Die heißesten Tage seit 1880

Das Erdklima hat gerade einen fragwürdigen Rekord gebrochen. Warum wollen die verantwortlichen Politiker das nicht wahrhaben. Das wären die notwendigen Rückschlüsse. Ein Kommentar.

Ein Hitzerekord: Der 3. Juli 2023 war weltweit der bis dahin heißeste Tag seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1880, teilte das National Center for Environment Prediction (NCEP) in den USA mit.

Doch der Rekord hielt nur einen Tag, schon am 4. Juli war es noch heißer. "Das ist kein Meilenstein, den wir feiern sollten", sagt die britische Klimaforscherin Friederike Otto: "Es ist ein Todesurteil für Menschen und Ökosysteme."

Die USA haben in den vergangenen Wochen eine intensive Hitzewelle erlebt. In Kalifornien stiegen die Temperaturen auf bis zu 49 Grad. Ebenso in Mexiko, Kanada und Nordafrika. Wissenschaftler machen dafür den Klimawandel, aber auch El Niño verantwortlich.

Klimaschutz ist Gesundheitsschutz

Die Folgen: Weltweit brennende Wälder, globale Wasserknappheit und Rekordwärme in den Ozeanen. In Indien bricht das Gesundheitssystem zusammen.

In China sterben jährlich mehr als eine halbe Million Menschen an schlechter Luft.

Deutschland schwitzt in diesem Sommer und die Hochwasserschäden im Ahrtal vor zwei Jahren betrugen über 80 Milliarden Euro.

Alles Vorboten noch viel größerer Katastrophen, sagen die Klimaforscher. Was für eine Welt hinterlassen wir unseren Kindern und Enkeln?

Doch im Sommer 2023 streitet Deutschland über Wärmepumpen, die bei unseren skandinavischen Nachbarn längst selbstverständlich sind. In Finnland haben fast 70 Prozent der Häuser eine Wärmepumpe, in Deutschland sind es fünf Prozent.

CDU/CSU, FDP und AfD wehren sich immer noch gegen die Wärmewende. Dabei weiß die Klimawissenschaft längst: Ohne Wärmewende keine Energiewende. Und klar ist auch: Klimaschutz ist Gesundheitsschutz.

Schon vor 30 Jahren habe ich in der ARD und in vielen Büchern gezeigt, dass Deutschland und Europa die Energiewende bis 2035 zu 100 Prozent schaffen können. Nicht die erneuerbaren Energien sind knapp, sondern die Zeit, die uns für die Wende bleibt.

Allein die Sonne schickt uns in jedem Moment 15.000-mal mehr Energie, als die gesamte Menschheit heute verbraucht. Die Welt ist voller erneuerbarer Energien.

Die Wahrheit ist: Seitdem haben alle Regierungen unter dem Druck der alten Energiekonzerne die solare Energiewende, die regenerative Wärmewende und die ökologische Verkehrswende verschlafen. Kein Wunder, dass heute junge Menschen, die ihr ganzes Leben noch vor sich haben, aus Verzweiflung auf die Straße gehen.

Wir Eltern und Großeltern von heute sind die erste Generation, die ihren Fortpflanzungstrieb verloren hat. Sonst würden wir nicht die Zukunft unserer Kinder und Enkel verbrennen. Wirtschaft, Gesellschaft und Politik denken zu kurzfristig. Wir haben Atomkraftwerke gebaut, damit zwei Generationen billige Energie haben.

Aber 33.000 Generationen müssen mit unserem Atommüll leben, der eine Million Jahre lang strahlt - eine unbezahlbare Rechnung.

Der schnelle Umstieg auf erneuerbare Energien ist unsere letzte Chance. Noch können wir es schaffen. Das Schöne daran: Sonne und Wind schicken uns keine Rechnung. Sie sind Geschenke des Himmels. Bis 2035 ist die Energiewende noch zu schaffen.

- "El Niño hat begonnen: Warum das nichts Gutes für die Welt bedeutet" - Wichtige Wind- und Meeresströmungen verändern sich. Meteorologen warnen vor extremen Temperaturen und Unwettern. Warum ist das so?

- "Europa erwärmt sich immer schneller" - Die Klimakrise schreitet viel schneller voran als bisher angenommen. Das hat das vergangene Jahr in Europa erneut gezeigt.

- Laut einem aktuellen Bericht der Weltorganisation für Meteorologiewerden die globalen Temperaturen in den nächsten fünf Jahren wahrscheinlich auf Rekordniveaus ansteigen, angetrieben durch wärmespeichernde Treibhausgase und ein natürlich auftretendes El-Niño-Ereignis.