Die verlängerte Brücke: Erdgas im Zeitalter erneuerbarer Energien
Erdgas und LNG prägen die globale Energiepolitik. Entdecken Sie die neuesten Trends, Herausforderungen und Chancen in diesem Sektor.
Die Welt wendet sich zunehmend von fossilen Brennstoffen ab. Beim Erdöl sieht die Internationale Energieagentur (IEA) den Höhepunkt überschritten. Bei der Kohle ist ein langsamer, aber stetiger Rückgang zu verzeichnen.
Erdgas: Der Aufsteiger im Energiemix
Die Ausnahme unter den fossilen Energieträgern ist Erdgas, das noch über Jahrzehnte eine Rolle im globalen Energiemix spielen wird. Bis mindestens 2050, heißt es bei Bloomberg. Knapp 235 Milliarden US-Dollar flossen seit 2019 in diesen Sektor. Zwischen 2024 und 2025 sind weitere Investitionen in Höhe von 55 Milliarden US-Dollar zu erwarten.
LNG-Expansion: Globale Megaprojekte werden gebaut
In den USA entstehen entlang der Golfküste riesige Anlagen zur Verflüssigung von Erdgas (LNG). In Katar wird die weltweit größte Anlage für den Export von LNG ausgebaut. Auf solche Megaprojekte setzt die Branche derzeit.
Laut BloombergNEF werden in den nächsten fünf Jahren Anlagen mit einer Exportkapazität von 200 Millionen Tonnen in Betrieb gehen. Rechnet man diejenigen hinzu, die noch auf eine endgültige Investitionsentscheidung warten, werden bis 2030 Exportkapazitäten von mehr als 300 Millionen Tonnen LNG entstehen. Das wäre eine Steigerung von rund 70 Prozent gegenüber dem heutigen Stand.
Vom Nischenmarkt zum Hauptakteur: Die Entwicklung von LNG
Einige Jahrzehnte lang wurde Erdgas über Pipelines transportiert. Obwohl bereits in den 1960er-Jahren ein Verfahren zur Herstellung von LNG entwickelt wurde, blieb dieser Sektor lange Zeit ein Nischenmarkt. Erst mit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine kam Schwung in den Markt.
Im Wirtschaftskrieg, den der Westen schließlich gegen Russland entfachte, spielte Erdgas eine Rolle. Praktisch über Nacht versiegte das billige Pipelinegas. Auf der Suche nach neuen Quellen reisten europäische Beamte nach Katar und in die USA, um langfristige Verträge auszuhandeln.
Erdgas als Brückentechnologie zur grünen Zukunft
LNG trägt somit zur Versorgungssicherheit bei – und seine Bedeutung wird voraussichtlich weiter zunehmen. Auf dem Weg zur grünen Transformation der Wirtschaft gilt Erdgas als Übergangslösung, als Brücke in ein neues Energiezeitalter.
Diese Brücke scheint aber immer länger zu werden, heißt es bei Bloomberg. Die Installation von Solar- und Windenergie dürfte im vergangenen Jahr Rekorde gebrochen haben, doch ihr Ausbau geht noch immer nicht schnell genug. Deshalb wird Erdgas noch längere Zeit als Sicherheitsnetz benötigt.
LNG-Importe: Neue Märkte und langfristige Verträge
Es wird erwartet, dass ein Großteil der neuen LNG-Lieferungen nach China gehen wird. Aber auch die EU hat sich bereit erklärt, über das Jahr 2050 hinaus LNG aus Katar zu beziehen, obwohl sie bis dahin klimaneutral sein will.
Erdgas vs. Kohle: Der Kampf um geringere Emissionen
Erdgas gilt seit Langem als umweltfreundlichere Alternative zu Kohle. Würde Kohle in der Stromerzeugung durch Gas ersetzt, könnten die CO2-Emissionen um durchschnittlich 50 Prozent gesenkt werden, erklärte die IEA 2019. Bei der Wärmeerzeugung könnten die Emissionen demnach um 33 Prozent sinken.
Die versteckte Klimawirkung von Erdgas
Neuere Forschungen zeigen, dass die Klimawirkung des Gassektors weitaus größer ist, als von Politik und Industrie oft behauptet wird. Erdgas besteht zum größten Teil aus Methan. Gelangt dieses Gas in die Atmosphäre, wirkt es 80-mal stärker auf das Klima als Kohlendioxid. Und das bei einer Verweildauer von zwei Jahrzehnten.
Die Herausforderung der Methanemissionen in der Gasindustrie
Wenn etwa 3,2 Prozent des Erdgases bei Bohrungen und nachgelagerten Prozessen in die Atmosphäre entweichen, entspricht seine Klimabilanz etwa der von Kohle.
Die Öl- und Gasindustrie strebt an, dass nicht mehr als 0,2 Prozent entweichen. In der Praxis wird dies jedoch kaum eingehalten. Die Auswertung von Satellitendaten für das Perm-Gebiet in den USA ergab, dass in den Jahren 2018 bis 2020 durchschnittlich 4,6 Prozent entwichen. Damit ist Fracking-Gas aus dieser Region deutlich schmutziger als Kohle.
Auch deshalb formiert sich in den USA zunehmend Widerstand gegen Gasprojekte. Der amtierende US-Präsident Joe Biden steht unter Druck, weil er einerseits Gasprojekte genehmigt hat, andererseits aber im Wahlkampf auf die Stimmen von Umweltaktivisten zählen muss.
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