Ein Jahr CanG: Mehrheit der Deutschen für Beibehaltung des Gesetzes

Marcel Kunzmann
Ein Joint wird weitergegeben

Was wird aus dem CanG mit der kommenden Bundesregierung?

(Bild: guruXOX/Shutterstock.com)

Vor knapp einem Jahr trat die Cannabis-Teillegalisierung in Kraft. Eine Forsa-Umfrage zeigt nun: Jeder Zweite ist gegen eine Aufhebung. Die Umsetzung verläuft indes schleppend.

Am 1. April jährt sich die teilweise Legalisierung von Cannabis in Deutschland zum ersten Mal. Die CDU hat bereits angekündigt, das Gesetz in einer künftigen Regierung abzuschaffen. Der gesundheitspolitische Sprecher der Unionsfraktion nannte sie die Legalisierung einen "Irrweg", der dringend "rückgängig gemacht" werden müsse.

Die Mehrheit der deutschen scheint jedoch ihren Frieden mit der aktuellen Rechtslage geschlossen zu haben.

Laut einer aktuellen Forsa-Umfrage im Auftrag der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) spricht sich eine knappe Mehrheit von 55 Prozent gegen eine Rücknahme der Teillegalisierung aus. 36 Prozent befürworten hingegen eine Abschaffung des Cannabis-Kontrollgesetzes, wie das Gesetz offiziell heißt.

Befragt wurden rund 1000 Personen zwischen 18 und 70 Jahren.

Jüngere mehrheitlich für Beibehaltung

Besonders groß ist die Ablehnung einer Rücknahme in der jüngeren Generation. Unter den 18- bis 34-Jährigen sprechen sich 75 Prozent gegen eine Aufhebung aus. Lediglich 19 Prozent in dieser Altersgruppe befürworten eine Abschaffung.

Dennoch zeigt sich auch diese Altersgruppe nicht unkritisch. Laut der Umfrage stimmen 65 Prozent der Aussage zu, dass der Konsum von Cannabis der Gesundheit schadet. 21 Prozent befürchten, dass die Legalisierung dem übermäßigen Konsum Tür und Tor geöffnet hat. In ihrem Bericht fordert die KKH, die Präventionsarbeit insbesondere für junge Menschen zu verbessern.

Seit April letzten Jahres ist in Deutschland der Besitz von bis zu 50 Gramm getrockneter Blüten und der private Anbau von maximal drei Hanfpflanzen straffrei. Auch der öffentliche Konsum ist in Grenzen erlaubt, es gelten jedoch Abstandsgebote in der Nähe von Schulen, Kitas und Spielplätzen.

Umsetzung vielerorts in der Schwebe

60 Prozent der Befragten sind der Ansicht, dass die Legalisierung hilft, den Schwarzmarkt und damit den Konsum verunreinigter Produkte einzudämmen. Entscheidender Baustein hierfür sind die mit dem Gesetz am 1. Juli 2024 eingeführten "Cannabis Social Clubs", die den gemeinschaftlichen Anbau in nicht gewinnorientierter Form organisieren und damit für ein legales Angebot sorgen sollen.

Deren Gründung gerät jedoch vielerorts zur bürokratischen Odyssee. Stand November 2024 waren von bundesweit 440 Anträgen lediglich 48 genehmigt worden. Die Zulassung der Clubs ist Ländersache – und die Unterschiede sind enorm.

Während Niedersachsen beispielsweise bereits 17 Clubs genehmigt hat, bleibt Bayern seinem angekündigten Widerstand gegen die neue Rechtslage treu und hat bis heute keinen einzigen Club zugelassen. Auch in Baden-Württemberg, Berlin, Hessen, dem Saarland, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein verlaufen die Genehmigungen schleppend.

Gründe sind häufig extrem hoch angelegte Anforderungen an die Sicherung des Standorts und regulatorische Unsicherheiten. Teilweise scheinen die Behörden aber auch schlicht keine Eile bei der Bearbeitung der Anträge zu haben.

Die Debatte um die Vor- und Nachteile einer kontrollierten Cannabisfreigabe dürfte in Deutschland angesichts der Uneinigkeit in der Bevölkerung und den politischen Lagern auch in Zukunft weiter brodeln.

Ob sich die kommende Regierung hingegen an eine Verschärfung oder gar Abschaffung der neuen Rechtslage machen wird, ist zur Stunde noch offen. Eine erste Zwischenevaluation des Gesetzes soll bis zum 1. Oktober dieses Jahres vorliegen. Richter warnten bereits vor möglichen Entschädigungsansprüchen der Clubs, sollte das Gesetz wieder rückgängig gemacht werden.