Elektroautos in Europa: Absatz bricht ein, Hersteller unter Druck

Elektroauto und Plug-in-Hybrid

Der Elektroauto-Boom in Europa ist vorerst vorbei. Die Verkäufe gehen zurück, der Marktanteil sinkt. Für die Hersteller könnte 2025 zum Krisenjahr werden.

Der europäische Automarkt stagniert. Im vergangenen Jahr stiegen die Neuzulassungen von Pkw in der Region nur um magere 0,9 Prozent auf 13 Millionen Einheiten, wie der Verband der Europäischen Automobilhersteller (ACEA) am Dienstag mitteilte.

Besonders schwach entwickelte sich dabei der Absatz von reinen Elektroautos. Deren Zulassungen gingen um 1,3 Prozent zurück, ihr Marktanteil sank auf 15 Prozent, was besonders den Rückgängen in Deutschland und Frankreich geschuldet ist.

Förderkürzungen und Reichweitenangst bremsen Elektroauto-Verkäufe

In Deutschland sorgte das Aus für staatliche Subventionen dafür, dass die Nachfrage nach batterieelektrischen Fahrzeugen einbrach. Aber das ist nicht der einzige Grund. Auch die Angst der Verbraucher vor zu geringen Reichweiten bremst den Umstieg auf die Stromer.

Stattdessen greifen viele Käufer zu Plug-in-Hybriden, die eine Batterie mit einem Verbrennungsmotor kombinieren. Deren Verkaufszahlen stiegen im Dezember wieder an, nachdem sie im Laufe des Jahres zurückgegangen waren.

Laut ACEA stiegen die Verkaufszahlen um 33,1 Prozent. Auch ihr Marktanteil stieg damit von 26,5 Prozent auf 33,6 Prozent im Dezember. Damit hätten die Plug-in-Hybride zum vierten Mal in Folge die Zulassungen von Benzinfahrzeugen übertroffen.

Die Tatsache, dass Verbraucher Plug-in-Hybride gegenüber reinen Elektroautos bevorzugen, verkompliziert die Elektrostrategien der Autohersteller. Einige fügen nun mehr Hybridmodelle zu ihrem Angebot hinzu.

Strenge EU-Vorgaben setzen Hersteller unter Druck

Für die europäischen Autobauer könnte 2025 zum Krisenjahr werden. Sie stellen sich auf ein schwieriges Umfeld ein, denn gleich mehrere Faktoren belasten das Geschäft. UBS-Analyst Patrick Hummel spricht gegenüber Bloomberg von einem "perfekten Sturm" aus Preisdruck, Marktanteilsverlusten in China, strengeren Emissionsvorschriften und einer weiterhin schwachen Nachfrage.

Vor allem die CO2-Vorgaben der EU setzen die Hersteller unter Druck. Sie müssen den Anteil an den Verkäufen batteriebetriebener Autos erhöhen, um hohe Geldstrafen zu vermeiden - und das trotz sinkender Nachfrage. Die ACEA, die jetzt vom Mercedes-Chef Ola Källenius geleitet wird, hat die EU daher aufgefordert, ihre Flottengrenzwerte zu überarbeiten.

Zollstreit mit den USA verschärft die Lage

Erschwerend hinzukommt der drohende Handelskonflikt mit den USA. Nachdem die europäischen Hersteller bereits unter sinkenden Verkaufszahlen in China gelitten haben, drohen ihnen jetzt auch noch Strafzölle in den USA unter Präsident Donald Trump. ACEA-Chef Källenius fordert daher einen "großen Deal" mit der Trump-Regierung, um Vergeltungszölle auf importierte Waren zu vermeiden.

In Deutschland, dem Heimatmarkt von Volkswagen, Mercedes und BMW, wird der Umgang mit dem Verbrennungsmotor zum Wahlkampfthema. Friedrich Merz, der konservative Spitzenkandidat für das Kanzleramt, will den Verkauf von Verbrenner-Neuwagen über das geplante EU-Verbot 2035 hinaus fortsetzen. Amtsinhaber Olaf Scholz fordert hingegen mehr Steueranreize für Elektroautos, um die Nachfrage wieder anzukurbeln.

Preissenkungen sollen Elektroauto-Verkäufe wieder ankurbeln

Die Branche hofft nun, dass Preissenkungen in der zweiten Jahreshälfte 2025 die Verkäufe von Elektroautos wieder ankurbeln können. Analysten von Bloomberg Intelligence erwarten, dass die Neuwagen-Zulassungen in Europa in den ersten sechs Monaten noch sinken, dann aber wieder leicht anziehen werden.

Bis dahin dürften jedoch vor allem Plug-in-Hybride und herkömmliche Verbrenner den Markt dominieren. Denn viele Verbraucher scheuen weiterhin den Umstieg auf reine Stromer – sei es wegen der hohen Preise, der begrenzten Reichweite oder der lückenhaften Ladeinfrastruktur. Der Traum vom massentauglichen Elektroauto bleibt vorerst ein fernes Ziel.