Dokumentarfilm über die AfD wird diffuses Puzzle

Seite 2: Selbstdemaskierung im Save Space

Natürlich ist es die Hoffnung der Filmemacher, dass sich die Rechten gewissermaßen im geschützten Raum selbst demaskieren.

Wenn das mal keine fromme Täuschung ist. Kann das Konzept der Selbstentlarvung überhaupt aufgehen? Und welche Position ist hier für einen Filmemacher jenseits politischer Propaganda möglich?

Es ist eine moralische, aber erst recht eine politische und ästhetische Frage, auf welche Kompromisse man sich mit einem – gelinde gesagt – abgelehnten und geschmacklosen Gegenstand einlassen darf. Darf man einen "safe space" für Extremisten errichten? Welche Möglichkeiten politischer Aufklärung eröffnet ein solches Verfahren?

Eine deutsche Partei. Bild: © Spicefilm

Außerdem ist es natürlich noch die Frage, ob dieser Ort von den Gefilmten als solch ein "safe space" wahrgenommen wird?

Inwieweit sind sich denn die, die hier gefilmt werden, wirklich nicht jederzeit bewusst, dass sie gefilmt werden. Halten sie ihre Reden nicht vielleicht für die Öffentlichkeit, die sie durch den Film gewinnen? Sind sie so, wie sie ohne Kameras wären?

Empathie und Identifikation mit Rechtsextremisten

Simon Brückner hat eine Haltung. Ob sie ganz klar ist, dessen ist sich der Autor nicht so sicher. Aber er zeigt, warum auch immer, vor allem Vertreter des vergleichsweise "gemäßigten" AfD-Flügels.

Wenn die Kamera den Berliner Georg Pazderski dabei begleitet, wie er bei einem Parteitag von extremistischeren Vertretern ausgebootet wird, legt der Film geradezu Mitleid mit dem Mann nahe. Wäre es denn besser, man hätte ihn gewählt?

Worauf also zielt der Film?

An diesem Gegenstand laufen sich die schlichten Vorstellungen eines "guten" und "richtigen" Dokumentarfilms, die viele Förderer- und auch Macherhirne durchziehen und bessere Dokumentarfilme systematisch verhindern, endgültig tot: Es geht eben im Kino nicht um Empathie und Identifikation. Oder sollen wir und auch mit Demokratiefeinden identifizieren und mit Rechtsextremisten empathisch sein?

Am Ende widerspricht vor allem vieles in diesem Extremismuspuzzle einander, und der Filmemacher verzichtet sowohl auf Wertungen wie auf Orientierung, sodass das Gesamtbild dieser "deutschen Partei" am Ende vor allem einem diffusen Brei aus Spießbürgern gleicht, der langweilig und unerheblich ist, geschmacklos, aber nicht bedrohlich.