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Ein Essensbericht aus den USA

Dieser subjektive Bericht wirft ein Schlaglicht auf den aktuellen Stand der (Über-)Ernährungssituation in den Vereinigten Staaten

Ohne sich zu sehr in Klischees und Vorurteilen zu verlieren, soll dieser kurze Statusbericht über Ernährung, Esskultur und Lebensmittelindustrie in den USA für Aufklärung und Unterhaltung sorgen. Zugleich sollen zweifelhafte Trends beschrieben werden, die bekanntlich zum Teil auch über den Atlantik schwappen und damit nicht nur in den USA, sondern auch darüber hinaus Relevanz haben.

Fastfood

Generell kann man feststellen, dass Fastfood in den USA recht billig ist, gesundes und ausgewogenes Essen hingegen teurer als in Deutschland. Man isst viel häufiger auswärts und viele Menschen kochen kaum oder gar nicht zu Hause. Die Struktur der Gastronomie ist kapitalistisch "optimal" organisiert in riesigen Ketten, wohingegen inhaberbetriebene Restaurants eher die Ausnahme sind.

Dafür gibt es Ketten für alle erdenklichen Essensarten, ob italienische Pizza- und Pastarestaurants, traditionell westliche Kartoffel und Fleisch-Küche, Asiatisch oder eben das bekannte Burger-und-Fritten-Fastfood. Alles kann man in einstöckigen Gebäuden am Rande der ausgedehnten, schnurgraden US-Straßen finden, die sich im Schachbrettmuster durch die weit ausgedehnten Vorstädte ziehen.

Nach dem Durchprobieren gängiger Fastfoodketten im Sommerurlaub 2018 kann der Autor konstatieren, dass McDonald's in den USA ebenso schlecht ist wie in Deutschland. Denn im Gegensatz zu Burger King, das auch in den Vereinigten Staaten einen Veggiburger mit Tomate, Salat, Gurke und Zwiebel im Angebot hat, besteht der Fischburger, auf den der Nicht-Fleischesser bei McDonald's ausweichen muss, nur aus pampigem Burgerbrötchen, einer Frikadelle und Remoulade.

Beilagengemüse gibt es hier offenbar nur für die Fleischesser. Viele lokale Burgerrestaurants, sogenannte Diner, servieren in den USA besser schmeckende Burger, inzwischen häufig auch in einer vegetarischen Variante.

Die beliebte US-Kette Tacco Bell bietet Taccos und Borritos an, die zwar äußerlich an die mexikanische Esskultur erinnern, aber ohne typische Gewürze wie Kreuzkümmel und Koriander zusammengestellt werden. Dadurch sind die Gerichte dieser Kette eher geschmacksneutral - und leider auch zu käselastig.

Käsekult

Der Käsekult ist besonders anstrengend in den Pizzaläden der USA. Bei Pizza Hut und Co. ist Käse die alles dominierende Zutat, die jeglichen Geschmack der anderen Zutaten übertüncht und in Fett ertrinkt. Das geht so weit, dass einige Pizzen - wie sie inzwischen auch in Deutschland gesichtet worden sind - im Rand einen Ring von Käse enthalten.

Der käsige Tiefpunkt im Land ist im Übrigen der nach Plastik und Käsearoma schmeckende Sprühkäse, der in ähnlichen Dosen daherkommt, wie die grauenvolle Sprühsahne in Deutschland. Recht lecker, obwohl überaus fettig und frittiert, ist hingegen das Essen der Kette Long John Silver's, die der deutschen Fastfoodkette Nordsee ähnelt.

Fleisch

Besonders negativ wiederum fällt der Burgerladen Arby's auf, der sich mit Werbeslogans wie: "WE HAVE THE MEATS" oder "We serve at least eight different meats, and we are proud of every single one" bei Vegetariern, Veganern und Pescetariern unbeliebt macht.

Dazu sind alle Burger bei Arby's mit Bacon (gebratenem Schweinespeck) "verfeinert", ganz so, als hätte es nie eine Diskussion über Massentierhaltung, Klimawandel, gesundheitliche Mängel durch Hormonbelastung, krebserregendes Nitrit oder die Trinkwasserverseuchung durch den Fleischkonsum gegeben. Überhaupt sind die Fleischberge in den USA deutlich höher, als die in Deutschland, wo das Bewusstsein für Tierleid und gesunde Ernährung durchschnittlich zumindest etwas mehr geschärft scheint.

