EU fürchtet chinesische Windkraft-Dominanz: Droht neuer Subventionskrieg?

Offshore-Windpark mit Wolken und einem blauen Himmel

(Bild: fokke baarssen / Shutterstock.com)

EU fürchtet Chinas wachsende Dominanz bei Windkraft. Brüssel plant Strafzölle gegen Billigimporte und spricht von unfairen Subventionen. Energiewende vor dem Aus?

Die Produktion von PV-Modulen ist in Deutschland unrentabel geworden. Dies ist nicht zuletzt auf die wirtschaftsfeindliche Politik der letzten Großen Koalition zurückzuführen. In China hingegen wurden die Potenziale rechtzeitig erkannt und die Produktion dorthin verlagert.

Das darf sich bei der Windenergie nicht wiederholen. Mit aller Macht wird versucht, den Durchmarsch chinesischer Hersteller in Euro zu verhindern, auch wenn man heute schon auf Zulieferungen aus dem Reich der Mitte angewiesen ist. Chinesische Windkraftanlagenhersteller sind deutlich agiler als ihre europäischen Konkurrenten, die in erster Linie auf die Senkung der Produktionskosten bedacht sind.

Europäische Windkraftanlagenhersteller sind mit der Bedienung der Nachfrage hierzulande offensichtlich überfordert. Alternativen gäbe es. Diese sind jedoch von der Politik nicht erwünscht. Ähnlich wie beim Mobilfunknetz arbeitet man in Brüssel inzwischen an Ausschlussklauseln für chinesische Windkraftanlagen.

Aus EU-Sicht verbotene Subventionen als Grundlage für Strafzölle?

Da sich die Wirtschafts-Subventionssysteme Chinas signifikant von den Maßnahmen der EU unterscheiden und sich die chinesische Regierung nicht den Vorstellungen der EU unterwerfen mag, scheinen Strafzölle das Mittel der Wahl zu sein, um die europäischen Vorstellungen durchzusetzen.

So verwundert es nicht, dass die Europäische Kommission eine Untersuchung über mutmaßlich illegale Subventionen für chinesische Windturbinenhersteller angekündigt hat. Sie befürchtet, dass die heimische Industrie durch Billigimporte unfair benachteiligt werden könnte.

″Ich kann heute ankündigen, dass wir eine neue Untersuchung gegen chinesische Lieferanten von Windturbinen einleiten werden, ″ so Margrethe Vestager, Vizepräsidentin der Europäischen Kommission.

Der vorgesehene Schutzwall für die europäischen Windkraftanlagenhersteller gegen die chinesische Konkurrenz rankt sich zudem um den Aspekt der Cybersicherheit, der ja im Falle der Mobilfunknetze als Argument geeignet erschien. Der Vorteil dieser Argumentation besteht in erster Linie darin, dass sie von den Wenigsten nachvollzogen werden kann und somit kaum angreifbar ist.

Engpässe in der europäischen Windanlagenlieferkette

Nach den Behinderungen des Windkraftanlagen-Ausbaus durch die von den christlichen Parteien geführten Politik waren die Hersteller hierzulande nicht mehr motiviert, in den Ausbau ihrer Fertigungskapazitäten zu investieren. Heute sind die Hersteller von Offshore-Fundamenten und Installationsschiffen für mehrere Jahre ausgebucht. Auch im Falle von Stromkabeln, Getrieben und Stahltürmen sind die Windparkentwickler von Zulieferungen aus China abhängig.

In der öffentlichen Diskussion unterstellt man chinesischen Anlagenbauern gerne Qualitätsprobleme, doch die tauchen derzeit vorwiegend bei europäischen Herstellern auf, die unter dem Preisdruck hierzulande ächzen.

Chinesischer Einstieg durch Preisdruck bei Windkraftausschreibungen begünstigt

Der Einstieg chinesischer Hersteller in den europäischen Markt erfolgt mitnichten nur im Bereich der Elektrik und Elektronik, sondern inzwischen deutlich fundamentaler. Das chinesische Unternehmen Dajin Offshore wurde von RWE als bevorzugter Lieferant für alle 104 neuen Offshore-Windturbinen in der Nordsee ausgewählt, die mit Turbinen der dänischen Firma Vestas ausgestattet werden sollen.

Auch der Erneuerbare-Energien-Fonds Luxcara hat auf den steigenden Preisdruck bei den Windkraftausschreibungen reagiert und beabsichtigt für sein Nordseeprojekt Waterkant bei Ming Yang 16 bis zu 18,5 MW starke Anlagen mit 260 Metern Rotordurchmesser zu bestellen, die aktuell die höchste Leistung bei Windkraftanlagen erzielen.

Der chinesische Hersteller aus Zhongshan City garantiert dabei, dass seine Anlagen zu 100 Prozent mithilfe von Erneuerbaren produziert werden. Zhongshan City ist eine aufstrebende Stadt in der Provinz Guangdong, wo die 2018 gegründete Phoenix-Wings aus Ismaning eine Frachtdrohnenverbindung nach Shenzhen betreibt.

Die Angst vor einem Kill Switch scheint in der europäischen Politik zu dominieren

Warum man die gelbe Gefahr nur im Bereich der Investitionsgüter verortet, nicht jedoch bei den Endgeräten wie Smartphones und Notebooks, die überwiegend chinesischen Ursprungs sind und im Falle eines eingebauten geheimen Kill-Switches die Kommunikation in Europa weitgehend zum Erliegen bringen könnte, ist so inkonsistent, dass es kaum nachvollziehbar ist.

Die bestehende Gespensterdebatte um chinesische Produkte und Komponenten riskiert, dass die Energiewende schneller scheitern könnte, als es sich ihre größten Feinde wünschen könnten. Wenn man jetzt versucht, chinesische Anbieter vom europäischen Markt fernzuhalten, weil man seine Transportvorteile bei einer europäischen Fertigung nicht erfolgreich in die Waagschale werfen kann, muss man hierzulande damit rechnen, dass sich Investoren in anderen Regionen die chinesischen Kostenvorteile sichern.