E-Auto-Boom in Deutschland: Die Luft ist raus

Ein E-Fahrzeug an einer Ladesäule

Ein Grund für den Rückgang der E-Auto-Neuzulassungen in Deutschland ist der Preis

(Bild: Ronald Rampsch/Shutterstock.com)

Der E-Auto-Boom in Deutschland ist vorbei. Die Neuzulassungen brachen 2024 um fast 30 Prozent ein, nur noch jedes siebte neue Auto fährt elektrisch. Was sind die Gründe?

Die Zahl der E-Auto-Neuzulassungen war vergangenes Jahr in Deutschland erstmals Rückläufig. Laut neuesten Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamts, die der Tagesschau vorliegen, wurden 2024 lediglich 380.600 E-Autos zugelassen und damit 27,5 Prozent weniger als noch 2023.

Nicht einmal mehr jedes siebte neue Auto ist elektrisch

Der Gesamtanteil der E-Autos an den Neuzulassungen ging im Vorjahresvergleich um fast fünf Prozentpunkte, von 18,4 auf 13,5 Prozent zurück. Das selbst gesteckte Ziel der Bundesregierung, bis zum Jahr 2030 insgesamt 15 Millionen reine E-Autos auf deutschen Straßen zu haben, scheint damit immer unrealistischer.

Einer der Hauptgründe für den Rückgang dürfte das Auslaufen der E-Auto-Förderung im Dezember 2023 gewesen sein. Grund für die vorzeitige Einstellung der ursprünglich bis Ende 2025 geplanten Kaufprämie war die klamme Haushaltslage.

Lediglich bei den Hybriden gab es 2024 gute Neuigkeiten, die sich mit einem Anteil von 34 Prozent der Neuzulassungen besser verkauften als im Vorjahr. Doch die Technik ist nicht mehr als eine Übergangslösung, die eigentlich bereits obsolet sein sollte.

Ohne Förderung sind E-Autos zu teuer

Neben dem Wegfall der Förderung ist das größte Problem wohl die Marktsituation: Bis heute gibt es in Deutschland keine wirklich guten und gleichzeitig günstigen Elektrofahrzeuge zu kaufen.

Der e-up, das Einstiegsmodell von VW mit einer Reichweite von rund 250 Kilometern, kostete vor seiner Einstellung gut 30.000 Euro. Der Nachfolger ID2 lässt noch auf sich warten, womit VW das günstige Segment im Moment nicht bedienen kann.

Bei anderen europäischen Herstellern sieht die Lage auch nicht viel besser aus. Der neue R4 E-Tech von Renault kommt dieses Jahr mit einer Reichweite von 300 Kilometern und wird zum Marktstart in der Basisversion 27.000 Euro kosten. Wer ordentliche 400 Kilometer Reichweite möchte, wird allerdings tiefer in die Tasche greifen müssen.

Am günstigsten ist der Dacia Spring mit 16.900 Euro, er verfügt aber über eine Reichweite von lediglich 225 Kilometern, was den meisten zu wenig sein dürfte.

Zölle sind Teil des Problems

Völlig anders die Lage in China, dessen Hersteller mit Macht (aber derzeit noch wenig erfolgreich) auf den europäischen Markt drängen.

Das Mittelklasse-Modell Dolphin von BYD verfügt beispielsweise über eine Reichweite von rund 430 Kilometern und kostet in der Volksrepublik lediglich 99.800 Yuan, was 13.000 Euro entspricht. In Europa wird das Modell mit allen Zöllen und Aufschlägen für 30.990 Euro angeboten.

Seit Oktober 2024 gilt für BYD in der EU eine Extra-Abgabe von 17 Prozent, der Höchststatz der Zölle für chinesische E-Autos liegt bei 35,3 Prozent.

In China selbst steigen die E-Auto-Verkäufe indes rasant und könnten dieses Jahr bereits 50 Prozent der Neuzulassungen erreichen – 10 Jahre früher als geplant. Möglich wurde dies neben Subventionen und Anreizen auch durch eine restriktive Zulassungspolitik für nichtelektrische Neufahrzeuge in Großstädten.

Der Verband der deutschen Automobilindustrie mahnte, dass durch die Zölle das Risiko eines Handelskriegs mit China wachse, was wiederum Folgen nicht nur für die Verbraucher, sondern auch die Industrie in Deutschland haben könnte.

Vor allem wird dadurch der Ausbau der E-Mobilität massiv gebremst, wie die jüngsten Zahlen des Kraftfahrtbundesamtes zeigen.

China und Skandinavien zeigen Alternativen auf

Dass es auch in Europa anders geht, zeigt das Beispiel Norwegen. Dort liegt der Anteil der E-Fahrzeuge bei über 90 Prozent der Neuzulassungen, womit das Land weltweit an der Spitze liegt.

Norwegen ist aufgrund seines fossilen Reichtums zwar ein Sonderfall, da es sich leisten kann, E-Autos von der Mehrwertsteuer, Maut- und Parkgebühren zu befreien. Doch mit Dänemark liegt auch ein anderes europäisches Land mit rund 50 Prozent in etwa auf dem Niveau von China.

Auch in Dänemark gibt es ein Anreizsystem aus höheren Steuern für Verbrenner und Anreizen zum Kauf von E-Autos, das unter anderem auch eine Vergünstigung von Ladestrom vorsieht.

In Deutschland sind die Preise an den Ladesäulen seit 2022 weiter gestiegen und liegen heute meist bei deutlich über 50 Cent pro Kilowattstunde – was die grundsätzlich gegebene Wirtschaftlichkeit von E-Fahrzeugen einschränkt.

Die Stellschrauben, an denen für eine erfolgreiche Mobilitätswende gedreht werden muss, sind mannigfaltig. Im Vergleich zu den genannten Ländern hinkt Deutschland jedoch in fast allen Bereichen hinterher.