Diese Stadt kann zu Durchblutungsstörungen führen und verursacht Impotenz

Stadtmenschen leben mit den gleichen Risiken wie Raucher

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Eigentlich müssten am Tor jeder größeren Stadt Schilder mit Warnungen stehen, ähnlich wie neuerdings auf den Zigarettenpäckchen (vgl. Ich sterbe gerade unter großen Schmerzen). Warnungen wie "Diese Stadt kann tödlich sein" oder "Diese Stadt schadet Ihrem Kind", "Diese Stadt lässt Ihre Haut altern". Denn Großstädte sind Killer. Sie lassen uns an Leib und Seele erkranken. Und sie stören das Klima weltweit ("Diese Stadt verursacht Regen und Gewitter im Hinterland").

Mehrere neue Studien begründen diese Behauptungen. So sind die Langzeitfolgen, die dauerhafte Luftverschmutzung auf unsere Gesundheit hat, erstmals in einer derart umfassenden Studie analysiert worden; die Forscher (von der NYU School of Medicine) fanden heraus, dass Menschen, die in einer (US-amerikanischen) Stadt leben, ein ähnlich hohes Herzinfarktrisiko haben wie ehemalige Raucher. Die neue Analyse stützt sich auf Daten, welche die American Cancer Society (ACS) über einen Zeitraum von sechzehn Jahren (1982 - 1998) gesammelt hat: Das Wissen um die Lebensumstände und Todesursachen von etwa 500 000 Menschen lieferte auch das Material für eine weitere Studie, die wiederum zeigt, dass auch das Risiko an Lungenkrebs zu sterben bei Großstädtern etwa so hoch ist wie bei Rauchern.

Auch ein Thema: Lichtverschmutzung

Zu einem ähnlichen Ergebnis kam jetzt auch eine vom Norwegian Institute of Public Health durchgeführte und im Deutschen Ärzteblatt vorgestellte Analyse, die in einer Langzeituntersuchung von 1972 bis 1998 die Risikofaktoren für die Entstehung von tödlichen Krankheiten erforschte. Für jedes Jahr erhielten die Forscher - je nach Wohnbezirk - die Werte der Luftverschmutzung, der die 16 209 Osloer ausgesetzt waren und konnten feststellen, dass hohe Konzentrationen an Luftschadstoffen wie Stickstoffoxide und Schwefeldioxide ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Lungenkrebs bedeuteten. Die Tatsache, dass es in der Stadt mehr Raucher gebe als auf dem Land könne nicht allein verantwortlich gemacht werden.

Forscher vom Goddard Space Flight Center der Nasa liefern einen weiteren Stein, den man nach den immer größer werdenden, ja förmlich explodierenden Metropolen werfen kann: Mithilfe von Satelliten und Bodenstationen kam die Arbeitsgruppe zu dem Ergebnis, dass Städte Klimastörer sind; sowohl lokal als auch global sollen sie Wetter und Atmosphäre beeinflussen. So verursachen die urbanen Hitzeinseln - Städte sind im Durchschnitt bis zu 5,6 Grad wärmer als das Umland - schwere Niederschläge auf dem Land. Nimmt man zusammen, was die einzelnen Städte anrichten, könne man, so die Wissenschaftler, von einem gewaltigen Einfluss auf globale Klimamodelle sprechen.