EZB vor Zinssenkung: Sparer müssen mit sinkenden Renditen rechnen

Ein Sparer sammelt Münzen in einem Glas.

(Bild: Nuttapong punna / Shutterstock.com )

Die Europäische Zentralbank dürfte am Donnerstag eine weitere Zinssenkung beschließen. Für Sparer könnte das schlechte Nachrichten bedeuten.

Die Europäische Zentralbank (EZB) steht offenbar vor einer weiteren Zinssenkung. Wie verschiedene Medien berichten, wird die Notenbank bei ihrer Sitzung am Donnerstag den entscheidenden Leitzins im Euroraum, den sogenannten Einlagensatz, voraussichtlich von derzeit 3,75 Prozent auf 3,5 Prozent senken.

Wirtschaftliche Entwicklung zwingt EZB zum Handeln

Noch vor wenigen Wochen zeigte sich die EZB wenig geneigt, ihre Geldpolitik weiter zu lockern. Doch die jüngsten Wirtschaftsdaten deuten darauf hin, dass sich die Konjunktur in der Eurozone schlechter entwickelt als zuletzt prognostiziert.

"Wenn die EZB die Zinsen im Oktober nicht senkt, wird der Markt denken, dass die Zentralbank hinterherhinkt und möglicherweise einen politischen Fehler begeht", sagte Mark Wall, Chefvolkswirt für Europa bei der Deutschen Bank, der Nachrichtenagentur Bloomberg.

So erwarten die Finanzmärkte mit einer Wahrscheinlichkeit von rund 90 Prozent eine Zinssenkung um 25 Basispunkte. Zum Vergleich: Bei der letzten EZB-Sitzung im September lag diese Wahrscheinlichkeit noch bei 20 Prozent.

Inflation sinkt schneller als erwartet

Ein wesentlicher Grund für die Erwartung sinkender Zinsen ist die Entwicklung der Inflation. Diese ist im September unter die Zielmarke der EZB von zwei Prozent gefallen. Derivate, die zur Absicherung des Inflationsrisikos eingesetzt werden, deuten laut Daten der Danske Bank sogar darauf hin, dass die Preissteigerung bereits im ersten Quartal 2025 unter zwei Prozent liegen wird – und damit deutlich schneller als in der EZB-Prognose vom September erwartet.

EZB-Präsidentin Christine Lagarde hat bereits angedeutet, dass sich die gestiegene Zuversicht über eine sinkende Inflation in den Entscheidungen der Notenbank widerspiegeln dürfte. Zudem haben sich bereits mehrere Mitglieder des EZB-Rats für eine Zinssenkung im Oktober ausgesprochen.

Weitere Zinssenkungen in den kommenden Monaten erwartet

Viele Ökonomen gehen davon aus, dass der morgige Zinsschritt nur der Auftakt zu einer ganzen Reihe von Zinssenkungen sein wird. Für die vier EZB-Sitzungen nach Oktober preisen die Finanzmärkte gut drei weitere Leitzinssenkungen ein. Im Laufe des kommenden Jahres könnte der Einlagensatz damit auf knapp über 2 Prozent fallen.

EZB-Vertreter wie der finnische Notenbankchef Olli Rehn betonen jedoch, dass über Tempo und Ausmaß künftiger Senkungen von Sitzung zu Sitzung entschieden werde.

Schlechte Nachrichten für Sparer

Für Sparer dürften die zu erwartenden Zinssenkungen eher unerfreuliche Folgen haben. Sinkt der Leitzins, dürften auch die Zinsen für Tages- und Festgeld weiter sinken und die Renditen drücken.

Einige Banken bieten derzeit noch Tagesgeldangebote mit Zinsgarantie an. Wer schnell ist, kann zumindest noch für einige Monate von vergleichsweise attraktiven Sparzinsen profitieren, bevor auch hier die Zinswende eintritt.

Laut einer am Mittwoch veröffentlichten Umfrage des Ifo-Instituts erwarten Ökonomen allerdings, dass die Inflationsraten mittelfristig über dem EZB-Ziel von 2 Prozent bleiben. Für Deutschland rechnen sie beispielsweise in diesem Jahr mit einer Teuerung von 2,4 Prozent. Das dürfte die Kaufkraft der Ersparnisse weiter schmälern.