Laut der Nichtregierungsorganisation proveg ernähren sich in Deutschland inzwischen immerhin 10% der Bevölkerung vegetarisch und 1,6% vegan [1]. In den USA sind es hingegen nur 2% Vegetarier bzw. 0,5% Veganer [2].

Nebenbei bemerkt sei für interessierte Leser auf den Fleischrechner [3] hingewiesen, mit dem der eigene "Fußabdruck" der Auswirkung an Tierleben und der damit zusammenhängende ökologische Fußabdruck berechnet werden können.

"Imperial Overstretch"

Das All-You-Can-Eat-Restaurant "China Buffet" befindet sich, wie die meisten der Filialen dieser Kette, angrenzend an einen Riesenparkplatz mit einer Reihe von einstöckigen Läden. Der Raum mit einer Vielzahl von Tischen erinnert mehr an ein Großraumbüro, als an ein Restaurant. Für Chinarestaurants typische Dekoration oder Bilder gibt es nicht. Satt werden kann man hier inklusive der Getränke und Nachtisch für 7,50 US-Dollar. Das Essen ist o.k., allerdings nicht sonderlich authentisch.

Wie in vielen Lokalitäten in den Vereinigten Staaten wirkt das Ambiente abgewirtschaftet und lange nicht saniert. Der "Imperial Overstretch" [4] einer Nation, die durch teure Kriege, Isolationismus und nationalistische Überheblichkeit ihren Glanz der 1950er-Jahre längst eingebüßt hat, wird an vielen Stellen sichtbar.

Zu sehen ist das nicht nur bei den 70er-Jahren-Billigbauten für die Gastronomie, sondern auch im Lichte maroder Autobahnbrücken, in denen rottender Bewehrungsstahl unter abgebrochenen Betonbrocken hervorragt. Oder an einem öffentlichen Nahverkehrssystem, das entweder überhaupt nicht vorhanden oder wahnsinnig schlecht ist.

Stromleitungen verlaufen wie im 19. Jahrhundert in den meisten Teilen des Landes auf Holzpfählen und die Straßen sind meist in einem Zustand, über die sich höchstens Autowerkstätten und Reifenhändler freuen dürften.

Bio-Lebensmittel und Hipster-Konsum-Lifestyle

Neben dem Fastfood gibt es aber auch Bio-Lebensmittel, vor allem in den Städten des Landes. Dabei sind ökologisch produzierte Lebensmittel in den USA noch weniger normal als in Deutschland, wo sogar eher unökologische Drogerieketten wie Rossmann seit Jahren ein recht großes Sortiment an Ökolebensmitteln anbieten.

In den USA verbindet sich der Trend zu Biolebensmitteln stärker als hierzulande mit Lifestyle-Konsum, mit schicken Magazinen von jung-dynamischen Hipstern [5] oder alternativen Stadtmenschen mit karierten Hemden. Es steht eher das Lebensgefühl gebildeter Stadteliten im Vordergrund - mit ihrem Wunsch nach einem langen und gesunden Leben, und weniger eine politisch-ideologische Kehrtwende für die Landwirtschaft und ein nachhaltiges Wirtschaften im Sinne der Natur.

Eine beliebte Hipster-Kette in diesem Sinne ist der überteuerte "Whole Foods Market", ein Amazon-Unternehmen, das im Prinzip dem US-Aldi-Unternehmen Trader Joe's [6] nacheifert aber elitärer und teurer ist. Natürlich verfügen auch viele Bio-Käufer in Deutschland über ein gutes Einkommen, aber Biolebensmitttel sind hierzulande wie gesagt in den vergangenen Jahren schon viel normaler geworden, als dass sie als Statussymbole den alternativen Freundeskreis noch vom Hocker reißen würden.

"Ohne Gentechnik"

Im Zuge des Bio-Trends in den USA sind zunehmend auch Produkte auf den Markt gekommen, die das Label "Non-GMO" tragen. Dies bedeutet "Ohne Gentechnik". Das Logo ist wichtig für Konsumenten, da die USA keine staatlich vorgeschriebene Deklarationspflicht für gentechnisch veränderte Zutaten in Lebensmitteln haben.

