Elektroautos als Stromspeicher: Wie bidirektionales Laden Milliarden sparen könnte
Wenn Elektroautos Strom ins Netz zurückspeisen, spart das bis 2040 ganze 175 Milliarden Euro. Doch technische Hürden müssen dafür noch überwunden werden.
Die Zukunft der Elektromobilität ist nicht nur sauber, sondern auch smart. Eine neue Studie des Fraunhofer-Instituts im Auftrag des Branchenverbands Transport & Environment zeigt das enorme Potenzial von Elektroautos als rollende Stromspeicher.
Das Stichwort heißt bidirektionales Laden, also die Fähigkeit, Strom nicht nur zu speichern, sondern bei Bedarf auch wieder abzugeben – sei es ins eigene Haus oder sogar ins Stromnetz.
Mit dieser Technologie könnten Elektroautos zu virtuellen Kraftwerken werden und die Energiewende deutlich beschleunigen. Laut der Studie könnte die EU bis 2040 insgesamt 175,45 Milliarden Euro an Energiesystemkosten einsparen – fast so viel wie der gesamte EU-Haushalt im Jahr 2023. Die jährlichen Einsparungen würden bis dahin auf 22,2 Milliarden Euro oder 8,6 Prozent steigen.
Elektroautos als Schlüssel zur Energiewende
Elektroautos könnten zu einer tragenden Säule der Stromversorgung werden. Bis 2040 könnten sie laut Studie neun Prozent des jährlichen Strombedarfs in Europa decken und damit zum viertgrößten Stromlieferanten aufsteigen. In Spitzenzeiten könnten sie sogar 15 bis 20 Prozent der Last übernehmen.
Gleichzeitig könnte das bidirektionale Laden den Ausbau der erneuerbaren Energien massiv vorantreiben. So wäre eine Verdoppelung der Solarkapazität in der EU um zusätzliche 430 GW bis 2040 möglich. Der Bedarf an stationären Stromspeichern würde um bis zu 92 Prozent sinken, der Bedarf an Reservekraftwerken um 126 GW.
Auch Besitzer von Elektroautos hätten Grund zur Freude: Je nach Standort, eigenem Solarstrom und Batteriegröße könnten sie ihre jährliche Stromrechnung um vier bis 52 Prozent senken. Das entspricht einer Ersparnis von 31 bis 780 Euro pro Jahr – ohne Einnahmen aus Netzdienstleistungen.
Technische Hürden noch zu überwinden
Für die Umsetzung dieser Vision sind jedoch noch technische Hürden zu überwinden. Nicht alle Elektroautos können heute bidirektional geladen werden. Es mangelt an Kompatibilität, da sich die Hersteller entweder auf AC- oder DC-Ladelösungen konzentrieren. Um die Interoperabilität zu gewährleisten, sollte die EU das bidirektionale Laden als Standard für alle Elektroautos festlegen, so die Forderung.
Auch bei der Ladeinfrastruktur muss sich noch einiges ändern. So sollten laut Studie zumindest alle öffentlichen Ladepunkte bis 22 kW bidirektional sein. Für private Ladepunkte soll dies durch eine gezielte Änderung der Gebäudeeffizienzrichtlinie sichergestellt werden.
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Trotz leichter positiver Effekte auf das Niederspannungsnetz kann das bidirektionale Laden die notwendigen Netzinvestitionen jedoch nicht ersetzen, wie die Forscher betonen. Zwar könnten bis 2040 bis zu 9,8 Milliarden Euro an Netzausbaukosten eingespart werden. Im Vergleich zu den Kosteneinsparungen auf Energiesystemebene nimmt sich diese Zahl jedoch bescheiden aus.
Batterien halten länger durch
Entgegen häufigen Befürchtungen muss man sich beim bidirektionalen Laden keine Sorgen um die Batterielebensdauer machen, so die Studie. Im Gegenteil: Im Vergleich zu herkömmlichen Ladeverfahren kann die Lebensdauer sogar um bis zu 9 Prozent erhöht werden. Entscheidend ist dabei nicht die Anzahl der Ladezyklen, sondern der Ladezustand. Häufiges Vollladen auf 100 Prozent schadet demnach am meisten.