Die Ungeselligkeit der Geschlechter

Wie die meisten Tierarten neigen männliche und weibliche Ausgaben des Homo sapiens zur Unisex-Rudelbildung

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Ursachen wie Körpergröße, Arterhaltung und Aktivitätslevel scheinen als Ergebnisse weltweiter Forschungen zu erklären, warum die Männchen und Weibchen vieler Spezies überwiegend eigene Wege gehen und die Gesellschaft von Geschlechtsgenossen bevorzugen. Anders als die meisten Primaten gehört auch der Mensch dazu. Erwachsene vermutlich wegen des Balz-Paarungsverhaltens, Kinder eher wegen unterschiedlicher biochemischer Energie und Rollenkonditionierung.

Es wird kalt in unserem Lande. Immer mehr junge und alte Alte humpeln mit dem Kopf unter dem Arm verbissen am Taxistand (wo Ulla Schmidt die Hand aufhält) vorbei, dem nur noch drei Kilometer entfernten Krankenhaus entgegen. Gleichzeitig werden immer weniger Jungrekruten (aka Kinder) in den sozial-liberalistischen Abwehrkampf geworfen, den bereits verlorenen Kampf gegen den drohenden Umbau Deutschlands in ein Altenheim, an dem bereits der Putz bröckelt. Geheiratet wird auch ungern und manche Ehe / Partnerschaft hält nicht mal mehr solange wie ein rot-grüner Kabinettsbeschluss.

Warum nur? Können Männchen und Weibchen nicht (mehr) miteinander, was der weise Loriot ja immer schon postuliert hat? Oder wollen sie bloß nicht? Wo doch jedes Kloreiniger- und Wackelpudding-Werbeversprechen nur so vor brachialer Erotik strotzt. Trotzdem ziehen sich die Gegensätze an, aber nicht mehr aus. Man möchte als Single-Schicksal in seinen Pasteria-Snack hineinweinen, im Partner-Katalog blättern oder enerviert doch einfach nur noch mit seinesgleichen unter sich sein. Man? Mann natürlich, z.B. am Pilshüttn-Stammtisch, in der Bierdeckel-Tauschbörse und an der Carrerabahn im Hobbykeller. Frau aber auch, gerne am Waschbecken vom Disco-Abort, im Kaufrausch der Tupperware-Party und beim heißen Kantinentratsch. Kein Wunder, dass Erwachsene gleichgeschlechtliche Kontakte suchen. Denn die jüngeren Semester konzentrieren sich schließlich ab Eintritt der Lauffähigkeit ja auch schon: Auf dem Bolzplatz, an der Barbie-Puppenküche, um mediale Erscheinungsformen von Enrique Iglesias oder Heidi Klum.

Das lässt der Wissenschaft natürlich keine Ruhe, die das Phänomen der "Sexuellen Segregation" der beiden Geschlechter weltweit seit längerem untersucht. Dass Männchen und Weibchen überwiegend getrennte Wege gehen ist in sehr vielen Spezies (bei Mäusen beginnt es seltsamerweise sogar schon im Uterus!) im ganzen Tierreich verbreitet. Bisher waren hauptsächlich Huftierarten Gegenstand der Forschungen, zunehmend werden auch andere Arten einbezogen. Die interdisziplinäre Forschung hat weltweit mehrere Faktoren der Segregation ermittelt.

Faktor Eins ist die unterschiedliche Körpergröße, da Männchen meist größer sind (im Extremfall doppelt so groß wie z.B. Alpen-Steinböcke) und vermutlich nicht dauernd auf die kleinen Weiberln runterschauen wollen. Die Forscher Kathreen Ruckstuhl und Peter Neuhaus von der Uni Cambridge fanden bei statistischen Auswertungen heraus, dass Tierarten ab ca. 20 Prozent Größenunterschied zur Bildung gleichgeschlechtlicher Gruppen neigen.

