Ein Urahn von Nessie?
Forscher haben ein weiteres Reptil mit langen Hals entdeckt, das vor mehr als 230 Millionen Jahren im heutigen chinesischen Küstenwasser lebte.
Chun Li von dem "Institute for Vertebrate Paleontology and Paleoanthropology" an der "Academy of Sciences" in Peking stellt zusammen mit zwei Forschern aus Chicago ein neues prähistorisches Reptil in Science vor. "Dinocephalosaurus orientalis" nennt Chun Li seine Entdeckung und beweist, dass es sich um einen weiteren Verwandten der Eidechsen handelt.
Dinocephalosaurus orientalis gehört zu den Tieren mit einem überaus langen Hals. 1,7 Meter beträgt er und er lässt nur einen Meter für den restlichen Körper. Der Hals wird von 25 Halsrippen ausgekleidet. Auch sind drei Fangzähne erhalten: sie messen 1,5 bis 2,8 Zentimeter. Die dünnen Beine lassen die Forscher vermuten, dass die Tiere in dem küstennahen Wasser zu Hause waren und nur zum Eierlegen aufs Land kamen.
Zwei Echsen mit langem Hals
Bisher war nur ein Reptil mit einem mächtigen Hals bekannt: die Giraffenhalsechse, Tanystropheus langobardicus. Dazu kommt nun der Dinocephalosaurus orientalis.
Die Giraffenhalsechse wurde in den Jahren um 1850 am Monte San Giorgio in der Lombardei erstmals geborgen und ist inzwischen auch in Deutschland und in Israel gefunden worden. 3 Meter beträgt allein der Hals. Körper und Schwanz bilden zusammen 6 Meter. Der riesengroße Hals ähnelt dem einer heutigen Giraffe: 10-12 große Halsknochen bilden das Gerüst. Dazu kommen Halswirbel mit über 30 cm Länge. Ferner hat der Tanystropheus langobardicus nur Zähne wie ein Hund und wird deshalb als Fischfresser angesehen. Hinsichtlich seines Lebensraumes glauben die Forscher, dass er sowohl im Wasser wie auf dem Land lebte.
Hinsichtlich des Halses erklärte K. Tschanz, dass die Stellung von Hals und Kopf nicht über die Erde hinaus ragt. Demgegenüber vertreten andere Forscher unterschiedliche Ansichten: Sie vermuten die gerade Erhabenheit des Halses, eine S-förmige Verbiegung wie beim Schwan oder gar David Peters Meinung vom aufrechten Gang des Tieres.
Ganz anders Dinocephalosaurus orientalis, das "Reptil mit einem phantastischem Kopf aus dem Orient" so Chun Li. Im Unterschied zur Giraffenhalsechse sind es hier 25 Halsknochen, die jeweils eine Halsrippe aufweisen. Dennoch: "Die zwei Spezies sind keineswegs eng miteinander verwandt. Was erklärt, dass zwei "lange Hälse" in der Reptiliengruppe vorkommen", erklärt Olivier Rieppel. Und Chun Li ergänzt: "Wir werden die ganze Breite der Diskussion von 1980 wieder eröffnen."
Der Grund sind Diskussionen um die Art, wie gefressen wurde. Für die Giraffenhalsechse ist es ein "biomechanischer Albtraum", weil keine Lösung hinreichend überzeugt. Im Falle von Dinocephalosaurus orientalis ähnelt der Verlauf dem, wie wir es heute noch sehen: Beispielsweise wird bei den Schildkröten der Mund umgeformt, damit er ein größeres Volumen aufnimmt, wobei gleichzeitig der Druck vermindert wird. Durch den damit verbundenen Druckabfall wird das Wasser in den Mund gespült. Beim Dinocephalosaurus werden durch das rasche Vorwärtsschnellen des Kopfes zusätzlich die Halsrippen aufgeweitet. Folglich dehnen sie sich und reißen die Beute zusammen mit dem Wasser in Mund und Speiseröhre. Nicht schlüssig zu beantworten ist die Überlegung, ob das Gebiss mit den großen Zähnen auch seitlich Wasser einlässt. In diesem Fall wäre das Fressen ähnlich wie bei den Krokodilen, nämlich durch das seitliche Abreißen möglich.
Das Rätsel von Nessie
Gleichwohl fehlen den Forschern die Muskelansätze in ihren Gesteinsproben. Damit ergibt sich wie bei der Giraffenhalsechse die Frage: Wo nimmt der Dinocephalosaurus seine Kraft tatsächlich her?
Im Wasser wird der lange Hals so flexibel sein, dass er die Beute fängt. Dann aber geht er aufs Land. Wird er seinen Hals beispielsweise S-förmig wie ein Schwan bewegen? Nein, denn dafür sind die Halsmuskeln einfach zu schwach. Folglich müsste das Reptil seinen Hals und Kopf auf Erdniveau halten. Aber: können wir uns Tiere vorstellen, die ihren Kopf trotz des langen Halses nicht über die Erde anheben?
Die Natur macht selten Fehler, selbst wenn jede neue Anpassung ein Abbild der Umwelt ist. Daraus ergibt sich zwangsläufig die Frage nach dem Einfluss der Gravitation. War zur Zeit der großen prähistorischen Tiere die Erdanziehung anders als heute? Die gegenwärtigen Verhältnisse lassen das Gewicht bei doppelter Größe achtmal größer erscheinen. Bei halb so großer Erdanziehung wären die Reptilien und Dinosaurier hingegen nur viermal schwerer und bewegten sich in der Größenordnung, wie wir sie in unserer heutigen Zeit kennen. Diese Theorie findet sich in "Dinosaurs and the expanding earth" von Stephen Hurrell, One-Off Publishing.
Daraus erwachsen weitere Fragen: Wie lässt sich ein solcher Unterschied in der Erdanziehung erklären? Handelt es sich um einen kontinuierlichen Prozess, der über Millionen von Jahren abläuft, oder sind es stufenweise Vorgänge, die unter anderem durch die "große Katastrophe" ausgelöst wurden? Die wahren Ursachen dieses Ereignisses sind unklar. Waren es Überschwemmungen, Vulkanausbrüche, Meteoriten, oder Änderungen der Erdgravitation? Das sind Fragen ohne Antworten. Dennoch ist durch diese Katastrophe mehr bewirkt worden als heute messbar und erklärbar ist.
Deshalb: Größe und Funktion der Reptilien ließen sich auch ohne erkennbare Muskelansätze erklären, wenn wir die Gravitation als Veränderliche berücksichtigen.