Interessanterweise gibt es vor allem bei den genannten Läden und dem US-amerikanischen Aldi (mit inzwischen rund 1.750 Filialen) besonders viele Artikel mit einem solchen Label. Die Kette nutzt also den Vorteil einer aufgeklärteren Käuferschaft auf der anderen Seite des Atlantiks als Vorteil für das eigene Image in den USA.

Einschränkend muss man erwähnen, dass nach wie vor viel Obst, Gemüse und Getreide sowie fast alle Maisprodukte des Landes genetisch verändert sind. Da Mais auch in seiner Gen-Variante ein überaus universelles Lebensmittel ist (als Ersatz für Zucker, Stärke, Getreide usw.), stecken so in fast allen Produkten genetisch veränderte Grundstoffe.

Megatrend "Wasser"

Neben dem eher kleinen Trend urbaner Eliten, Gentechnik abzulehnen, entwickelt sind in den USA seit einigen Jahren der europäisierende "Megatrend" zu Wasser als Getränk, das in Deutschland ja ohnehin schon seit Jahren Hauptgetränk für die meisten Menschen ist.

Allerdings wird Wasser meist nicht wie in Deutschland als "natürliches Mineralwasser" mit Kohlensäure getrunken, sondern fast immer "still" und oder aromatisiert. Daneben finden sich auf dem US-Markt alle möglichen Lifestyle-Wässer, die aufgejazzt beispielsweise "Smart Water" oder "Purified Water" heißen. Im Prinzip bedeutet das, dass zum einen destilliertes Wasser getrunken wird - oder destilliertes Wasser, das nachträglich künstlich mit Mineralstoffen versetzt wurde.

Angeblich soll Ersteres besonders rein und Zweiteres besonders gesundheitsfördernd sein. Normales Wasser wäre da offenbar zu einfach und man trägt als jung-dynamischer Mensch das Getränk in den USA gerne 12 Stunden am Tag als eine Art Statussymbol in großen Trinkbechern umher.

Immerhin ist dieser Trend ein kleiner Fortschritt gegenüber dem traditionell vollkommen überzogenen Konsum von Limonaden und Colas im Land. Auch das Leitungswasser schmeckt meist so stark nach Chlor, dass man es als Mitteleuropäer kaum herunterkriegt.

Zucker, Süßstoff, Fett

Vielen US-Amerikanern ist durchaus bewusst, dass sie sich schlecht ernähren. Dies führt aber in vielen Fällen nicht zu einer ausgewogeneren Ernährung, sondern zur Mythenbildung, im Zuge derer man sich andere ungesunde Angewohnheiten aneignet.

Zu diesen anderen Mythen gehört die Todesangst vor Zucker, der in Maßen genossen harmlos wäre, aber pauschal als kohlenhydratlastiger Fettmacher gilt und der häufig durch süß schmeckende Chemikalien ersetzt wird. Nicht hilfreich ist daher, dass viele Getränke in den USA viel zu süß und häufig auch zu stark aromatisiert sind.

Und obwohl diese Angst umgeht, sind in so gut wie allen Lebensmitteln beträchtliche Mengen an Zucker zugesetzt, auch dort, wo er überhaupt nicht hingehört. Nicht nur wie in Deutschland in Fertig-Tomatensaucen oder Ketchup, sondern etwa auch in Brot oder Bagels.

Zucker ist hier aber nicht etwa in seiner natürlichen Zusammensetzung aus Fruktose und Glukose enthalten, sondern meist in Form von sogenanntem "High Fructose Corn Sirup" mit einem unnatürlich hohen Gehalt an Fruktose. Der Sirup hatte in der Vergangenheit aus gesundheitspolitischen Erwägungen bereits zu Verwerfungen [7] zwischen Mexiko und den USA geführt.

Im Motel Red Roof Inn (mit mausgrauem Dach), in dem einige Gäste am Frühstücksbuffet vor dem Essen beten, gibt es mit Waffeln, die sich die Gäste selber zubereiten können. Als Bratfett, das man auf das Waffeleisen sprühen soll, dient das Produkt "Waffle Grid Conditioner" von der Firma Heartland Waffles.