Auch die Arterhaltung scheint eine gewichtige Rolle bei der Segregation zu spielen. Robert Barclay von der Universität Calgary hat nachgewiesen, dass in Kanada beheimatete Fledermausarten bei der Nahrungssuche unterschiedliche Gebiete aufsuchen. Die Männchen fliegen weiter in die Berge hinauf, weil sie kalte Nächte in einer Starre mit extrem verlangsamtem Stoffwechsel verbringen können. Trächtige Fledermausweibchen sind eher in wärmeren Gefilden anzutreffen, weil die tiefe Körpertemperatur ihren ungeborenen Nachwuchs gefährden würde. Weibchen haben also als gebärendes Geschlecht einen höheren Energieverbrauch und müssen mit ihren Kräften stärker haushalten. Albatrosse und Seevögel sind durch Segregationsverhalten mittlerweile sogar in ihrer Art bedroht. Weibchen fliegen im Gegensatz zu Männchen weit aufs Meer hinaus und verfangen sich bei der Jagd auf Beutefisch dort vielfach in den Netzen von Hochseefischern. Bei Raubtieren wie Grizzlys dient die Segregation dem Schutz der Jungtiere vor den ausgewachsenen Männchen, die nach der Vaterschaft grundsätzlich keine Verwandten mehr kennen.

Und wie stehts um unsere Verwandten, die Primaten? Bei Affen gibt es die geschlechtliche Rudelbildung weniger, am ehesten noch im Zusammenhang mit Balzverhalten. So bilden Schimpansenmännchen Trupps, die sich der hemmungslosen Rauferei und Schürzenjagd hingeben. Was sagt uns das über den Homo sapiens in geschlechtlicher Trennung? Wie der Wissenschaftler Anthony Pellegrini von der Uni Minnesota bei einer Langzeitstudie spielender Kinder herausgefunden hat, sind Jungen grundsätzlich aktiver, bewegungsfreudiger und extrovertierter als Mädchen.

Die Psychologin Melissa Hines von der City University London führt als biochemische Ursache Testosteron an. Mädchen, die im Mutterleib als Fötus einer hohen Dosis männlicher Hormone ausgesetzt waren, verhalten sich nach Hines später auch eher wie Jungs. Aber Geschlechterrollen sind natürlich auch gesellschaftlich konstruiert und werden dadurch verstärkt. Gerade Buben werden von Erwachsenen eher zur Beschäftigung mit dem eigenen Geschlecht angehalten (damit Sohnemann mal nicht verweichlicht und dadurch schwul wird), was die Kinder entsprechend zum Mobben anderer Jungs anstiftet, die mit Mädchen spielen. Erwachsene spielen dafür wieder ganz gerne mit dem anderen Geschlecht, dennoch geht man auch gern getrennte Wege.

Bei der Ursachenforschung bieten sich primitive Eingeborenengesellschaften an, wo geschlechtliche Segregation extrem ausgeprägt ist. Männer gehen jagen, Frauen sammeln Nahrung und bleiben in Nähe der Behausung, sogar gegessen wird oft getrennt. Die Ethnologin Kristen Hawkes, die an der Uni von Salt Lake City wirkt, hat das Rollenverhalten in Urvölkern lange untersucht und kommt zu dem Schluss, dass die eigentliche Ursache dafür sexuelle Selektion ist. Das Jagen dient dem Imponiergehabe der Männer und dies wiederum dem Anbandeln mit diversen weiblichen Wesen. Je mehr Frauen, desto höher der Macho-Status in der sozialen Gemeinschaft.

Nur seltsam, dass etwa bei Edmund Stoiber das Gebirgsschützentum bisher nicht zu mehr als einer Frau geführt hat. Es scheint, dass der vielbeweibte Gerhard Schröder sich auch deshalb den höheren Status bewahrt hat. Und der Gerd geht hinaus auf Jagd, sogar bis ins wilde Afrika, und läßt Doris zuhause, während Edi brav im Nest bleibt. Manchmal fragt man sich ja, was an der Teilung der Krone der Schöpfung in zwei Geschlechter gut sein soll, wenn diese bloß vor sich hin wurschteln und beim Power-Shoppen störende Männer wie Viecher einfach im Cafe abgegeben werden können. Aber ohne die schönste Nebensache der Welt wärs halt doch auf Dauer leicht fad...