Dient das Töten einem guten Zweck?

Seite 2: Maskulinistische Außenpolitik

In seinen besten Momenten liefert dieser Kriegs-Thriller aber weniger Fragen und Antworten, sondern er zeigt etwas.

Er zeigt den Wahnsinn aus unmittelbarer Nähe. Kandahar legt offen, wie westliche Regierungen und ihre Geheimdienste Leben und Ressourcen verschwenden, auch die ihrer eigenen Leute, ohne jede Aussicht auf nachhaltige Erfolge.

Der Film zeigt Menschen aus dem Iran, aus Afghanistan, Pakistan, Tadschikistan, aus den USA und Großbritannien, die sich gegenseitig töten, obwohl alle sich dabei immer bewusst sind, dass ihr blutgetränktes Tun zu keinerlei konstruktivem Ergebnis führen wird, geschweige den eine echte Lösung bringen.

Bild: @ Leonine

Es geht nur um taktische Erfolge, augenblickliche Oberhand. Das ist vielleicht ein sehr realistisches Ergebnis, das uns auch etwas Grundsätzliches erzählt.

Er möchte uns auch etwas über Außenpolitik erzählen. Nicht über feministische Außenpolitik, nein keineswegs. Eher über maskulinistische, manche würden sagen "toxische" Außenpolitik. Aber solche Begriffe führen in die Irre. Besser, man spricht gleich über Interessen.

Die Botschaft eines unverfrorenen US-amerikanischen Imperialismus

Was daraus folgt, aber ist eindeutig. Und das ist das Interessanteste an diesem Film. Sie heißt: Wir Amerikaner werden weitermachen so wie bisher.

Wir sprengen Fabriken in fremden Ländern, wenn es uns passt. Wir töten Menschen, vor allem wenn es sich um Moslems in fremden Ländern handelt, und ein paar hundert Tote sind legitim, wenn sie "die Bösen" daran hindert, unsere Vormachtstellung streitig zu machen.

Diese Kollateralschäden sind für gerechtfertigt. Denn wir sind die Guten. Die Botschaft des Films ist die Botschaft eines unverfrorenen US-amerikanischen Imperialismus.

Es geht nun weniger darum, dass dies ein ziemlich kolonialistischer und herablassender Film ist, als dass es nur noch albern wirkt, wenn sich US-Amerikaner und Briten nach ihren mehrfachen katastrophalen Fiaskos in Afghanistan zu Superhelden aufschwingen, und sei es nur im Kino.

Zugleich hat Kandahar weder das Charisma noch die Schamlosigkeit eines typischen Chuck Norris-, Steven Seagal- und anderer plump reaktionärer Actionfilme, aber auch nicht den Tiefgang und die Bürgerlichkeit eines Jason-Bourne-Spionagethrillers.

Am ehesten ist dieser Film ein "Rambo" für unsere Zeiten.