Um zu verdeutlichen, was für wahnwitzige Produkte als Lebensmittel in den USA verbreitet sind, seien in der folgenden Tabelle die Inhaltsstoffe des Produkts entsprechend der Reihenfolge auf der Verpackung mitsamt einer Erklärung aufgelistet:

Inhaltsstoff Um was es sich handelt
Wasser
Silikon Ein chemisch hergestelltes Ersatzfett, das normalerweise für Maschinen verwendet wird und Lebensmitteln in Europa nur in geringen Mengen zugesetzt werden darf, um Schaumbildung zu verhindern. Der Zusatzstoff heißt bei uns auch E900 und kann etwa Bratölen oder Marmeladen bis 10 Milligramm pro Kilo zugesetzt werden. In diesem US-Produkt ist Silikon in erheblich größeren Mengen enthalten. Silikone in Bratfetten vervielfachen den Acrylamidgehalt, der durch das Erhitzen entstehen kann.
Polysorbat 80 [8] Chemisch hergestellter Lebensmittelzusatzstoff (E433), der als Emulgator für Lebensmittel zugelassen ist. Im Tierversuch mit Mäusen war der Stoff zum Teil krebserregend und führte zu Verdauungsproblemen [9].
Propylene Glycol [10] Eine aus Erdöl hergestellte Substanz, die auch als Feuchthaltemittel in Zigaretten Verwendung findet. Der Stoff reizt die Atemwege und wird als insgesamt gesundheitlich bedenklich angesehen – aber auch als potentiell krebserregend.

Ethyl und Propyl Paraben [11] Parabene sind chemisch hergestellte Konservierungsstoffe für Kosmetika, die in den USA auch Lebensmitteln zugesetzt werden. Parabene sind hormonell wirksam und daher problematisch [12]. Die Gruppe dieser Substanzen gilt insgesamt als gesundheitlich bedenklich, möglicherweise krebserregend und ist daher sehr umstritten.
Natriumlaurylsulfat [13] ("Sodium Lauryl Sulfate")
Eine seifenartige, chemisch hergestellte Substanz, die sich eigentlich sonst in Kosmetika wie Shampoos, Reinigungsmitteln oder Salben befindet. Sie kann zu Entzündungen im Mundraum [14] führen oder Allergien auslösen und ist daher vor allem in Kosmetika sehr umstritten.

Dass ein Produkt wie der Waffle Grid Conditioner mit nur einer einzigen natürlichen Zutat (Wasser) überhaupt auf dem Markt ist, zeigt, dass es in den USA noch einen großen gesellschaftlichen Aufklärungsbedarf und eines Umdenkens in der Bevölkerung in Richtung einer ökologischen und natürlich - gesunden Ernährung gibt. Auf dem deutschen Markt würde sich ein solches Produkt mit diesen schädlichen Inhaltsstoffen [15] sicherlich nicht gut oder gar nicht verkaufen lassen.

Der Medikamentenautomat

Der Einsatz von kalorienfreien Chemikalien wie Silikonen erscheint als technokratische Antwort auf die Überfettung in den USA - eine Lösung, die ihrerseits wiederum höchst fragwürdig ist. Man schwankt zwischen den Extremen solcher Produkte, vollkommen fettfreier (und geschmacksfreier) Milch - und Pizza, bestehend aus 50% Öl und Käse.

Neben diesem Beispiel sind auch andere kritische Herangehensweisen im Umgang mit der Ernährung in den USA zu beobachten. So steht im besagten Motel Red Roof Inn ein Medikamentenautomat mitten im Flur, der auch für Kinder zugänglich ist. Frei zu kaufen gibt es in diesem Automaten Ranitidin und Antazidum zur Reduktion von Sodbrennen - zur Bekämpfung der Symptome also beispielsweise, nachdem man mal wieder zu viel und zu fettig gegessen hat.

Daneben finden sich im Automaten die Schmerzmittel Ibuprofen und Paracetamol. Besonders interessant ist zuletzt das Medikament Midol, das eigentlich gegen Menstruationsschmerzen eingesetzt werden sollte, aber von vielen Menschen in den USA illegalerweise zweckentfremdet wird, um den Appetit zu unterdrücken.

