"Einschläge" des Klimawandels kommen immer näher
Seite 2: Windenergie abgewürgt
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Das Ausbremsen der Windenergie, zunächst in Bayern und Sachsen und inzwischen auch auf der Bundesebene deutet auf solche Pläne hin. Der Ausbau, und das gehört eindeutig zu den vielen schlechten Nachrichten des Jahres aus dem Ressort Klima- und Energiepolitik, ist in Deutschland total eingebrochen.
Nach Zahlen des Fraunhofer Instituts für Solare Energiesysteme (Fraunhofer ISE) kamen 2019 an Land Windräder mit einer Gesamtleistung von weniger als ein Gigawatt (GW) hinzu. Gegenüber dem bereits sehr schlechtem Vorjahr ist das ein Rückgang um weitere rund 70 Prozent.
Entsprechend sind inzwischen mehrere 10.000 Arbeitsplätze in der Windindustrie weggefallen, ohne dass dies die Bundesregierung weiter zu stören scheint. Die Arbeitsplätze fehlen übrigens zudem in den strukturschwachen Regionen Nord- und Ostdeutschlands, aber auch das scheint für Union und SPD kein Problem zu sein.
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmayer ließ sich im Herbst zwar zu einem "Windgipfel" herab, doch praktische Auswirkungen hat das bisher nicht gehabt. Das könnte auch daran liegen, dass das Ministerium an den entscheidenden Schaltstellen inzwischen einige erklärte Feinde der Energiewende beschäftigt.
Wenn der Windkraftausbau nicht schnell wieder an Fahrt aufnimmt, läuft alles darauf hinaus, dass die AKW durch die zuletzt zunehmend unterbeschäftigten Stein- und zum Teil auch Braunkohlekraftwerke ersetzt wird.
Die haben trotz verminderter Stromproduktion - aufgrund nachlassenden Exports und zunächst weiter kräftigem Wachstums der Produktion von Wind- und Solarstroms - auch 2019 in Deutschland noch reichlich Treibhausgase in die Luft geblasen. Im Einzelnen waren es bei den Braunkohlekraftwerken 155 Millionen und bei den Steinkohlekraftwerke rund 75 Millionen Tonnen CO2.
Doch Antiklimaschutz-Trolle verweisen ja gerne darauf, dass CO2 nicht giftig sei, und deshalb ganz harmlos sein müsse. Weshalb sie eigentlich umso mehr gegen die übrigen, nun wirklich giftigen Substanzen haben müssten, die aus so einem Kraftwerksschornstein entweichen.
Doch auch mit der Ungiftigkeit des CO2 ist es, nebenbei bemerkt, nicht so besonders weit her. Ab Konzentrationen von einigen Prozent in der Atemluft kann CO2 gesundheitliche Probleme auslösen und bei über zehn Prozent auch zum Tode führen.
Ein Aspekt der im Zusammenhang mit potenziellen Lecks an etwaigen CO2-Pipelines nicht ganz unwichtig ist, die für das von der Industrielobby und Bundeswirtschaftsminister Peter Altmayer so geliebte Einfangen und Abspeichern von CO2 diskutiert werden.
(Derzeit beträgt der Anteil in der freien, gut durchmischten Atmosphäre 410 Teile pro Millionen Luftmoleküle, was in etwa gleichbedeutend mit 0,4 Promille ist. Die Steigerungen, die für den Klimawandel verantwortlich sind, sind zugleich noch sehr weit vom Bereich der Giftigkeit entfernt.)
Giftcocktail
Aber lassen wir diesen Aspekt einmal bei Seite. Die aus den Schornsteinen austretenden CO2-Emissionen sind zwar nicht giftig, doch jede Menge andere Abgasbestandteile. So haben deutsche Braunkohlekraftwerke 2019 nach den vorläufigen Angaben des Fraunhofer ISE 450 Kilogramm Arsen, 2,6 Tonnen Blei, über 3,7 Tonnen Quecksilber, 1,5 Tonnen Nickel, 1,8 Tonnen Kupfer, 2500 Tonnen Feinstaub, 70.000 Tonnen Schwefeloxide und über 100.000 Tonnen Stickoxide in die Luft gepustet.
Lauter gute Gründe also, auch die Kohlekraftwerke eher heute als morgen stillzulegen. Doch die Bundesregierung lässt uns weiter auf das Kohleausstiegsgesetz warten, dass mit ziemlicher Sicherheit zudem Fristen bis 2036 vorsehen wird, was von den Schülern, Umweltschützern und auch vielen Wissenschaftlern als viel zu spät angesehen wird.
Wie es aussieht, wird hinter den Kulissen über üppige Entschädigungen für die Kraftwerksbetreiber verhandelt. Man könnte natürlich auch, wie nach EU-Recht ohnehin anstehend, die Regelungen für den oben aufgezählten Giftcocktail deutlich verschärfen. Mit der dann fälligen Nachrüstung wären viele Kraftwerke ohnehin nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben.
Doch das möchte die Bundesregierung den Energiekonzernen wohl nicht zumuten. 2019 also alles beim Alten. Wird 2020 besser?