Drogen-Demenz war gestern: Neuer Ansatz verspricht Linderung

Der Arzt hält psycho-neurologische Tabletten für das Gehirn in Händen.

(Bild: NMK-Studio / Shutterstock.com )

Drogenmissbrauch schädigt das Gehirn. Forscher fanden jedoch Wege, dies teils rückgängig zu machen. Können wir Drogen-Demenz bald heilen?

Drogenmissbrauch kann im menschlichen Gehirn schwere und zum Teil irreversible Schäden verursachen. Dies wurde lange Zeit angenommen. Doch nun haben US-Forscher in Versuchen mit Mäusen herausgefunden: Die neuronalen Schäden können unter Umständen wieder rückgängig gemacht werden.

Schwere strukturelle Schäden und kognitive Defizite

Dass Drogenmissbrauch das Gehirn schädigen kann, ist nicht zuletzt eine Erkenntnis der Rechtsmediziner. Nach früheren Berichten konnten Schäden bei der Untersuchung der Gehirne von über 200 Drogentoten im Alter von 15 bis 45 Jahren festgestellt werden.

Die Ergebnisse zeigen ein erschreckendes Bild: Langfristiger Konsum von Drogen wie Amphetaminen, Methamphetamin (Crystal Meth), Ecstasy oder Kokain führt dazu, dass Nervenzellen absterben und die Verbindungen zwischen den Zellen abnehmen. Leitungsbahnen werden zerstört und Blutgefäße zeigen vorzeitige Alterungserscheinungen.

Die Folge sind Gedächtnisprobleme, verminderte kognitive Fähigkeiten und eine allgemeine Abnahme der geistigen Leistungsfähigkeit. Im Extremfall kann es zu vorzeitigem geistigen Verfall und Demenz kommen. Insbesondere Amphetamine, Ecstasy, Alkohol und Opioide zählen zu den hirnschädlichsten Drogen.

Neurotransmitter-Wechsel als Ursache kognitiver Defizite

Doch was genau passiert im Gehirn bei Drogenmissbrauch? Dieser Frage sind Neurobiologen der University of California San Diego in Mäuseversuchen nachgegangen. Sie untersuchten, wie Methamphetamin und PCP (Angel Dust) – zwei Drogen mit unterschiedlichen Wirkmechanismen – ähnliche kognitive Defizite verursachen.

Die Forscher fanden heraus, dass beide Drogen in bestimmten Hirnregionen einen Wechsel des Neurotransmitters von Glutamat (erregend) zu GABA (hemmend) auslösen. Dieser Wechsel der Botenstoffe stand in direktem Zusammenhang mit Defiziten bei Gedächtnisaufgaben.

Hoffnung auf Umkehrbarkeit der Schäden

Die gute Nachricht: Der Wechsel der Botenstoffe konnte in den Versuchen wieder rückgängig gemacht werden. Sowohl eine Verringerung der elektrischen Aktivität im Gehirn als auch die Gabe des Antipsychotikums Clozapin konnte den Wechsel von Glutamat zu GABA rückgängig machen. Dadurch verbesserten sich auch die kognitiven Leistungen der Mäuse wieder.

"Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine gezielte Manipulation der neuronalen Aktivität einige der negativen Auswirkungen des wiederholten Drogenmissbrauchs lindern könnte", erklärt Co-Autorin Marta Pratelli.