Elf Dinge, die ich als Radfahrerin nicht mehr hören kann
Seite 6: 6. Radfahrer:innen wollen, dass alle aufhören Auto zu fahren
- Elf Dinge, die ich als Radfahrerin nicht mehr hören kann
- 2. Straßen sind für Autos gemacht
- 3. Es gibt nicht genug Platz für Radwege, ohne dass es zu Stau kommt
- 4. Radfahrer:innen sind gefährlich
- 5. Radfahrer:innen sind selber schuld
- 6. Radfahrer:innen wollen, dass alle aufhören Auto zu fahren
- 7. Autofahrer:innen zahlen für die Straße, also sollten sie Vorrang haben
- 8. Autofahrer:innen haben Recht!
- 9. Radfahren ist bloß eine Modeerscheinung
- 10. Es gibt einen Krieg gegen das Auto
- 11. Menschen brauchen Autos
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Man wolle Menschen das Autofahren verleiden, klagte der CDU-Bundestagsabgeordnete Christoph Ploß. In Düsseldorf bringe man die Autofahrer:innen "zum Verzweifeln, um sie so zum Radfahren zu zwingen". Überhaupt wollen die "Radnazis", den Menschen das Autofahren verleiden.
Radfahrer:innen wollen angeblich, dass alle anderen auch das Rad nutzen. Wenn dem so wäre, warum nutzen in Ballungsgebieten mehr als die Hälfte und in ländlichen Gebieten mehr als drei Viertel der Menschen zum Pendeln ihr Auto? Sie verlassen ihr Haus, ihre Wohnung und steigen wie selbstverständlich ins Auto.
Bis zu drei Tonnen Stahl, die im Schnitt anderthalb Personen, bzw. rund 100 Kilogramm Lebendgewicht durch die Gegend transportieren. Das ist Standard! Unsere Gesellschaft ist derart autozentriert, dass diese Form der Fortbewegung überhaupt nicht ernsthaft hinterfragt wird.
Autos werden als toll wahrgenommen. Sie sind bequem und sie bringen Menschen schnell dahin, wo sie hinwollen. Autos sind aber auch laut, umweltverschmutzend, ressourcenfressend, platzeinnehmend und tödlich. Autos sind nicht inklusiv. Autos grenzen aus. Sie lassen Kinder, Arme, Alte außen vor.
Mobilität wird in Deutschland mit dem Auto gleichgesetzt. Das Auto ist der Standard. Genau dieses Dogma hinterfragen viele Radfahrende. Fakt ist, dass fast die Hälfte aller mit dem PKW zurückgelegten Wege unter fünf Kilometer betragen; jede zehnte Autofahrt ist sogar kürzer als ein Kilometer (vgl. infas 2008).
Diese Zahlen machen deutlich, dass spürbare Teile des Autoverkehrs sich leicht durch Rad- und Fußverkehr ersetzen ließen. Je mehr Menschen mit dem Rad und zu Fuß unterwegs sind, desto besser für Autofahrer:innen, die wirklich auf ein Auto angewiesen sind.
Radwege dürfen natürlich nicht weiterhin im Nirwana enden. Radfahrenden kann es passieren, dass sie unvermittelt auf einer Schnellstraße landen. Das ist so, als ob Autofahrer:innen von der Straße direkt auf die Schiene geleitet würden, wo von hinten ein ICE angerauscht kommt.
Daher ist ein gutes Netz, möglichst aus abgetrennten und geschützten Radwegen, wie es sie in den Niederlanden und auch Dänemark gibt, essenziell, damit man mit dem Rad komfortabler und sicherer unterwegs sein kann. Wer weiß, vielleicht würde sich der ein oder andere Autofahrende dann sogar selber "gezwungen" sehen aufs Rad umzusteigen.