Die meisten Zigarettenstummel landen in der Natur

Zigarettenkippen mit GHS-Zeichen für Gifitg und Umwelt­gefähr­lich

Zigarettenkippen sind zwar klein, aber sie verrotten nicht, sammeln sich in der Umwelt und vergiften sie. Rauchverbote könnten helfen.

Das Rauchverbot in öffentlichen Verkehrsmitteln hat dazu geführt, dass so mancher Raucher sich während der Wartezeit noch eine schnelle Zigarette genehmigt und dann, wenn der Bus ankommt, die Kippe schnell loswerden will und sie nicht in einen Sammelbehälter wirft, sondern einfach auf die Straße flippt.

An Bahnhaltestellen fliegen sie gerne auch ins Gleisbett, wo sie noch schwerer zu beseitigen sind als auf der Straße oder dem Bahn-, bzw. Bürgersteig. Dass die Teile, die bis kurz zuvor zwischen ihren Lippen klemmten, dauerhaft schädlich für die Umwelt sind, können sich die meisten Raucher nicht vorstellen.

Zigarettenfilter verrotten nicht

Jedes Jahr werden weltweit rund 5,6 Billionen Zigaretten geraucht. Achtlos weg geschnippt, werden die Kippenstummel zu einem Müll- und Umweltproblem. Schätzungen zufolge landen davon weltweit jährlich 4,5 Billionen Zigarettenfilter in der Umwelt.

Übliche Filter bestehen aus Cellulose, die zum Kunststoff Celluloseacetat umgewandelt und mit verschiedenen Chemikalien behandelt wird. Auch wenn sich die Filter nach viele Jahren soweit zersetzen, dass sie nicht mehr mit dem bloßen Auge sichtbar sind, sind sie dann nicht verschwunden, sondern haben sich in Mikroplastikpartikel aufgelöst, die über eine nicht bekannte Dauer in der Umwelt verbleiben.

Sie zählen dann zur Gesamtbelastung der Umwelt durch Mikroplastik, die sich in Trinkwasser und Lebensmittel sammeln. Die watteartige Struktur der Zigarettenfilter sorgt dafür, dass sie Schadstoffe wie ein Magnet anziehen. Mit ihrer Filterfunktion sammeln sie beim Rauchen einen ganzen Cocktail an Giftstoffen. Darunter finden sich das Nervengift Nikotin, Arsen, Blausäure und auch Schwermetalle wie Blei oder Kupfer.

Besonders beim Rauchen verbleibe ein ganzer Cocktail an Giftstoffen im Filter. Darunter befinden sich das Nervengift Nikotin, Arsen, Blausäure und auch Schwermetalle wie Blei oder Kupfer. Und wenn es regnet, gelangen diese Schadstoffe ins Grundwasser und von dort ins Trinkwasser.

Nikotin gilt als besonders gut wasserlöslich. Somit genügen 30 Minuten Regen, um bereits die Hälfte des Nervengifts aus einem Zigarettenfilter auszuwaschen. Die Schadstoffe vergiften dann auch Fische und Vögel, so soll ein Zigarettenstummel auf einen Liter Wasser ausreichen, um innerhalb von vier Tagen die Hälfte aller darin enthaltenen Fische zu töten.

Die achtlos weggeworfenen Zigarettenkippen belasten nicht nur die Umwelt

Eine aktuelle Studie des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei zeigt, dass giftige Blaualgen von Zigarettenabfällen im Wasser profitieren. In Gewässern wie Seen, Teichen oder Bächen werden Blaualgen, normalerweise unter anderem von einem Parasiten, dem Chytridpilz, in Schach gehalten.

Die aus Zigarettenstummeln freigesetzten Schadstoffe hemmen jedoch eine Infektion mit dem Chytridpilz. Ohne diese Pilzinfektionen können die Blaualgen ungehindert wachsen.

Die Zigarettenstummel müssen daher zwingend über den Restmüll entsorgt werden. Für den Fall, dass kein passender Mülleimer verfügbar ist, kann man auf einen Taschenaschenbecher ausweichen.

Rauchverbote im Freien sind in der EU offensichtlich nicht mehrheitsfähig

Die Tabak-Lobby scheint in der EU, anders als auf den Britischen Inseln immer noch so gut vernetzt zu sein, dass alle Initiativen, die anstreben, dass weniger geraucht wird, offensichtlich zum Scheitern verurteilt sind.

Im Vereinigten Königreich, wo jährlich 80.000 Tote auf das Rauchen zurückgeführt werden und für die Wirtschaft ein geschätzter Schaden von umgerechnet 21,4 Milliarden Euro pro Jahr entstehen soll, will man jetzt nicht zuletzt die Kosten für das Nationale Gesundheitssystem durch ein dynamisch wachsendes Rauchverbot in den Griff bekommen.

Wer nach dem 1. Januar 2009 geboren wurde, soll in Großbritannien nie legal Zigaretten kaufen dürfen. Die britische Labour-Regierung forciert ein strenges Anti-Raucher-Gesetz, wie es vergleichbar auch in Neuseeland geplant war, aber nach dem Regierungswechsel gekippt wurde.

Eine große Mehrheit im Vereinigten Königreich ist unter anderem dafür, Einweg-E-Zigaretten ab Juni 2025 zu verbieten. Ein Verbot von Einweg-E-Zigaretten böte über die gesundheitlichen Vorteile hinaus auch eine sinnvolle Reduzierung der von weggeworfenen Dampfern ausgelösten Bränden in Müllsammelfahrzeugen.

Auch im November 2024 konnte sich das EU-Parlament nicht auf gemeinsame Erklärung zu möglichen Rauchverboten im Freien einigen. Nach Einschätzung des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) hätte ein solches Verbot eine positive Wirkung auf die Gesellschaft und vor allem auf Kinder und Jugendliche.

Seien seltener Menschen beim Rauchen zu beobachten, werde Rauchen weniger als normales Verhalten wahrgenommen, das für Kinder und Jugendliche als schlechtes Vorbild dienen kann.

Mit einem Rauchverbot im Freien sowie in Bahnhöfen und an Haltestellen könnte man auch die Vermüllung mit Zigarettenkippen drastisch reduzieren. Während ein Rauchverbot in Bahnhöfen auch vom Eigentümer des Bahnhofs erlassen werden könnte, ist die Situation an Bushaltestellen nicht so einfach in den Griff zu bekommen und würde wohl eine umfangreiche Videoüberwachung mit einer automatisierten Gesichtserkennung benötigen.