E-Mobilität: Arbeitgeber setzen verstärkt auf Ladeinfrastruktur

Christoph Jehle
Elektroauto-Stecker und Bezahlkate

Laden von E-Autos am Arbeitsplatz gewinnt an Bedeutung. Immer mehr Unternehmen investieren in Ladestationen für Mitarbeiter. Doch was treibt Firmen zu diesem kostspieligen Engagement?

E-Mobile haben nicht nur einen deutlich geringeren Wartungsbedarf im Vergleich zu Verbrennern, sondern sind mit einem Wirkungsgrad von über 70 Prozent auch deutlich effizienter als Wasserstoffantriebe mit 35 Prozent und E-Fuels mit etwa 25 Prozent. Oder andersherum betrachtet wird für Wasserstoff etwa das Dreifache und für E-Fuels ungefähr das 6,5-fache an elektrischer Energie für den Betrieb gegenüber EVs benötigt.

Auch der Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur eilt der Nachfrage voraus. Ein Problem gibt es allerdings bei den Abrechnungssystemen und den kommunalen Vorlieben für die lokalen Stromversorger, die meist im kommunalen Besitz sind und sich oft mit überregionalen Abrechnungssystemen nicht so recht anfreunden wollen.

Anders als bei den Tankstellen-Preisen für Kraftstoff will das Bundeskartellamt keine digitale Übersicht über die Ladestrompreise an öffentlichen Ladepunkten zur Verfügung stellen, denn eine zentrale Erfassung und Veröffentlichung von Preisen an E-Auto-Ladesäulen hält man in Bonn für durchaus riskant. Kartellamts-Chef Andreas Mundt stellt dazu im Interview mit der Rheinischen Post fest:

Bei Ladesäulen befürchte ich, dass eine zentrale Erfassung und Veröffentlichung aller Preise es den Anbietern erleichtern könnte, ihre Preise aufeinander abzustimmen.

Der Absatz von batterieelektrischen Fahrzeugen in Deutschland stockt

Die deutschen Hersteller wollten sich jüngst noch auf das Luxussegment konzentrieren und den niedrigpreisigen Massenmarkt nicht mehr bedienen und damit auch keine batterieelektrischen Fahrzeuge in dieser Klasse anbieten. Da Importe aus China nun mit Einfuhrstrafzöllen beaufschlagt werden, halten sich Privatkunden beim Kauf von batterieelektrischen Fahrzeugen zurück.

Und da sich auch die politische Klientel von Elon Musk von batterieelektrischen Fahrzeugen keinen Nutzen verspricht, brach zuletzt auch der Tesla-Umsatz hierzulande ein. Der Marktrückgang im Jahr 2024 betrug 27 Prozent gegenüber 2023.

Dazu kamen als Gründe die andauernde Steigerung der Lebenshaltungskosten, welche das frei verfügbare Einkommen beschränkte und der Ausstieg aus den Subventionen für private Käufer. Ab 2025 könnte die Nachfrage nach E-Mobilen wieder steigen, wenn strengere Emissionsvorschriften infolge der EU-Emissionsziele und steigende CO2-Preise die Betriebskosten für Verbrenner deutlich steigen lassen.

So müssen die Emissionen verkaufter Neuwagen 2025 um 15 Prozent sinken. Bislang verdiente sich Tesla ein ordentliches Zubrot durch den Verkauf von Null-Emissionen an den Wettbewerb. Mit dem Absatzeinbruch fällt dieses jetzt auch geringer aus.

Ab 2025 basieren die EU-Ziele auf einem transparenteren Testverfahren, dem sogenannten WLTP. Wenn die durchschnittlichen CO2-Emissionen eines Herstellers dann die Zielvorgabe überschreiten, wird eine Geldbuße von 95 Euro pro Gramm CO2 pro Fahrzeug fällig.

Entwicklung des Lademarkts in Deutschland

Der Anteil des Aufladens zu Hause wird von über 60 Prozent des Stromverbrauchs von Elektrofahrzeugen im Jahr 2022 auf rund 50 Prozent im Jahr 2035 sinken.

Beim Public Charging wird eine höhere Nutzungsrate über On-street, Destination und Transitladen erwartet. Die Betreiber von Ladestationen (CPOs) werden wohl den Ausbau von Ladestationen verlangsamen und die jeweilige Ladeleistung erhöhen, um die Auslastung ihrer Anlagen zu optimieren. Die Nachfrage nach HPC-Ladestationen macht im Jahr 2025 noch 75 Prozent der benötigten Energie aus und dürfte dann bis 2035 auf 69 Prozent sinken.

Im Sektor Work Charging dürfte die Energienachfrage steigen, da immer mehr Betreiber von Elektrofahrzeugen, die nicht zu Hause aufgeladen werden können, auf Ladestationen am Arbeitsplatz angewiesen sind. Der Rückgang der Homeoffice-Angebote dürfte diese Entwicklung stützen.

Bis 2035 werden mehr Ladestationen bei Mitarbeitern erwartet als sogenannte Depotladestationen. Aufgrund der höheren Depotauslastung wird der Gesamtenergiebedarf bei Mitarbeiter- und Depot-Ladestationen in etwa gleich hoch ausfallen.

Laden an einem öffentlichen Ladepunkt

Während das Laden an der heimischen Wallbox nicht nur technisch, sondern auch vertragsrechtlich ein vergleichsweise einfaches Unterfangen darstellt, da der Nutzer den Strom von seinem Stromanbieter bezieht, mit welchem er einen Stromliefervertrag hart, sieht die Situation beim Laden an einem öffentlichen Ladepunkt doch komplexer aus.

Das Laden von Elektroautos sollte so schnell und unkompliziert wie ein Tankvorgang an einer klassischen Tankstelle sein. Dazu gehört auch eine einfache Bezahlung mit einem hierzulande geläufigen Zahlungsmittel.

An den bundesweit mehr als 160.000 öffentlichen Ladepunkten gab es jedoch kein einheitliches Bezahlsystem, denn bislang konnten die Betreiber selbst bestimmen, welches System sie anbieten wollten.

Und somit ermöglichten nur wenige Betreiber eine Zahlung per Kredit- oder Debitkarte. In den meisten Fällen benötigen Verbraucher noch immer an öffentlich zugänglichen Ladestationen entweder eine Ladekarte eines Ladestromanbieters, eine entsprechende Smartphone-App eines Ladestromanbieters oder sie scannen mit ihrem Smartphone einen QR-Code an der Ladestation. Mit der novellierten Ladesäulenverordnung soll das einfacher werden.

Damit das öffentliche Laden einfacher wird, gilt ab Juli 2023 die neue Ladesäulenverordnung, mit der ein einheitliches Kredit- und Debit-Kartenzahlsystem verpflichtend wird.

Damit soll das spontane Laden auch ohne vorher mit dem Stromlieferanten abgeschlossenen Vertrag ermöglicht und der Strombezug abgerechnet werden können.