Duell um ChatGPT: Musk bietet 97 Milliarden US-Dollar für OpenAI

Marcel Kunzmann
Donald Trump auf einem Bildschirm, dahinter Elon Musk

Musk arbeitet derzeit auch mit Hilfe von KI am Staatsumbau in den USA

(Bild: bella1105/Shutterstock.com)

Streit zwischen Elon Musk und OpenAI eskaliert. Dessen Chef Sam Altman lehnt Übernahmeangebot ab. Welche Rolle spielt Trumps Weißes Haus?

Eine von Tesla-Chef und Tech-Milliardär Elon Musk angeführte Investorengruppe hat 97,4 Milliarden US-Dollar für die Übernahme des KI-Startups OpenAI geboten, das unter anderem hinter dem populären Chatbot ChatGPT steht.

Wie die Nachrichtenagentur AFP berichtet, wurde das Angebot wurde von der Unternehmensführung postwendend abgelehnt.

Altmann: "Nein danke"

"Nein danke, aber wir kaufen Twitter für 9,74 Milliarden, wenn Sie möchten", antwortete OpenAI-Firmenchef Sam Altman in einem Post auf der von Musk für 44 Milliarden US-Dollar gekauften Plattform X, ehemals Twitter. Musk entgegnete darauf lediglich mit dem Wort "Swindler", was übersetzt "Betrüger" oder "Schwindler" bedeutet.

Wie das Wall Street Journal am Montag unter Berufung auf Musks Anwalt Marc Toberoff berichtet, sei das Angebot dem Vorstand von OpenAI direkt unterbreitet worden.

"Als Mitbegründer von OpenAI und erfolgreichster Tech-Industrieführer in der Geschichte ist Musk die Person, die am besten positioniert ist, um die Technologie von OpenAI zu schützen und weiterzuentwickeln", wird Toberoff zitiert.

Streit der Mitgründer eskaliert

Musk hatte OpenAI 2015 zusammen mit Sam Altman gegründet. Damals noch als gemeinnützige Organisation, mit dem erklärten Ziel Künstliche Intelligenz zum Nutzen der Menschheit zu entwickeln und dabei Gefahren zu minimieren. Nach seinem Ausscheiden 2018 kam es jedoch zunehmend zu Differenzen.

Inzwischen ist OpenAI das weltweit führende KI-Startup und steht mit ChatGPT seit Monaten im Zentrum des Hypes um generative Künstliche Intelligenz. Um die teuren Entwicklungskosten zu stemmen, will Altman das Unternehmen nun von einer gemeinnützigen in eine gewinnorientierte Firma umwandeln.

Während sich Musk und Altman in der Vergangenheit noch gegenseitig schätzten, herrscht seit dieser Neuausrichtung offener Streit zwischen den beiden Tech-Unternehmern. In einer Serie von Klagen wirft Musk seinem einstigen Mitstreiter vor, mit dem Wandel zum profitorientierten Unternehmen die ursprüngliche Mission zu verraten.

Altman hält dem entgegen, es gebe schlichtweg nicht genügend Spenden und Subventionen, um die Entwicklung der besten generativen KI-Systeme gemeinnützig zu finanzieren. Der Wandel zur Gewinnorientierung sei notwendig, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.

Das am Montag von Musks Anwalt vorgelegte Übernahmeangebot wäre ein Weg, die Kontrolle wiederzuerlangen. Die gebotenen 97,4 Milliarden US-Dollar liegen jedoch deutlich unter der Bewertung von 157 Milliarden US-Dollar, die OpenAI bei einer Finanzierungsrunde im Oktober 2022 erzielte.

Laut Medienberichten könnte die nächste Runde sogar eine Bewertung von 300 Milliarden US-Dollar ergeben.

Musks KI-Ambitionen

Musk hat inzwischen selbst ein auf Profite ausgerichtetes KI-Startup namens xAI gegründet. Beobachter bezweifeln daher, wie ernst es der Tech-Unternehmer wirklich mit dem Übernahmeangebot meint. Sie sehen darin vor allem eine weitere Eskalation im schwelenden Konflikt mit Altman.

"Ich denke, es ist fair, hier ziemlich misstrauisch zu sein, wenn man bedenkt, dass er selbst einen Konkurrenten hat […] der als gewinnorientiertes Unternehmen strukturiert ist. Ich denke, dass hier mehr dahintersteckt, als man auf den ersten Blick sieht", kommentierte die Tech-Investorin Christie Pitts gegenüber der BBC.

Musk ist als Regierungsberater von Donald Trump derzeit mit einer massiven Umstrukturierung des US-Staatsapparats betraut, die von einigen als "Säuberung" bezeichnet wird und bei der auch künstliche Intelligenz zum Einsatz kommt, um Daten über Regierungsangestellte zu erfassen (Telepolis berichtete).