Künstlich oder natürlich

Ahornsirup, ein Produkt, das man in Deutschland ausschließlich in seiner natürlichen Form kaufen kann, wird in den USA in sehr vielen Haushalten auch in künstlich gepanschten Varianten konsumiert. Und dass, obwohl Pfannkuchen zum Frühstück in der nationalen Kultur stark verankert sind und man von landestypischen Spezialitäten erwarten könnte, dass man zumindest in Bezug auf diese ein gewisses Qualitätsbewusstsein hat.

Ein im Red Roof Inn für die Frühstückswaffeln bereit gestellter Sirup der Marke "Smucker's" ist "Sugar Free", wie es groß und breit auf der Vorderseite der Plastikflasche heißt: schon ein Hinweis darauf, wie nah am Naturprodukt dieser Sirup sein kann. Die etwas authentischere Alternative daneben von der Marke "Lyons" beinhaltet auch keinen Ahornsirup, dafür aber eine Menge Mais-Sirup und den ungesunden Konservierungsstoff Benzoesäure [16] ("Sodium Benzoate")

sowie künstliche Aromen und Sodium Hexametaphosphate [17]. In den Läden der USA kann man seit einigen Jahren zunehmend zwar auch echten Ahornsirup finden, aber der meiste verkaufte Sirup besteht nach wie vor aus Mais-Sirup, künstlichen Süßstoffen und einer Reihe künstlicher Aromen und Farbstoffen.

Der Joghurt auf dem Buffet neben den Waffeln besteht neben unnatürlichem, da fettfreiem Joghurt aus modifizierter Stärke, ein Wenig echten Früchten, dann aber wieder dem künstlichen Süßstoff Acesulfam und künstlichen Vitaminen sowie Gelatine (koscher, also vom Rind).

Die gegenüber Vegetariern verbreitete Unsitte, Gelatine in die unwahrscheinlichsten Produkte hineinzupanschen, gibt es aber auch in Deutschland, etwa bei verschiedenen Joghurt- oder Quarkprodukten oder einigen Frischkäsen.

Brot und Käse

Brot und Käse in den USA haben eines gemein. Und zwar gibt es jeweils eine überaus große Auswahl an Varianten, die sich beim genauen Hinsehen aber auf die oberflächliche Vielfalt der Beschriftungen und Werbeversprechen auf den Plastikverpackungen beschränkt.

Ob nun "Swiss Cheese", Cheddar oder Gouda. Sie alle schmecken fast gleich. Insbesondere beim "schweizer" Käse ist auffällig, dass er überhaupt nicht kräftig im Geschmack daherkommt. Die meisten Käse sind in Scheiben verpackt zu kaufen - und Käsetheken sind sehr selten.

In den Fastfood-Restaurants sind, ebenso wie hierzulande, gesundheitsschädliche wie minderwertige Schmelzkäse verbreitet und in der Werbung wird dann schon mal für einen angeblichen Qualitätskäse Werbung gemacht, weil dieser über 51% echten Käse enthalte.

Im Prinzip sind 90% aller in den USA zu kaufenden Brote das, was man in Deutschland unter dem Begriff Toastbrot kennt. Also mehr oder weniger wabbelig-schwammige Industriebrote, die sich im Volumen unter leichtem Druck zu einem Zehntel ihres Verpackungsvolumens zusammenquetschen lassen. Echtes Brot mit Kruste oder gar frisch gebackenes Brot findet man eigentlich nur in Spezialitätenläden, in den wenigen Biomärkten des Landes, bei Aldi oder in Hipsterläden.

Die Zutatenliste auf der Packung des "Brotes" ist meist sehr viel länger als hierzulande und 35 Zutaten in normalem Brot sind keine Seltenheit. In einem Himbeer-Käseküchlein hat der Autor ganze 55 Zutaten gezählt, wohingegen auf einem vergleichbaren Industrieprodukt aus Deutschland rund 15-20 Zutaten zu finden wären.

Dies liegt unter anderem daran, dass nicht einmal Mehl in seiner puren Form in die Produkte kommt, sondern meist mit Niacin und anderen Zusätzen angereichert ist. Außerdem finden sich in der Regel alle möglichen Aromastoffe, Zuckerarten und chemischen Konservierungsmittel in Produkten, in denen sie vollkommen überflüssig sind.

