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Ein Silberstreif am ukrainischen Horizont?

Flucht von Irpin nach Kiew; Bild: Ukrainisches Innenministerium/CC BY 4.0

Bewegung in der desolaten Kriegskommunikation zwischen der Ukraine und Russland

In einem ARD-Interview am Dienstagabend wurden die jüngsten Angebote Putins folgendermaßen zusammengefasst:

Einen Waffenstillstand, die Aufnahme der ukrainischen Neutralität in die Verfassung der Ukraine und damit ein garantierter Ausschluss eines NATO-Beitritt des Landes, die Anerkennung der Krim als russisches Staatsgebiet sowie die Anerkennung der Volksrepubliken Donezk und Luhansk als unabhängige Staaten.

Tagesschau [1]

Die befragte Russland-Expertin Hanna Notte [2] betonte die Unannehmbarkeit dieser Punkte, was beispielhaft für die derzeitige Berichterstattung in vielen deutschen Medien steht. Ein ernsthaftes Aufgreifen der russischen Forderungen wird weitestgehend als No-Go tabuisiert.

"Das stellt kaum eine Verhandlungsbasis für den ukrainischen Präsidenten Selenskyj dar", sagte Notte. Denn die Umsetzung dieser Forderungen käme "einer vollständigen Kapitulation der ukrainischen Seite" gleich und wäre für Selenskyj innenpolitisch nicht zu vertreten.

Tagesschau [3]

Die von Notte genannten russischen Forderungen auf einen Blick:

Falls über die Umsetzung dieser vier Punkte der Krieg beendet werden könnte, erscheinen diese Zugeständnisse an Russland als Preis nicht unannehmbar – auch wenn es sich widerlich anfühlt, einem brutalen Aggressor nachzugeben.

Selenskyj ändert seinen Kurs

Ein ARD-Interview mit Selenskyjs Sicherheitsberater Ihor Zhovkva [4] deutete an, dass sich die Ukraine erstmals öffentlich zu Kompromissen bereit erklärte:

Die Ukraine forderte einen Waffenstillstand als Voraussetzung für Verhandlungen, hieß es und dass die Regierung bereit sei, über eine Neutralität zu verhandeln - allerdings unter der Voraussetzung, dass ihr die Nato und Russland Sicherheitsgarantien geben.

Der ukrainische Vertreter stellt jedoch fest, dass derzeit Putin nicht zu direkten Verhandlungen mit Selenskyj bereit sei.

Substanzielle Angebote gab es auch von Selenskyj [5]. Er zeigte sich wie seine Partei Diener des Volkes (Sluha Narodu)"gesprächsbereit" bei der Frage nach dem "zukünftigen Status der Separatistengebiete im Donbass sowie der russisch besetzten Krim". Zusammengefasst heißt das:

Für die Ukraine unabdingbar

Für die Ukraine verhandelbar:

Zeitfenster für Friedensverhandlungen?

Vielleicht gibt es tatsächlich ein, vielleicht kurzes, Zeitfenster, währenddessen eine Wende in Richtung Frieden möglich ist. Zum ersten Mal sieht es nach einer Chance dafür aus.

Es scheint geboten, dass

Folgende Fragen sind ganz besonders entscheidend:

Ist Putin tatsächlich daran interessiert und dazu bereit, sich auf die oben genannten Forderungen zu beschränken und im Gegenzug alle Kriegshandlungen einzustellen?

Hat Selenskyj überhaupt die innenpolitische Macht,


URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-6544475

Links in diesem Artikel:
[1] https://www.tagesschau.de/ausland/europa/ukraine-russland-krieg-fluchtkorridore-101.html
[2] https://twitter.com/HannaNotte
[3] https://www.tagesschau.de/ausland/europa/ukraine-russland-krieg-fluchtkorridore-101.html
[4] https://www.tagesschau.de/ausland/ukraine-krieg-selenskyj-berater-kompromisse-101.html
[5] https://www.tagesschau.de/ausland/europa/ukraine-selenskyj-nato-sicherheitsgarantien-101.html