Energie-Studien: Und die Gewinner sind Sonne und Wind

Seite 2: Die über 100-Milliarden-Euro-Frage

In Europa könnte man dem Autohersteller Audi folgen. Das Unternehmen hat in Ungarn zwei Logistikzentren mit 35.000 Solarmodulen ausgestattet. Es ist mit 160.000 Quadratmetern die größte Photovoltaik-Anlage Europas, die jährlich mehr als 9,5 Gigawatt-Stunden Energie produzieren soll. Das entspricht dem jährlichen Energiebedarf von 5000 Haushalten. So gelangen rund 6000 Tonnen Kohlendioxid weniger in die Luft.

In Grünheide in Brandenburg hat der Autohersteller Tesla begonnen, das Fabrikdach mit Solarzellen zu bestücken. In Australien errichtet das US-Unternehmen das größte virtuelle Kraftwerk der Welt. Auf 50.000 Häuser sollen Solarpaneele montiert werden und im Verbund das Stromnetz beliefern.

All das sind Modelle, die zeigen, wie Unternehmen und Industrien ihre Infrastrukturen für die Energiewende in einer Win-Win-Situation nutzbar machen könnten – und sollten. In Deutschland gibt es rund 1,2 Milliarden Quadratmeter Flachdach. Die Dächer von Logistikhallen und Industriebetrieben (insgesamt gibt es in Deutschland 21 Millionen gewerbliche Bauten) werden aber weitgehend nicht für die Gewinnung von Sonnenenergie genutzt.

Eine weitere Studie der Universität Lappeenranta in Finnland zeigt das Potenzial beim Umstieg auf erneuerbare Energien, vor allem von Wind und Solar. Die Berechnung für Großbritannien hat herausgefunden, dass der Komplettwechsel kostengünstiger ist als alle anderen Lösungen.

Der Bericht vergleicht eine Reihe potenzieller Szenarien mit dem aktuellen Netto-Null-Pfad der britischen Regierung, der Atomkraft und die Abscheidung und Speicherung von Kohlenstoff (CCS) aus fossilen Brennstoffen umfasst.

Das Szenario, in dem das Vereinigte Königreich vollständig auf erneuerbare Energien umsteigt und auf die Erzeugung von Kernenergie verzichtet, würde bis zum Jahr 2050 mehr als 115 Milliarden Euro einsparen und zwanzig Prozent weniger Kohlendioxidemissionen verursachen, so das Ergebnis der Analyse. David Toke, Direktor von 100 % Renewable U.K., der den neuen Bericht betreut hat, stellt fest:

Die Vorteile eines vollständig erneuerbaren Energiesystems, um die Treibhausgase auf null zu bringen, liegen auf der Hand. Mit dem Umstieg bleiben nicht nur die Lichter an. Damit wird auch eine sichere und zuverlässige Energieversorgung Großbritanniens gewährleistet, mit enormen wirtschaftlichen Einsparungen im Vergleich zu anderen Optionen und unglaublichen Möglichkeiten zur Schaffung von Arbeitsplätzen.

Seit der konservative Ministerpräsident David Cameron durch politische Maßnahmen die, wie er sie bezeichnete, "Green-Crap"-Politik 2012 für das Vereinigte Königreich einstampfte, haben die kohlenstoffarmen Arbeitsplätze auf der Insel stark abgenommen. Zudem entwickelt Großbritannien wie die USA und andere Länder trotz des Klimanotstands weiterhin Projekte für fossile Brennstoffe.

Wissenschaftler:innen und Klimaschützer:innen warnen, dass das gesamte Kohlenstoffbudget des Landes für ein einziges Öl- und Gasprojekt aufgebraucht werden könnte: Rosebank, das größte unerschlossene Ölfeld in der Nordsee, hat das geschätzte Potenzial, insgesamt 500 Millionen Barrel Öl (rund 80 Milliarden Liter) zu fördern.

Die Quintessenz der beiden neuen Studien: Die Regierungen der Industriestaaten sollten endlich auf die enormen Potenziale zurückgreifen, die die bereits bestehende Infrastruktur in ihren Ländern für die Solarenergie bietet. Das wäre zudem kostengünstiger als das Festhalten an CCS-Kohle- und Gaskraftwerken und unwirtschaftlichen Atomkraftwerken.

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