Düstere Aussichten: Deutsche Wirtschaft bleibt über Jahre abgehängt

Bernd Müller
Übersicht über die sinkenden Einkommen der deutschen Einwohner. Graph symbolisiert die Industriekrise. Das deutsche BIP sinkt.

(Bild: FOTOGRIN / Shutterstock.com)

Während die Weltwirtschaft wächst, hinkt Deutschland hinterher – nicht nur in diesem Jahr. Was bremst die deutsche Wirtschaft aus?

"Deutschland braucht dringend eine andere Wirtschaftspolitik, die das Wachstum wieder ankurbeln kann", warnt Niklas Potrafke, Ökonom am Münchner ifo-Institut. Der Grund für den Appell: Laut der aktuellen Umfrage "Economic Experts Survey" rechnen Ökonomen für 2025 in Deutschland mit einem realen Wirtschaftswachstum von mageren 0,4 Prozent. Damit bildet die größte Volkswirtschaft Europas das Schlusslicht unter den Industrieländern.

Standort Deutschland verliert international an Attraktivität

Doch was sind die Gründe für diese trüben Aussichten? Die Experten vom ifo-Institut hatten sich kürzlich schon mit Erklärungen zu Wort gemeldet. Sie verwiesen dabei auf die schwache Nachfrage im Ausland und hohe Kreditkosten, die die Unternehmen ausbremsten.

Sie betonten aber auch hausgemachte Probleme wie den Fachkräftemangel aufgrund der alternden Gesellschaft, Energiepreise, hohe Steuern oder eine überbordende Bürokratie. Diese Probleme anzugehen, sei wichtiger als kurzfristige Konjunkturmaßnahmen, hatte der Chef des ifo-Instituts, Clemens Fuest, gesagt.

"Deutschland hat im internationalen Standortwettbewerb massiv an Attraktivität verloren", fasst Potrafke jetzt die Folgen zusammen.

Auch mittelfristig sehen die Prognosen für Deutschland mau aus: Für 2026 erwarten die Experten ein Wachstum von 1,0 Prozent, für 2028 von 1,3 Prozent. Zwar ist das eine leichte Verbesserung gegenüber 2025, doch im Vergleich zu anderen Industrieländern bleibt Deutschland damit weit abgeschlagen.

Weltwirtschaft wächst – doch Deutschland hinkt hinterher

Ganz anders sieht der Blick auf die Weltwirtschaft aus: Bei ihr rechnen die Wirtschaftsexperten für 2025 mit einer durchschnittlichen Wachstumsrate des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 2,9 Prozent. Das ist mehr als im Vorjahr, als das globale BIP um 2,6 Prozent zulegte. Besonders optimistisch sind die Ökonomen für Afrika (3,9 Prozent) und Asien (3,8 Prozent). In Europa (2,1 Prozent) und Amerika (2,4 Prozent) fallen die erwarteten Wachstumsraten niedriger aus.

Auch mittelfristig bleiben die Experten zuversichtlich: Für 2026 prognostizieren sie ein weltweites Wachstum von 3,2 Prozent, für 2028 sind es 3,1 Prozent. Westafrika (+5,6 Prozent), Zentralasien (+5,1 Prozent), Südasien (+4,8 Prozent) und Südostasien (+4,5 Prozent) werden 2025 voraussichtlich die Wachstumsspitzenreiter sein. Westeuropa (+1,1 Prozent) und Ozeanien (+1,4 Prozent) bilden die Schlusslichter.