Die Welt auf 2,7-Grad-Kurs

Seite 2: Klimafinanzierung für arme Länder bleibt unzureichend

Während Gelder für den Ausbau von Öl und Gas vorhanden sind, kommen bei der internationalen Klimafinanzierung weiterhin kaum Zusagen. Eigentlich haben die reichen Länder zugesagt, ärmere Länder bis 2020 jährlich mit 100 Milliarden US-Dollar bei der Bewältigung der Klimakrise zu unterstützen.

Im Jahr 2019 belief sich die Klimafinanzierung erst auf 79,6 Milliarden US-Dollar und war auch gegenüber dem Vorjahr (78,3 Milliarden Dollar) kaum angestiegen, wie das Portal Climate Home berichtet. Für 2020 lag noch keine Zahl vor, ein Sprung um 20 Milliarden dürfte aber im Pandemiejahr kaum gelungen sein.

Oxfam geht sogar davon aus, dass die zugesagte Summe nicht einmal bis zum Jahr 2025 erreicht werden wird, sondern dann lediglich 93 bis 95 Milliarden Dollar zur Verfügung stehen werden. Dabei steigen die Anpassungskosten an den Klimawandel stetig. "Nach Angaben des UN-Umweltprogramms werden sich die jährlichen Anpassungskosten in den Entwicklungsländern bis 2030 voraussichtlich auf 140 bis 300 Milliarden Dollar und bis 2050 auf 280 bis 500 Milliarden Dollar belaufen", schreibt Oxfam.

Die Organisation kritisiert nicht nur die Finanzierungslücke, sondern auch, dass der größte Teil der Gelder als Darlehen und nicht als Zuschüsse vergeben wurde. Die Klimafinanzierung trägt somit zur weiteren Verschuldung der armen Länder bei. Dabei kann nicht behauptet werden, dass keine Gelder vorhanden sind:

Im Jahr 2020 gaben die EU, das Vereinigte Königreich, die USA, Kanada, Australien und Japan mehr als 14 Billionen Dollar für Covid-19-Konjunkturpakete aus - das entspricht dem 143-fachen des Klimafinanzierungsziels.

Oxfam

Die EU hat sich inzwischen verpflichtet, ihren Beitrag um 5 Milliarden Dollar zu erhöhen - allerdings bis 2027.

Für den Freitag vor der Bundestagswahl rufen die Fridays for Future noch einmal zum Klimastreik auf. An über 400 Orten sind dazu bereits Aktionen angekündigt. "Klimagerechtigkeit wird das wahlentscheidende Thema", heißt es im Aufruf der FFF.

Ob Klimagerechtigkeit wirklich zur Wahl steht, haben wir an dieser Stelle immer wieder kritisch beleuchtet. Wie auch immer die Wahl ausgeht, es steht zu vermuten, dass die FFF auch danach noch reichlich Grund haben werden, regelmäßig auf die Straße zu gehen.