Verpackungen und Supersizing

Die US-Amerikaner zählen weltweit zu den Spitzenreitern bei der Produktion von Hausmüll. Im Jahr 2014 waren es 738 Kilo pro Kopf und Jahr an Hausmüll. In Deutschland waren es immerhin 627 Kilo [18], also auch nicht deutlich besser.

Beim genaueren Hinsehen fällt auf, dass etwa in den Fastfoodketten des Landes nach wie vor die meisten Getränke und Burger in Styropor serviert werden, nachdem das umweltschädliche Material in Deutschland bereits seit Jahrzehnten aus der Gastronomie verbannt worden ist.

Insofern ist die internationale Statistik über den Hausmüll etwas undifferenziert, denn es kommt nicht nur darauf an, wie viel Kilo Durchschnittsmenschen pro Jahr produzieren, sondern auch wie sich die verschiedenen Müllarten- und Materialien zusammensetzen. Und Styropor ist besonders umweltschädlich.

Man liebt in den USA auch Aluminiumdosen bei Getränken, die im Gegensatz zu einem großen Teil der Getränkedosen in Deutschland nicht aus einer Mischung aus Weißblech und Aluminium, sondern zu 100% aus Aluminium bestehen. Die Dose ist übrigens so beliebt im Land, dass es in einigen Läden Alu-Varianten in Flaschenform gibt. Auf der Verpackung der Dosen steht dann meist gut gelogen so etwas wie "100% recyclable Aluminium".

Ja, das Metall ist in der Tat auch in den USA zu kostbar, um es zu deponieren. Dass das Auflösen des Metalls in Elektrolysebecken überaus energieintensiv ist und die Blechdose in Bezug auf ihre Energiebilanz niemals mit Pfandflaschen mithalten kann, sollte berücksichtigt werden. Pfandflaschen gibt es in den USA überhaupt nicht. Wenn Glasflaschen verkauf werden, sind es Einwegflaschen zum Wegwerfen; deutlich beliebter sind aber Dosen.

Alles, was groß ist

Neben der Art der Verpackungen ist besonders auffällig, dass fast alle US-Artikel in irrsinnigen Verpackungsgrößen daherkommen. Dies wird weniger der durchschnittlich höheren Kinderzahl pro Familie geschuldet sein, sondern mehr der generellen Mentalität. Die US-Amerikaner lieben offenbar alles, was groß ist. Vielleicht spielen dabei Statuserwägungen eine Rolle.

Nicht nur die Verpackungs-, sondern auch die Portionsgrößen in Restaurants sind deutlich größer als in Mitteleuropa. Und so kann es sich schon mal als Herausforderung für durchschnittlich hungrige Europäer herausstellen, zu zweit den kleinsten Milkshake einer Fastfoodkette zu leeren. Ganz zu schweigen von den Getränkebechern der Kategorie "big", die über einen Liter Inhalt fassen. Auch bei System-Cafés wie Starbucks, in denen es solche Riesenbecher für Kaffee gibt. Wer schafft es, so etwas zu trinken?!

Explizit kritisiert hatte den Größenkult bereits 2004 der Dokumentarfilm "Supersize Me" [19].

Zu allem Überfluss sind die Angaben auf den Lebensmittelverpackungen zur Kalorienzahl und den Inhaltsstoffen in den Vereinigten Staaten besonders irreführend. Da werden vom Hersteller sogenannte "Portionsgrößen" definiert wie z.B. "eine Hand voll Chips" und dazu wird eine Kalorienzahl angegeben.

Da in den USA neben der Portionsgröße nicht wie in Deutschland die Kalorienzahl pro 100 Gramm angegeben ist, kann man die verschiedenen Lebensmittel nicht vergleichen und die Angaben sind damit weitestgehend sinnlos.

Es ist also kein Wunder, dass heute ein Drittel der US-Bevölkerung (33%) stark übergewichtig ist [20]. Und zwar so übergewichtig, dass dies krankhafte Auswirkungen auf die Gesundheit hat (in Deutschland sind es im Übrigen immerhin 20 Prozent).

