Die chinesischen Kommunisten haben Angst
Anders ist Pekings brutale Reaktion auf die Freiheits-Demonstrationen in Hongkong nicht zu erklären. Der chinesische Drache erweist sich als schwacher Riese. Ein Kommentar
Schon die Sprache des Kommunistenchefs Xi Jinping verrät die Angst seiner kommunistischen Regierung. Mit diesen brutalen Worten hat Xi jetzt die Hongkonger Demonstranten vor weiteren Demonstrationen gewarnt: "Jeder, der versucht, eine Region von China zu trennen, wird untergehen - mit zertrümmertem Körper und zu Puder gemahlenen Knochen", sagte Xi nach Angaben des chinesischen Außenministeriums bei einem Staatsbesuch in Nepal.
Zugleich bezeichnete Chinas Staatschef "externe Kräfte, welche die Teilung Chinas unterstützen", als "wahnhaft". Bereits vorher hatten Chinas Herrscher die Massenproteste in Hongkong als "von außen gesteuert" bezeichnet.
Die Spannungen zwischen Taiwan und Peking verschärfen sich
Auch die Spannungen zwischen Taiwan und Peking verschärfen sich. Seit dem Amtsantritt der taiwanesischen Präsidentin Tsai Ing-wen, welche die Unabhängigkeit Taiwans vom Festland verficht, haben sich die Beziehungen zwischen Peking und Taiwan verschlechtert. Peking droht unverhohlen mit einer militärischen Intervention auf dem Inselstaat Taiwan.
Die chinesische Regierung sieht den pazifischen Inselstaat als abtrünnige Provinz an, die eines Tages wieder mit dem Festland vereinigt werden muss. Taiwan hat bis heute nie offiziell seine Unabhängigkeit erklärt. Als Mao Tse-tung 1949 die kommunistische Volksrepublik ausrief, spaltete sich jedoch Taiwan politisch vom Festland ab und wird heute demokratisch regiert.
Schon seit 1950 herrschen die kommunistischen Machthaber auch in Tibet, das sie damals militärisch besetzten. 1959 musste der Dalai Lama aus Angst um sein Leben aus Tibet nach Indien fliehen, wo er seither im Exil lebt. Er bezeichnet die Herrschaft der Kommunisten in Tibet als "kulturellen Völkermord". Aus Protest gegen die chinesische Besatzungspolitik haben sich in den letzten zehn Jahren mehr als 150 Tibeter, die meisten buddhistische Mönche, selbst verbrannt. Bis heute halten die Tibeter - gegen den Willen der herrschenden Kommunisten - an ihrem buddhistischen Glauben, an ihrer Sprache und Kultur fest und fordern die Rückkehr ihres spirituellen Führers, des Dalai Lama.
Auf dem Dach der Welt, im Land des Schnees, tobt ein geistiger Kampf zwischen der größten Diktatur unserer Zeit und dem wohl religiösesten Volk der Welt. Seit einigen Jahren mischt sich die kommunistische Partei sogar in die Nachfolge des bald 85-jährigen Dalai Lama ein. Auch hier Angst vor Machtverlust, Angst vor einem "einfachen Mönch" - wie sich der Dalai Lama selbst bezeichnet.
Eine betont atheistisch-kommunistische Partei, für die Religion offiziell "Aberglaube" ist, will bestimmen, wer Nachfolger eines Religionsführers wird. Chinas kommunistische Partei scheut sich nicht, dies zu erklären: "Für die Wiedergeburt des Dalai Lama sind wir zuständig." Tibeter haben mir erklärt, dass sie "Lachkrämpfe bekommen", wenn sie solche Sätze von einer atheistischen Partei hören.
Wird es einen Dalai Lama nach dem jetzigen geben?
Der Dalai Lama weist diese Forderung zurück. Eher will er, dass es keinen weiteren Dalai Lama gibt ,als dass sein Nachfolger von einer kommunistischen Regierung abhängig ist.
Nach 70 Jahren Herrschaft in China ist es den Regierenden in Peking nicht gelungen, die Herzen der Hongkonger, der Taiwanesen, der Tibeter oder der muslimischen Uiguren in Nordwestchina zu gewinnen. Der Dalai Lama sagt: "Noch nie hat eine Diktatur ewig bestanden. Auch Tibet wird eines Tages frei sein."
Die Geschichte lehrt, dass der Freiheitswille der Menschen langfristig immer stärker ist als die Angst, die Gewaltherrscher für ihren Machterhalt verbreiten müssen.
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