Don't come!
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Wie die Biden-Harris-Regierung die Migrationspolitik von Trump fortsetzt
An der US-amerikanischen Grenze zu Mexiko kam es zuletzt zu eklatanter Gewalt gegen haitianische Flüchtlinge, als die Border Patrol einige der 14.500 geflüchteten Personen, die sich derzeit in einem Lager nahe der texanisch-mexikanischen Grenze aufhalten, brutal am Grenzübertritt hinderten. Die amerikanischen Autoritäten stützten sich in ihrem Vorgehen auf Pandemie bedingte Sonderregelungen, die es ihnen erlauben, das geltende Recht auf Asyl zu ignorieren.
"Unmenschliche Entscheidung"
Als Reaktion auf die Behandlung der geflüchteten Haitianer fühlte sich Daniel Foote am 22. September dazu veranlasst, von seinem Posten als Sonderbotschafter für Haiti zurückzutreten. In seiner Rücktrittserklärung sagte Foote, "er wolle nicht mit der kontraproduktiven unmenschlichen Entscheidung assoziiert werden, haitianische Geflüchtete und 'illegale' Immigranten in ein Land abzuschieben, in welchem amerikanische Abgesandte in bewachten Behausungen verweilen müssten, da bewaffnete Gangs das alltägliche Leben außerhalb bestimmen würden".
Ob es nun die Hoffnung auf mehr Milde seitens der neuen US-Regierung und auf eine angeblich offene Grenze war, warum haitianische Flüchtlinge sich in so großer Zahl aus südamerikanischen Ländern wie Chile in Richtung USA aufmachten, ist lässt sich nicht eindeutig sagen.
"Cowboys auf Pferden mit Peitschen gegen Schwarze"
Die entstandenen Bilder allerdings sprechen ihre eigene Sprache. Wenn nämlich Cowboys auf Pferden mit Peitschen, BPoCs (Black Persons of Color) in einen Fluss "zurückdrängen", fühlen sich viele Amerikaner:innen an die dunkelsten rassistischen Zeiten Amerikas erinnert: an die Sklaverei und Jim-Crow. Immerhin scheint die demokratische Regierung beschämt genug, nun eine Untersuchung hinsichtlich des Verhaltens der Agenten der "Border Control" einzuleiten.
Diese Bilder und die Situationen, denen sie entstammen, sprechen nicht nur vom Rassismus vergangener Zeiten, sondern auch von dem politischen und medialen Chaos, das die Migrationspolitik in den USA konstituiert.
Der jetzige Präsident hatte zwar in Wahlkampfreden im März letzten Jahres noch behauptetet, er stelle sich ein Land vor, dass nicht die Tür zuschlage vor jenen, die vor Verfolgung, Gewalt und Unterdrückung fliehen".
Doch kurz nach Amtsantritt riet seine Vizepräsidentin Kamala Harris, zum allgemeinen Entsetzen linker Parteigenossinnen auf ihrem ersten Südamerikatrip in Guatemala, den Menschen vor Ort, nicht den "gefährlichen Weg in die USA auf sich zu nehmen, da die Vereinigten Staaten weiterhin ihre Gesetze durchsetzen und ihre Grenze sichern würden". Diese Einwanderungspolitik unter dem Motto "Don't come" verfolgt die Bundesregierung nun weiter.
Verweigerung von Asylrechten
Die Verweigerung von Asylrechten ist nur durch die Anwendung von "Title 42" möglich, der es den Autoritäten angesichts der Covid-Pandemie zum Schutz der "allgemeinen Gesundheit" erlaubt, Geflüchteten ihr Recht auf Asyl zu verweigern und sie schlichtweg zu deportieren.
Die Welt grenzt sich ab (19 Bilder)
Diese Vorgehensweise wurde zwar von Trump ein-, aber durch Biden weitergeführt. Seit Februar wurden auf diese Weise 700.000 Menschen ausgewiesen. Und die Biden Regierung sendet weiterhin widersprüchliche Signale. Einerseits beharren Sprecher der "Homeland Security" darauf, die aktuelle chaotische Situation sei dem Problem geschuldet, ein durch Trump "dezimiertes Immigrationssystem wieder aufzubauen, während man gleichzeitig ja noch die geltenden Gesetze durchsetzen müsse".
Jedoch "die Gesetze durchzusetzen", dies machte "Homeland Security Secretary" Alejandro Mayorkas klar, heißt, weiterhin Menschen unter "Title 42" abzuschieben. Im Grunde übernehmen die Demokraten hier nicht nur eine gesetzliche Regelung der Republikaner, sondern auch deren Argument, man müsse erst einmal ein dysfunktionales Immigrationssystem reparieren, dann könnten auch die Menschenrechte wieder gewahrt werden.
Ganz überraschend ist die Nähe der beiden Parteien in dieser Sache nicht. Zum Beispiel kam es unter Präsident Obama zu weitaus mehr Abschiebungen sogenannter illegaler Immigranten als unter Präsident Trump. Gleichwohl haben Demokraten und Republikaner ein gemeinsames Interesse an der Duldung einer gewissen Anzahl illegalisierter Immigranten, sogenannter "undocumented immigrants" in Ihrem Land.
Ausbeutung im Niedriglohnsektor
Denn diese eignen sich hervorragen zur Ausbeutung im Niedriglohnsektor. 2014 wurde der Anteil der Personen ohne Papiere an der gesamten Arbeiterschaft in der Landwirtschaft auf ca. 36,1 Prozent und damit auf 244.459 Arbeiter:innen geschätzt.
Bei der Landschafts- und Gartenpflege liegt der Anteil derselben Gruppe bei ca. 26,7 Prozent und damit bei 266.551 Arbeiter:innen. Die amerikanische Wirtschaft profitiert also von einer arbeitenden Unterschicht, bestehend aus illegalisierten Menschen ohne Papiere. Dies spiegelt sich vielleicht auch in den Schwierigkeiten für Menschen im DACA-Programm oder mit "Temporary Protected Status" wider, die letztendlich die amerikanische Staatsbürgerschaft zu erlangen.
Versuche der Demokraten eine "Immigrationsreform am Senat vorbei im Rahmen des "Federal Budgets" zu verabschieden, sind bisher missglückt. Auch der offizielle Weg durch den Senat, eine solche Reform auf den Weg zu bringen, scheitert weiterhin am Widerstand der republikanischen Senatoren.
So argumentierte der Vorsitzende der republikanischen Minderheit im Senat, Mitch McConnell "dass es eine furchtbare Idee sei, legalen Status leichter zu ermöglichen, bevor man die Grenze gesichert und den Immigrationsvorgang reformiert hätte, welcher momentan missbraucht würde".
Hinsichtlich der katastrophalen Lage an der Grenze verweigert also eine Demokratische Partei Menschen das Recht auf Asyl, auf Basis pandemiebedingter Gesetzgebungen und dem Verweis, man müsse zuerst das kaputte Immigrationssystem reformieren. Die benötigten Reformen dazu werden allerdings von einer republikanischen Minderheit im Senat unmöglich gemacht.
Und diese Minderheit begründet ihre Blockade damit, dass das System zwar reformiert werden müsse, aber so, dass es Menschen erschwere, in die USA zu kommen, bevor man überhaupt darüber sprechen könne, denjenigen, die sich schon auf amerikanischen Boden aufhalten, den Weg zur Staatsbürgerschaft zu ermöglichen.