Eine kritische Auseinandersetzung mit dem "Golfkriegssyndrom"
Seite 4: Abschließende Bemerkungen und Fazit
- Eine kritische Auseinandersetzung mit dem "Golfkriegssyndrom"
- Die Rolle der WHO
- USA verschweigen die Einsatzorte von Uranwaffen
- Abschließende Bemerkungen und Fazit
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In der medizinischen Wissenschaft hat man sich, so weit wie möglich, an gesicherten Fakten zu orientieren und nicht nur an Vermutungen, seien diese auch noch so gut begründet.
Andererseits gilt: Wir wissen nur das, was auch tatsächlich wissenschaftlich untersucht und dann auch veröffentlicht worden ist. Über das, was nicht untersucht beziehungsweise nicht veröffentlicht wurde, können wir keine gesicherten Aussagen machen.
Deshalb bestehen im Hinblick auf die gesundheitsschädigenden Wirkungen von Uranwaffen leider weiterhin noch viele offene Fragen, die weiter abgeklärt werden müssten, deren Abklärung aber auch deshalb schwierig ist, weil diese bisher durch verschiedene Akteure verhindert worden ist (siehe oben).
Wie ich zu zeigen versucht habe, liegen mittlerweile aber auch eine Reihe von harten Daten vor, die den dringenden Verdacht nahe legen, dass der Einsatz von Uranwaffen zu gehäuftem Auftreten von Fehlbildungen bei Neugeborenen und Krebserkrankungen und weiteren Krankheiten bei Kindern und Erwachsenen führen kann.19
Weiterhin kann der Einsatz dieser Waffen, im Unterschied zu sonstigen konventionellen Waffen, zu einer Verseuchung der Kriegsschauplätze und deren Umgebung und wahrscheinlich auch weiter entfernter Regionen mit giftigem und radioaktiv strahlendem Staub führen, der auch eine gesundheitsschädigende Wirkung auf die jetzt dort lebende Bevölkerung und eventuell auch viele zukünftige Generationen ausüben kann.
Das Auftreten von Gesundheitsschäden durch Waffen aus abgereichertem Uran wird im Prinzip auch durch den jüngsten systemischen Review aus 2021 bestätigt.20
Dieser kommt zu dem Ergebnis, dass die verfügbaren Beweise auf mögliche Zusammenhänge zwischen der Exposition gegenüber abgereichertem Uran und gesundheitsschädlichen Folgen bei der irakischen Bevölkerung hindeuten, denn die meisten der untersuchten Studien (83 Prozent von n=30) berichten über einen positiven Zusammenhang. Mehr Primärforschung und die Freigabe fehlender Daten seien jedoch erforderlich, um sinnvolle Gesundheits- und Politikinterventionen im Irak zu konzipieren.
Somit hat es sich nach meiner Überzeugung beim Einsatz von Granaten und Geschossen aus abgereichertem Uran im Irak, aber auch auf dem Balkan und den anderen Einsatzorten, neben der Entfesselung von völkerrechtswidrigen Angriffskriegen, dem größten aller Kriegsverbrechen, wahrscheinlich um weitere große Kriegsverbrechen der Anwenderstaaten gehandelt, für die sie sich vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag verantworten müssten.
Deshalb möchte ich auch den Aufruf des Schweizer Journalisten Christian Müller "Uranmunition: Der verschwiegene Millionen-Mord muss ans Licht!" unterstützen, in dem er 2019 in der Schweizer Online-Zeitung infosperber auf das damals gerade erschienene sehr verdienstvolle neue Buch von Frieder Wagner "Todesstaub- Made in USA. Uranmunition verseucht die Welt" aufmerksam gemacht hat.21 Und natürlich sollte auch die Bundesregierung alles in ihrer Macht Stehende tun, um eine mögliche Lieferung von Uranwaffen an die Ukraine durch den Nato-Partner USA, wie von Jürgen Hübschen kürzlich vermutet wurde, zu verhindern.22 Nach der erfolgten Zusage, der Ukraine auch Leopard-2-Kampfpanzer zu liefern, wird das aber wohl ebenfalls nur ein frommer Wunsch bleiben.
Danksagung: Für viele wertvolle Anregungen bedankt sich der Autor bei Jascha Jaworski von attac Kiel und Prof. Dr. med. Martin F. Krause von der Kieler IPPNW-Gruppe.
Klaus-Dieter Kolenda, Prof. Dr. med., Facharzt für Innere Medizin – Gastroenterologie, Facharzt für Physikalische und Rehabilitative Medizin/Sozialmedizin, war von 1985 bis 2006 Chefarzt einer Rehabilitationsklinik für Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems, der Atemwege, des Stoffwechsels und der Bewegungsorgane. Seit 1978 ist er als medizinischer Sachverständiger bei der Sozialgerichtsbarkeit in Schleswig-Holstein tätig. Zudem arbeitet er in der Kieler Gruppe der IPPNW e.V. (Internationale Ärztinnen und Ärzte für die Verhütung des Atomkriegs und für soziale Verantwortung) mit. E-Mail: klaus-dieter.kolenda@gmx.de