Wenig verwunderlich ist damit auch, dass die durchschnittliche Lebenserwartung in den Vereinigten Staaten geringer ist, als man vielleicht meinen würde. Das Land kommt mit 78,9 Jahren nur an 35. Stelle der Weltrangliste.

Das ist immerhin rund ein halbes Jahr weniger als im benachbarten kommunistischen und armen Kuba und 1,6 Jahre weniger als in Deutschland. Natürlich gibt es neben dem Essen aber auch andere Einflussfaktoren wie soziale Ungerechtigkeit, ein schlechteres Gesundheitssystem und der ausufernde Waffenbesitz im Land.

Und was hat das mit mir zu tun?

Viel. Denn die meisten in diesem Artikel beschriebenen Trends und Kulturlosigkeiten finden sich in abgeschwächter Form auch auf deutschen Tellern, in europäischen Küchen und Restaurants. Die zu einem großen Teil globalisierte Ernährungsindustrie versteht sich darin, auf nationale Märkte einzugehen, weniger oder mehr süße oder gefärbte Produkte anzubieten.

Auch grüne Gentechnik ist, wie vielen Deutschen unbekannt sein dürfte, in unserer Ernährung zumindest indirekt weit verbreitet. Und zwar, weil in der Fleischindustrie insbesondere für Schweine billiges Weltmarkt-Soja verfüttert wird. Und dieses stammt etwa aus Brasilien und wird in vielen Fällen auf den Flächen ehemaliger Tropenwälder unter Einsatz von reichlich Glyphosat angebaut.

Insgesamt ist das Bewusstsein für Lebensmittel und gesunde Ernährung in Deutschland höher als in den USA, was sicherlich auch mit einem besseren Bildungsstand der Bevölkerung, grüner Politik und einer fähigen Öko-NGO-Szene zusammenhängt.

Daneben aber auch mit der Tatsache, dass die Medien weniger durch transnationale Konzerne dominiert werden, es zum Teil gute öffentlich-rechtliche Informationsquellen gibt und insgesamt etwas differenzierter, vielfältiger und internationaler berichtet wird, als in den Vereinigten Staaten der Fall.


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Links in diesem Artikel:
[1] https://vebu.de/veggie-fakten/entwicklung-in-zahlen/anzahl-veganer-und-vegetarier-in-deutschland/
[2] http://veganbits.com/vegan-demographics-2017/
[3] https://www.blitzrechner.de/fleisch/
[4] https://de.wikipedia.org/wiki/Imperiale_%C3%9Cberdehnung
[5] https://www.eatliver.com/hipster-extremists/
[6] https://de.wikipedia.org/wiki/Trader_Joe%E2%80%99s
[7] https://duckduckgo.com/?q=high-fructose+corn+syrup+mexico+law&t=ffsb&ia=web
[8] https://de.wikipedia.org/wiki/Polysorbat_80
[9] https://www.wissenschaft-aktuell.de/artikel/Doch_nicht_unbedenklich__Ueblicher_Zusatzstoff_in_vielen_Lebensmitteln_schaedigt_Darmflora1771015589772.html
[10] https://www.dkfz.de/de/tabakkontrolle/download/PITOC/PITOC_Zusatzstoffe_Tabakprodukte_Propylenglykol.pdf
[11] https://www.lgl.bayern.de/gesundheit/arbeitsplatz_umwelt/chemische_umweltfaktoren/parabenhaltige_deodorants_brustkrebs.htm#toxikologie
[12] https://de.wikipedia.org/wiki/Parabene#Hormonelle_Wirksamkeit
[13] https://de.wikipedia.org/wiki/Natriumlaurylsulfat
[14] https://naturkost.de/naturkost-von-a-z/naturkost-abc/natrium-lauryl-sulfat/
[15] https://gesundheitstabelle.de/index.php/schadstoffe-gifte/gifte-lebensmittel
[16] https://de.wikipedia.org/wiki/Benzoes%C3%A4ure#Toxikologie
[17] http://www.befoodsmart.com/ingredients/sodium-hexametaphosphate.php
[18] https://data.oecd.org/waste/municipal-waste.htm
[19] https://de.wikipedia.org/wiki/Super_Size_Me
[20] https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_L%C3%A4nder_nach_Anteil_an_adip%C3%B6sen_Personen