienfirmen zu bereichern – auch wenn seine Politik in Washington weltweit für Chaos auf den Finanzmärkten sorgt.
Das "Trump-Monetarisierungs-Wochenende" begann am Donnerstagabend mit vollen Rängen sowohl in Doral als auch gut 1210 Kilometer weiter nördlich in Mar-a-Lago. Trump landete pünktlich zum Dinner in Doral mit einem Militärhubschrauber direkt neben dem Golfplatz. Dort fand am Freitag zum vierten Mal die vom saudi-arabischen Staatsfonds unterstützte LIV-Turnierserie statt.
Hunderte Gäste bei Golf-Party
Zeitgleich versammelten sich am Donnerstagabend hunderte Gäste zur "American Patriots Gala" in Mar-a-Lago, darunter Heimatschutzministerin Kristi Noem und Argentiniens Präsident Javier Milei. Letzterer wollte sich nach eigenen Angaben mit Trump treffen - offenbar ohne zu wissen, dass dieser zwischen seinen beiden Residenzen pendelte, um von beiden zu profitieren.
Erst am Mittwoch hatte Trump im Weißen Haus neue weltweite Strafzölle angeordnet. Seine Zollankündigung löste einen der größten Börsencrashs in der Geschichte der USA aus. Laut Trump sollten die Zölle unfaire Handelspraktiken ausgleichen und die Märkte würden bald boomen.
Kurse an US-Börse fallen
Doch am Freitag, als die Kurse weiter fielen, strömten Tausende Golffans nach Doral, wo auch Trumps Sohn Eric und der saudische Staatsfonds-Chef und LIV-Aufsichtsratsvorsitzende Yasir Al-Rumayyan die Stars des von Saudi-Arabien finanzierten Turniers beobachteten.
Derweil entpuppte sich Donald Trumps Behauptung, er habe eine komplexe Formel entwickelt, um die "reziproken" Zölle für jedes Land zu berechnen, als – gelinde gesagt – fragwürdig und eher unterkomplex. Das Einzige, was in seine Berechnung einfließt, sind die US-Importe aus dem jeweiligen Land und das US-Handelsdefizit mit diesem Land.
Auch wenn er seine Zollformel in griechischen Buchstaben präsentiert, als wäre sie sehr kompliziert, ist die Realität viel einfacher: Er teilt das Handelsdefizit durch die Importe. Das ergibt einen Prozentsatz, zum Beispiel 39 Prozent für die EU oder 67 Prozent für China.
Diesen halbiert er dann, um seine vermeintliche Großzügigkeit zu demonstrieren. Aufgerundet ergibt das 20 Prozent Zölle für die EU und 34 Prozent für China.
In der Formel steht im Zähler die Differenz zwischen Importen und Exporten, also das Handelsdefizit, wenn auch in griechischen Buchstaben.
Der Nenner sieht komplizierter aus, ist es aber nicht. Dort stehen die Importe multipliziert mit einer angenommenen Elastizität der Importe gegenüber Zöllen (geschätzt auf 0,25) und einer Preiselastizität (geschätzt auf den ert 4). Da sich die beiden Elastizitäten gegenseitig aufheben, bleiben nur die Importe übrig.
Zur Berechnung der "reziproken" Zölle nimmt Trump also einfach den Anteil des Handelsdefizits an den Gesamtimporten und halbiert ihn. Für die EU bedeutet dies, leht man die Handelsdefizite zugrunde, 39 Prozent. Geteilt durch zwei ergibt das aufgerundet die 20 Prozent Zoll. Nach dem gleichen Schema errechnet sich für China ein Zoll von 34 Prozenzt.
Länder mit einem US-Handelsüberschuss oder einem kleinen Defizit werden pauschal mit zehn Prozent Zöllen belegt. Ziel ist es, das US-Handelsdefizit von 1,2 Billionen Dollar zu reduzieren. Mexiko und Kanada sind wegen der Drogenkrise von den Gegenzöllen ausgenommen und zahlen 25 Prozent.
Vertreter der Trump-Regierung gaben zu, dass Handelsbarrieren jenseits von Zöllen nicht berücksichtigt wurden: "Unser Modell basiert auf der Annahme, dass das Defizit die Summe aller unfairen Handelspraktiken ist", sagte ein Beamter, der nicht genannt werden wollte.
Diese Annahme ist absurd. Dennoch behauptete Trump in seiner Rede dreist, die Zölle seien eine Antwort auf Handelshemmnisse wie die Mehrwertsteuer. Dabei hatte er diese in seiner simplen Defizitformel gar nicht berücksichtigt. "Ich nenne es eine Art Gegenseitigkeit", sagte Trump. "Wir berechnen all ihre Zölle, nichttarifären Handelshemmnisse und andere Tricksereien. Und weil wir so nett sind, nehmen wir nur die Hälfte."